Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
ihn, dass sie ihm gegenüber nicht unbefangen war. Wenn er sie nervös machen konnte, so war das schon mal ein Anfang. »Du weißt schon, Bowling, Briefmarken sammeln.«
»Ich hatte in letzter Zeit selten Gelegenheit, Hobbys zu pflegen«, murmelte Liv und nippte an ihrem Kaffee. Dabei wunderte sie sich, warum sie so locker gewesen war, als sie aus der Küche kam, und jetzt plötzlich so angespannt. Thorpe steckte sich eine Zigarette an und beobachtete sie unverwandt.
Liv kämpfte gegen das kindische Bedürfnis an, von ihm abzurücken.
»Was hast du dann mit deiner Zeit gemacht?«
»Ich arbeite«, sagte sie und zuckte die Schultern. Wie kam es, dass eine Tasse Kaffee und eine zwanglose Konversation ihren Puls derart in die Höhe trieben? »Das hält mich genug auf Trab.«
»Und sonntagnachmittags?«
»Wie bitte?« Sie hatte zu ihm aufgesehen, ehe sie ihren Fehler bemerkte. Seine Augen waren dunkel und direkt und näher, als sie geglaubt hatte.
»Sonntagnachmittags«, wiederholte er. Er berührte sie nicht. Sein Blick wanderte langsam herab zu ihrem Mund und wieder nach oben. »Wie verbringst du deine Sonntagnachmittage?«
Etwas schwelte in ihr – etwas Elementares und Starkes. Liv hatte dieses sinnliche Prickeln schon seit Jahren nicht mehr gespürt. Dabei berührte sie Thorpe nicht, noch liebten sie sich. Sie tranken einfach nur Kaffee und unterhielten sich. Liv schob ihre Erregung auf den Wein, den sie bei dem Empfang getrunken hatte, und griff abermals nach ihrer Kaffeetasse.
»Wenn ich dazu komme, lese ich«, erklärte sie und beobachtete die Rauchwolke, die träge an ihr vorbeizog, bevor Thorpe seine Zigarette ausdrückte. »Kriminalromane, Thriller.« Sie starrte ihn verwirrt an, als er ihr die Tasse aus der Hand nahm.
»Ich habe schon immer gern Rätsel gelöst«, raunte er. »Geforscht und nachgegraben, um Dinge zu entdecken, die an der Oberfläche nicht sichtbar sind. Du hast eine sehr dünne Haut.« Er strich mit dem Zeigefinger über ihr Kinn. »Aber es ist mir noch nicht gelungen, die Geheimnisse zu lüften – noch nicht.«
Liv machte Anstalten, sich von ihm abzuwenden. »Das will ich nicht.«
»Dann heben wir uns das für später auf.« Er legte die Arme um sie. »Ich möchte dich in meinen Armen halten. Als wir vorhin miteinander tanzten, habe ich mir gewünscht, dich noch einmal zu halten, wenn wir allein sind.«
Du willst nicht, dass er dich im Arm hält, beharrte ihr Verstand. Aber sie sagte es ihm nicht und wehrte sich auch nicht, als er sie näher an sich heranzog.
Sein Blick machte sich kurz an ihren Lippen fest. »Seit Tagen schon wünsche ich mir, dich noch einmal zu küssen.« Seine Lippen strichen federleicht über die ihren. »Zu lange schon«, murmelte er.
Du willst nicht, dass er dich küsst, beharrte ihr Verstand. Aber sie sagte es ihm nicht und wehrte sich auch nicht, als sein Mund sich auf den ihren presste.
Diesmal übte Thorpe sich nicht in Geduld. Sein Verlangen schien plötzlich überzuschäumen – heiß, leidenschaftlich. Und Liv wurde mitgerissen, erschrocken über seine ungestüme Begierde und ihre eigene, unmittelbare Reaktion darauf. Ihr blieb keine Zeit zum Nachdenken oder um Entscheidungen zu fällen. Ihre Arme umschlangen ihn. Ihre Lippen teilten sich.
Woher kam dieses gierige Verlangen, das sie beide einfing und sie von ihren geplanten Wegen abhielt? Sie konnte weder ihm noch sich selbst Einhalt gebieten; und er konnte nicht an dem langsamen Tempo festhalten, das er sich vorgenommen hatte. Beide spürten sie das übermächtige Verlangen danach, den anderen zu schmecken, zu berühren, eins zu werden. Er hätte nicht erwartet, dass ihr Mund so weich sein würde. Er hätte ihr am liebsten das schwarze Kleid vom Körper gerissen, um ihn zu betrachten, zu erforschen. Es war Wahnsinn. Er war dabei, vollends die Beherrschung zu verlieren.
Liv stöhnte leise, als seine Lippen an ihrem Hals entlangwanderten. Sie hungerte nach seiner Berührung, hörte, wie sie ihn dazu drängte, dann presste sie sich an ihn, während er ihre Brüste durch den dünnen Seidenstoff liebkoste. Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, dirigierte seinen Mund zurück zu ihrem.
Sie verzehrte sich nach seinen Zärtlichkeiten und nahm sich, was sie sich so lange versagt hatte. Es verlangte sie danach, seine Zunge in ihrem Mund, seine gierigen Hände auf ihrem Körper zu fühlen. Sie spürte seine Stärke, seine
Lust. Seine Lust auf sie. Und er brachte sie dazu, ihn mit einer
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