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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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daran gedacht, dass Thorpe einmal ein Kind war, das in einer Familie heranwuchs. Sie versuchte es sich vorzustellen. Ihr Bild von ihm hatte sich bisher nur auf den knallharten Reporter mit einem unschlagbaren Riecher für Exklusivstorys beschränkt. Ihn in Verbindung mit einer Kindheit, vielleicht sogar einer schwierigen zu sehen, veränderte ihren Blickwinkel erheblich. Dieser Mann hatte zu viele Facetten. Sie musste sich daran erinnern, dass sie diese gar nicht aufdecken wollte.
    Trotzdem – wie war er als Junge gewesen? Inwiefern hat seine Kindheit den erwachsenen Thorpe beeinflusst?
    Er besaß Feingefühl. Die Rose – diese verdammte Rose. Der Gedanke daran entlockte ihr ein Seufzen. Diese verfluchte Rose machte es so schwierig, Distanz zu ihm zu wahren. Und seine Sexualität. Er wusste, wie man eine Frau erregte, selbst wenn sie sich dagegen sperrte. Und er war arrogant, ja, das war er, aber mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man ihn dafür beinahe wieder bewundern musste. Und sie musste zugeben, dass er ein verdammt gewiefter Reporter war, ein Ass in seinem Job. Dabei schien er weder
geld- noch machthungrig zu sein – schließlich hatte er eine Position abgelehnt, für die andere Reporter einen Mord begangen hätten.
    Ich sehe mich besser vor, entschied sie. Ich bin gefährlich nahe dran, ihn zu mögen.
    Thorpe betrachtete immer noch ihr Profil und beobachtete das Mienenspiel ihrer Gefühle. Wenn sie ihre Schutzmechanismen ausgeschaltet hatte, war sie durchsichtig wie Glas, stellte er fest. »Woran denkst du gerade?«, murmelte er und legte ihr dabei die Hand in den Nacken.
    »Kein Kommentar«, gab Liv zurück, brachte es aber nicht über sich, seine vertrauliche Geste abzuwehren und seine Hand abzuschütteln. »Sieh nur, es geht weiter.«
    »Die Punktezahl ist immer noch drei zu drei«, erläuterte Thorpe. »Der Runner auf der zweiten Base hat es auf den ersten Pitcher abgesehen. Wenn er punktet, geht es gegen ihn, nicht gegen den Ersatzmann.«
    »Das erscheint mir nur fair«, kommentierte Liv, als der Batter einen Foul-Ball geradewegs in ihre Richtung schlug. Liv streckte reflexartig die Hände vor – und fing den Ball auf. Erst als sie völlig perplex den Ball in ihrer Hand anstarrte, spürte sie den Schmerz des heftigen Aufpralls.
    »Nicht schlecht«, gratulierte Thorpe und grinste sie an.
    »Ich hab’ ihn gefangen«, stellte sie erstaunt fest und presste den Ball an sich. »Muss ich ihn zurückgeben?«
    »Nein, der gehört dir, Carmichael.«
    Stolz auf ihre Fangkünste, drehte sie den Ball hin und her. »Wirklich nicht schlecht«, murmelte sie und fing unvermittelt an zu kichern.
    Es war das erste Mal, dass Thorpe diese jungen, sorglosen Laute aus ihrem Mund vernahm. Liv erschien ihm plötzlich wie eine Siebzehnjährige, und er musste all seine Beherrschung aufbieten, dass er sie nicht an sich zog und küsste. Nie war sie ihm begehrenswerter erschienen als in diesem Moment, die Sonne im Gesicht, den Ball wie einen Schatz an sich gedrückt. Die Liebe zu ihr traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel und sie schmerzte.
    Das Spiel interessierte ihn nicht mehr. Es war Liv, deren
Kopf in die Höhe schoss, als der Ball krachend auf das Schlagholz traf. Ihre Augen weiteten sich, sie sprang gleichzeitig mit allen anderen Fans von ihrem Sitz auf und packte dabei Thorpes Arm, um ihn mit hochzuziehen.
    »Sieh nur, wie weit er fliegt! Das ist ein Home-Run, stimmt’s? Ein Home-Run, Thorpe!«
    »Ja, richtig.« Er sah den Ball über die grüne Barrikade hinwegfliegen. »Ein Home-Run, der erste in dieser Saison.«
    »Ach, das war herrlich«, rief Liv aus, angesteckt von der jubelnden Menge und den dröhnenden Klängen der Musik. Sie drehte sich zu Thorpe um und drückte ihm spontan einen Kuss auf den Mund. Das Ganze war eine Sache von Sekunden und schon wieder vorbei, ehe Liv verblüfft registrierte, was sie da eben getan hatte, doch Thorpe zog sie an sich und stahl sich einen zweiten, sehr viel intensiveren Kuss. Die Freudenschreie rings um sie herum vermischten sich mit dem wilden Hämmern ihres Herzens, während sie seinen Kuss mit einer ungewollten Leidenschaft erwiderte.
    »Kann gut sein«, raunte Thorpe und entfernte seine Lippen ein paar Millimeter von den ihren, »dass es jetzt eine ganze Reihe lange Bälle geben wird.«
    Atemlos schlängelte Liv sich aus seiner Umarmung, in der sie für Sekunden nichts anderes empfunden hatte als schieres Verlangen. »Ich glaube, einer ist genug«, stieß

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