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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erstellen. In London dann war es seine Aufgabe, sich in der Nähe des Präsidenten aufzuhalten – auf Reaktionen zu achten und auf Aussagen zu warten, die er zitierten konnte. Seine Leidenschaft für Reportagen, die ihn zum Brennpunkt der jeweiligen Ereignisse führten, über die er anschließend selbstständig berichten konnte, war der Hauptgrund, warum er den Moderatoren-Job in New York abgelehnt hatte.
    Thorpe war entschlossen, dem Pressesekretär so viele Informationen wie möglich aus der Nase zu ziehen und seine persönliche Beobachtungs- und Umsetzungsgabe zu nutzen – für seine eigene Reportage, aber auch, um seine Kollegen mit Informationen zu versorgen.
    Obwohl dieser Auftrag allererste Sahne war, wünschte er beinahe, man hätte Carlyle oder Dickson, Korrespondenten konkurrierender Sender, damit betraut. Er saß in der Air Force One. Liv in der Pressemaschine.
    Während der vergangenen Tage hatte sie Abstand zu ihm
gehalten, was Thorpe auch respektiert hatte. Es war ihm auch kaum etwas anderes übrig geblieben, da der Druck der Ereignisse seine ganze Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch genommen hatte. Und dennoch hatte diese Geschichte sie beide immer wieder an die gleichen Orte geführt.
    Liv hatte sich bei jedem dieser job-bedingten Zusammentreffen betont kühl gegeben – vor dem Weißen Haus, im Capitol und in der britischen Botschaft. Und nichts erinnerte an die Frau, die er Hot Dogs essend und bei einem Home-Run jubelnd von ihrem Sitz hatte aufspringen sehen. Die Leichtigkeit, mit der sie ihn auf Distanz hielt, war frustrierender für ihn, als er sich eingestehen wollte. Ungeduld war gefährlich, das wusste er. Aber sie wuchs ständig an.
    Er war ihr nicht gleichgültig, überlegte er, während er aus dem Fenster starrte. Eine leichte Turbulenz schüttelte das Flugzeug. Er steckte sich eine Zigarette an. Was sie auch sagen oder wie sie auch agieren mochte, die Art und Weise, wie sie auf ihn angesprochen hatte, konnte sie dadurch nicht ungeschehen machen. In ihr schwelte ein heftiges Verlangen, und obwohl sie sich mit allen Kräften dagegen sträubte, gewann dieses Verlangen stets die Oberhand, sobald sie in seinen Armen lag. Thorpe war gewillt, sich damit zufrieden zu geben. Vorerst einmal.
    »Drei Könige!«, kam ein unterdrückter Triumphschrei von den hinteren Plätzen. »He, T.C., komm und spiel mit, bevor uns dieser Kerl noch alle zu Bettlern macht.«
    Er wollte gerade zustimmen, da sah er den Präsidenten mit seinem Privatsekretär und dem Herrn, der für ihn die Reden schrieb, in seinem Büro verschwinden.
    »Später«, sagte Thorpe abwesend und stand auf.
     
    Wie lange ist es her, seit ich in England war?, überlegte Liv und erinnerte sich an den Sommer, als sie sechzehn geworden war. Sie war mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach England geflogen, erster Klasse. Sie durfte Kaviar probieren und Melinda ein Glas Champagner trinken. Die Reise nach London hatte Melinda zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt bekommen.
    Liv erinnerte sich noch genau, wie ihre Schwester den ganzen Flug über nur von den Partys erzählt hatte, zu denen sie gehen würde, von Bällen, Teegesellschaften und Theaterbesuchen. Anschließend erging sie sich in endlosen Erörterungen über Mode und Kleider, bis ihr Vater sich hinter seinem Wall Street Journal verschanzte. Da Liv noch zu jung für Baseball und zu uninteressiert an Mode gewesen war, hatte sie sich auf diesem Flug tödlich gelangweilt. Und zu allem Überfluss erwiesen sich der Kaviar, die paar Schlucke aus dem Champagnerglas ihrer Schwester und die Turbulenzen als äußerst unglückliche Kombination. Ihr war schrecklich übel geworden und sie hatte sich übergeben müssen – worauf ihre Schwester mit Abscheu, ihre Mutter überrascht und ihr Vater mit Verdruss reagiert hatte. Den restlichen Flug musste sie in der Obhut einer Stewardess zubringen.
    Zwölf Jahre war das her, dachte Liv und seufzte. Seither hatte sich einiges verändert. Auf diesem Flug gab es keinen Champagner und auch keinen Kaviar. Und im Gegensatz zur Air Force One war diese Maschine bis auf den letzten Platz besetzt, und es ging entsprechend laut zu. Die Kartenspiele wurden hier in voller Lautstärke ausgetragen. Reporter und Aufnahmeteams der Washingtoner Rundfunk- und Fernsehanstalten liefen im Gang auf und ab, zockten, diskutierten und schliefen – fanden Mittel und Wege, sich den langen Transatlantikflug so angenehm wie möglich zu gestalten. Dennoch war deutlich eine

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