Der Angriff
»Passen Sie für mich auf Milt auf, ja?«
27
Es dauerte fast fünfundzwanzig Minuten, das erste und zweite Stockwerk des Weißen Hauses abzusuchen. Die drei Männer gingen von Zimmer zu Zimmer und suchten in den Wandschränken und unter den Betten. Aziz war sich sicher, dass sie die Frau irgendwo in einem Schrank kauernd finden würden – doch dem war nicht so.
Als sie aus dem zweiten Stockwerk hinuntergingen, wurde es Aziz wieder einmal bewusst, wie wichtig es für sein Vorhaben war, dass sie den feigen Präsidenten aus seinem Bunker herausholen konnten. Und dafür war es nun einmal notwendig, dass der Meisterdieb, den Saddam ihm geschenkt hatte, seine Arbeit erfolgreich erledigte.
Er blieb abrupt stehen und machte kehrt. »Folgt mir«, sagte er zu Bengazi und Ragib. »Wir müssen noch etwas überprüfen, wenn wir schon hier sind.«
Aziz führte die beiden Männer in den Keller hinunter. Er blickte sich kurz um und stieg dann die Treppe in das zweite Kellergeschoss hinab. Als er auch hier nichts Auffälliges entdeckte, ging er in das dritte Untergeschoss weiter. »Du wartest hier bei der Tür«, sagte er zu Ragib und ging mit Bengazi den Gang entlang.
Aziz war überrascht, wie still es hier unten war. Als er einige Stunden zuvor den Stand der Bohrarbeiten überprüft hatte, war ein lautes Geräusch zu hören gewesen. Durch die Veränderung beunruhigt, nahm Aziz seine Maschinenpistole zur Hand. Die äußere Tür, die Mustafa in der ersten Nacht aufgebrochen hatte, war halb geöffnet. Als Aziz sich der Tür näherte und in den Vorraum zum Bunker spähte, war sein Meisterdieb nirgends zu sehen. Er schlüpfte durch die Tür und schwang seine MP nach links. Was er da sah, machte ihn wütend. Mustafa saß auf dem Boden und schlief. Aziz eilte auf ihn zu und trat ihn gegen die Beine.
Mustafa schlug die Augen auf und Aziz richtete den Lauf seiner Waffe auf sein Gesicht. »Was zum Teufel tust du hier?«
»Ich habe ein wenig geschlafen«, antwortete der Mann nervös.
»Das sehe ich. Warum laufen die Bohrer nicht?«
»Sie brauchen eine Pause«, stammelte der Mann. »Wenn sie ununterbrochen laufen, könnten sie zu heiß werden. Das würde uns um einiges zurückwerfen.«
Aziz ließ die MP sinken; die Antwort stellte ihn fürs Erste zufrieden. »Läuft es immer noch nach Plan?«
»Ja«, sagte Mustafa und rappelte sich mühsam hoch. »Es geht sogar etwas schneller als erwartet.«
»Wirklich?«, sagte Aziz erfreut. »Wann glaubst du, dass du die Tür offen hast?«
Mustafa sah auf seine Uhr. »Wenn die Bohrer weiter so gut funktionieren, dann könnte ich es bis heute Abend um sieben geschafft haben.«
Aziz lächelte. »Das würde mich sehr freuen«, sagte er und klopfte dem kleinen dicken Mann auf den Rücken. »Gute Arbeit, Mustafa.«
»Danke«, sagte Mustafa mit einer angedeuteten Verbeugung, erfreut über das seltene Kompliment.
Aziz blickte zu der glänzenden Bunkertür hinüber. In weniger als vierundzwanzig Stunden würde er den Präsidenten in seiner Gewalt haben.
Als Rapp in den Wandschrank hinaustrat, hielt er den Atem an und lauschte. Es fiel ihm auf, dass zwar die Tür zum Schlafzimmer des Präsidenten geschlossen war, nicht aber die zum Schlafzimmer der First Lady. Rapp blickte kurz nach links und rechts und trat dann durch die offene Tür.
Auf der anderen Seite des Zimmers befand sich eine weitere Tür, die, so dachte Rapp, zu einem Wandschrank oder einem Badezimmer führen musste. Dass die Tür, durch die er eingetreten war, offen stand, bedeutete, dass Aziz’ Leute sich bei ihrer Suche etwas schlampig verhalten hatten. Aus diesem Grund hielt Rapp es für angebracht, die Tür zu schließen. Dann öffnete er den Kleiderschrank und suchte ein Sweatshirt, eine Trainingshose und weiße Sportsocken heraus. Damit ging er in das verborgene Zimmer zurück und reichte Adams die Kleidungsstücke.
»Gib das Anna«, sagte er. »Sag ihr, dass sie versuchen soll zu schlafen. Und verriegle die Tür lieber nicht. Es könnte sein, dass ich es eilig habe, wieder reinzukommen. Da möchte ich dann nicht lange hier draußen stehen und anklopfen müssen.«
Adams nickte. »Viel Glück«, sagte er.
Rapp schloss die Tür und schlich leise zum Badezimmer hinüber, wo er hinter einer Lampe den Knopf fand, mit dem sich die Wand öffnen ließ. Sie schob sich einige Zentimeter vor, und Rapp zog sie mit seiner behandschuhten Hand ganz auf. Mit einem weiteren Knopfdruck öffnete sich der Aufzug, und Rapp
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