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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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von dem Anblick, dass er einen Moment lang ganz vergaß, was er eigentlich fragen wollte.
    Rapp blinzelte mehrmals, ehe es ihm wieder einfiel. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Fühlen Sie sich imstande, mir zu antworten?«
    Anna Rielly nickte und wischte sich die letzten Tränen von den Wangen. Sie schnäuzte sich in das Leintuch, in das sie gehüllt war, und flüsterte: »Gott, ich habe seit Jahren nicht mehr so geheult.«
    »Na ja, Sie haben ja auch einiges durchgemacht«, sagte Rapp in dem Bemühen, die richtigen Worte zu finden. Er blickte auf die Uhr und fügte hinzu: »Hören Sie, ich habe noch einiges zu tun, aber zuerst würde ich Sie gern ein paar Dinge fragen, wenn das möglich ist.«
    Anna Rielly nickte wieder.
    »Gut. Also, zuerst wüsste ich gerne, wie Sie heißen.«
    »Anna … Anna Rielly.«
    »Ich bin Mitch, und das ist Milt.«
    Anna wischte sich die Hand an ihrem Laken ab und streckte sie ihm entgegen. »Freut mich, Mitch«, sagte sie mit einem warmen Lächeln. »Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen.« Rapp schüttelte ihr lächelnd die Hand. Anna wandte sich daraufhin Adams zu und schüttelte ihm ebenfalls die Hand.
    »Was machen Sie hier im Weißen Haus?«, fragte Rapp.
    »Ich bin Reporterin.«
    Rapp machte ein Gesicht, als wäre er zum ersten Mal mit ihr ausgegangen und hätte gerade von ihr erfahren, dass sie verheiratet war. Scheiße, dachte er bei sich, das könnte Probleme geben. »Für wen arbeiten Sie?«
    »NBC. Es war mein erster Tag im neuen Job.«
    »Tolles Timing«, entgegnete Rapp.
    »Kann man wohl sagen.«
    »Wo haben die Kerle Sie festgehalten?«
    »In der Messe im Weißen Haus.«
    Rapp sah Adams an, der mit einem Kopfnicken sagte: »Das habe ich mir gedacht. Der Raum hat keine Fenster nach außen und ist außerdem groß genug.«
    »Waren alle Geiseln in der Messe?«
    »Ja«, antwortete Anna achselzuckend. »Ich glaube schon.«
    »Wie viele Geiseln waren es insgesamt?«
    Anna biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht achtzig oder hundert, vielleicht auch hundertzwanzig. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Es wäre sehr wichtig, das zu wissen. Sie müssen es mir ja nicht sofort sagen, aber denken Sie bitte scharf nach. Vielleicht fällt es Ihnen noch ein.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Anna und nickte.
    »Was ist mit den Secret-Service-Agenten? Waren sie auch in der Messe?«, fragte Rapp. Er kannte Aziz gut genug, um sich fast sicher zu sein, dass er die Secret-Service-Leute von den übrigen Geiseln getrennt hatte.
    »Ich weiß es nicht. Als das Ganze begann, war ich gerade eine Viertelstunde im neuen Job. Keine Ahnung, wie die Agenten aussehen.«
    »Na ja, sie haben alle kurze Haare und sind athletisch gebaut. Ihnen als Reporterin müssen solche Details doch auffallen«, fügte er lächelnd hinzu.
    Anna überlegte kurz. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich solche Leute gesehen hätte.«
    »Wie viele Terroristen haben Sie gesehen?«, fragte Rapp.
    Anna schloss kurz die Augen, um nachzudenken. »Ich glaube, insgesamt sechs. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Anführer auch dabei war. Irgendein Prinz Soundso. Ich bin ihm begegnet, als ich ins Weiße Haus kam. Er stieg gerade mit Russ Piper, dem Vorsitzenden des DNC, aus einem Wagen. Russ ist ein alter Freund unserer Familie.« Anna hielt nachdenklich inne. »Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Ich hoffe, Russ ist nichts passiert.«
    »Der Anführer ist kein Prinz«, sagte Rapp. »Sein Name lautet Rafik Aziz.«
    »Wer immer er auch ist«, erwiderte Anna Rielly mit einem Schaudern, »er ist absolut bösartig. Ich meine nicht einfach verrückt oder so, sondern brutal und gemein. Er hat einen Mann kaltblütig erschossen, nur weil er um Decken und etwas zu essen gebeten hat.«
    »Ja, das passt zu Rafik Aziz«, sagte Rapp stirnrunzelnd. Er sah auf die Uhr und beschloss, dass es Zeit war, aufzubrechen. »Nun, Miss Rielly, wir müssen uns später weiter unterhalten. Ich muss jetzt etwas erledigen.«
    »Sagen Sie doch Anna zu mir«, sagte sie lächelnd.
    »Gut, Anna. Ich weiß nicht genau, wie lange ich brauchen werde, aber ich rechne, dass ich in spätestens einer Stunde wieder da bin. Milt kümmert sich schon um Sie, also machen Sie sich keine Sorgen.«
    Anna beobachtete aufmerksam, wie Rapp seine Sachen zusammenpackte. Als er nach seiner MP griff und aufstand, fragte sie: »Für wen arbeiten Sie eigentlich, Mitch?«
    »Für die Post.« Rapp zwinkerte ihr aufmunternd zu.

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