Der Angriff
sich herzogen. Es war schwer zu sagen, wie weit sie schon gekommen waren – doch Craft hatte das Gefühl, dass ihr Ziel kurz vor ihnen lag. Er hielt kurz inne und sah sich um. Da war nichts als Dunkelheit und das schleifende Geräusch, das sein Kumpel hinter ihm verursachte. Craft beschloss, ein wenig Licht zu machen. Er drehte sich auf die Seite und zog seine Pistole, an der ein Laser-Zielgerät angebracht war. Craft schaltete den Laser ein und richtete die Pistole geradeaus. Der Laserstrahl verriet ihm, dass es nur noch neun Meter bis zum Ende des Ganges waren.
Aziz legte die Hand auf den Türknauf und nickte Bengazi zu. Bengazi ging gegenüber von Aziz in Position und signalisierte, dass er bereit war. Als Aziz die Tür öffnete, sprang Bengazi mit dem Gewehr im Anschlag in den Raum. Eine kleine Lampe zur Linken spendete ein wenig Licht. Bengazi suchte vergeblich zu beiden Seiten der Tür nach einem Lichtschalter. Er ging die Stufen hinunter, die zu der etwas tiefer gelegenen Heizungsanlage führten, und fand dort vier Lichtschalter. Wenige Augenblicke später wurde der Raum von den starken Lampen hell erleuchtet.
Aziz gab Bengazi mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er vorausgehen solle, während er selbst langsam die Stufen hinunterstieg. Keiner der beiden sagte ein Wort. Bengazi kannte Aziz lange genug, um zu wissen, dass er beunruhigt war.
Aziz wusste selbst nicht genau, wonach er suchte. Während er sich im Raum umblickte, fragte er sich, ob er nicht ein wenig paranoid war. In der vergangenen Woche war nur wenig Zeit zum Schlafen gewesen, was sich allmählich auf die Nerven auswirkte. Doch er wusste andererseits, dass man gar nicht vorsichtig genug sein konnte, wenn man es mit der CIA zu tun hatte. Er hätte schon früher an diese Möglichkeit denken sollen. Wahrscheinlich hatte er sich mit zu vielen verschiedenen Dingen beschäftigt und dabei den Blick für das Wesentliche ein wenig verloren. Das Wesentliche war eindeutig, den Präsidenten in die Hand zu bekommen – und wenn es zur Erreichung dieses Zieles notwendig war, den einen oder anderen Mann zur Sicherung des Kellers abzustellen, dann musste er dieses Risiko eben eingehen.
Während Aziz etwa zehn Schritte hinter Bengazi den Raum durchquerte, suchte er den Boden nach eventuellen Rohren oder Schächten ab. Er fragte sich, wie groß das Abzugrohr in Amsterdam gewesen sein musste. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendein Rohr ins Weiße Haus führte, das groß genug für einen Menschen war.
Während Aziz unter der riesigen Heizungsanlage nachsah, hörte er einen leisen Pfiff von Bengazi. Er blickte zu dem Mann hinüber, der mit dem Gewehr nach oben zeigte. Aziz blickte hinauf und sah ein Metallrohr, das von der Wand quer durch den Raum zu der Anlage führte. Er lauschte aufmerksam und wandte den Blick nicht von dem Rohr. Plötzlich kam es ihm so vor, als bewege sich das Metall ganz leicht. Aziz runzelte die Stirn. Und wieder glaubte er ganz kurz Bewegung über sich wahrzunehmen. Er trat vor, um besser sehen zu können.
Bengazi schüttelte den Kopf und versuchte ihn mit Handzeichen aufzuhalten. Aziz kümmerte sich nicht um ihn und ging weiter auf das Rohr zu. Als er schließlich direkt darunter stand, hörte er das Geräusch. Es hörte sich an wie eine Ratte, die hinter den Mauern eines alten Gebäudes hin und her huschte. Da war ganz eindeutig irgendetwas in dem Rohr. Aziz trat einige Schritte zurück, hob seine MP und gab einen Feuerstoß auf das Rohr ab. Die Geschosse durchdrangen das dünne Metall mit Leichtigkeit.
Der Lärm des Feuerstoßes dröhnte den beiden Männern in den Ohren. Aziz stand regungslos da, die MP immer noch nach oben gerichtet, und starrte auf die Löcher, die er soeben in das dünne Metall geschossen hatte. Zuerst passierte überhaupt nichts, dann plötzlich formte sich in einem der Löcher ein dunkler Tropfen, der nach einer halben Ewigkeit nach unten fiel. Der Tropfen landete auf dem grauen Betonfußboden und bildete dort ein kleines purpurrotes Muster. Ohne zu zögern traten Aziz und Bengazi zurück und durchsiebten das Rohr mit einem Kugelhagel.
28
Die Wohnung sah wirklich nett aus, was allein das Verdienst seiner Mutter war. Mrs. King hatte darauf bestanden, nach Washington zu kommen und ihrem Sohn zu helfen, das neue Domizil einzurichten. Dallas war jetzt ein wichtiger Mann in Washington, also konnte er nicht in einer Durchschnittswohnung leben. Seine neue Bleibe hatte außerdem den
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