Der Angriff
anvertraut, dass es der Wunsch des Vizepräsidenten war, das FBI nicht zu informieren, aber so liefen die Dinge in Washington nun einmal nicht.
»Na ja, die Ereignisse überschlugen sich – und da unterlief mir der schwere Fehler, euch nicht zu informieren«, sagte General Flood. »Das kommt bestimmt nicht wieder vor.«
Roach und Baxter akzeptierten schließlich mit einem Kopfnicken Floods Entschuldigung, doch Skip McMahon gab sich nicht so schnell zufrieden. In seiner schroffen Art, die der des Generals nicht unähnlich war, legte er seine mächtige Faust auf den Tisch und fragte geradeheraus: »Was habt ihr uns sonst noch nicht gesagt?«
Flood und Stansfield verzogen keine Miene, während Baxter und King einander kurz ansahen, sodass McMahon seine Frage wiederholte. »Was noch? Ihr könnt nicht erwarten, dass ich mich hinsetze und mit Aziz verhandle, ohne dass ich irgendeine Ahnung habe, was eigentlich abläuft. Ich brauche jede Information, die mir irgendeinen Vorteil gegenüber Aziz verschaffen kann.«
Direktor Stansfield konnte Skip McMahon gut leiden – doch hier hatten sie es mit einer ganz speziellen Situation zu tun. McMahon stand unter großem Druck – immerhin war er der Einzige, der mit Aziz verhandelte. Wenn McMahon zu viel wusste, konnte das problematisch werden, befürchtete Stansfield. Er stellte sich vor, wie Aziz viel leicht einer der Geiseln die Pistole an den Kopf setzte und eine Forderung stellte, die McMahon nicht in der Lage war zu erfüllen. Er sah die Gefahr, dass McMahon in einer solchen Situation versucht sein könnte, irgendwelche Informationen an Aziz weiterzugeben, um das Leben feiner Geisel zu retten. Dieses Risiko konnte Stansfield nicht eingehen. Und so beschloss er, McMahon nichts von Mitch Rapp zu erzählen, dessen Mission für den Ausgang des Geiseldramas von immer entscheidenderer Bedeutung wurde.
Stansfield beobachtete, wie McMahon Baxter und King anstarrte. Er wusste, dass er schnell handeln musste, bevor einer der beiden irgendetwas verriet, und beschloss, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
»Es gibt da etwas, das ich Ihnen sagen muss.« Stansfield griff nach der Morgenausgabe der Washington Post, die er neben seinem Stuhl liegen hatte. Er stand auf, ging um den Tisch herum und legte die Zeitung vor McMahon auf den Tisch. Stansfield zeigte auf die Schlagzeile. CIA-Warnung an den Secret Service rettet den Präsidenten, stand da zu lesen.
»Wie die Post zu dieser Geschichte gekommen ist, darum kümmere ich mich später«, sagte er mit einem Blick zu Dallas King. »Aber was ich Ihnen sagen möchte, ist, dass wir in den Besitz von Informationen gelangt sind, die es uns ermöglichten, den Secret Service zu warnen, bevor es zu dem Anschlag kam. Von dieser Quelle wissen wir auch einiges über die Forderungen, die Mr. Aziz noch stellen wird, und auch über seine Bewaffnung.«
McMahon blickte zu Stansfield auf, der wieder an seinen Platz zurückgekehrt war. »Daher wisst ihr also über die vielen Sprengfallen Bescheid?«
»Ja.«
»Und was ist mit den Forderungen?«
»Das verrate ich Ihnen gerne, aber … « – Stansfield blickte erneut zu Dallas King hinüber – »das sind streng vertrauliche Informationen, die auf keinen Fall nach außen dringen dürfen.« Er wandte sich wieder an McMahon und Roach und fügte hinzu: »Ich vertraue Ihnen beiden und ich gehe davon aus, dass das unter uns bleibt.«
Die beiden FBI-Männer nickten, und Stansfield sagte: »Aziz wird als Nächstes die Aufhebung der UNO-Sanktionen gegen den Irak fordern. Er wird ein kleines Zugeständnis machen, um sich als vernünftig und kooperativ zu präsentieren, und sagen, dass die Sanktionen über Massenvernichtungswaffen bestehen bleiben können.«
»Kann die UNO so schnell reagieren?«, fragte McMahon.
»Wenn wir es wollen, dann kann sie es«, antwortete General Flood.
»Es gibt noch eine letzte Forderung«, sagte Stansfield und blickte in die Runde. »Wir arbeiten aber immer noch daran, sie herauszubekommen.«
McMahon musterte Stansfield aufmerksam. In all den Jahren, die er für das FBI arbeitete, war ihm noch nie ein Mensch begegnet, der so kühl und analytisch seine Arbeit tat wie Thomas Stansfield – egal, ob sich diese Arbeit innerhalb oder außerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegte. Dieser Mann war unmöglich zu durchschauen. McMahon wandte sich Irene Kennedy zu, die rechts von ihm saß, und suchte in ihrem Gesicht nach dem kleinsten Hinweis darauf, ob Stansfield absolut
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