Der Angriff
als Angehörige dieser großartigen Nation, der größten Nation, die diese Welt je gesehen hat, mir zu helfen, diese ersten Schritte hin zu einem dauerhaften Frieden zu tun. Ich wünsche Ihnen alles Gute und schließe Sie in meine Gebete mit ein. Ich danke Ihnen, und möge Ihr Gott Sie schützen.«
Aziz nickte kurz mit dem Kopf, und der Mann an der Kamera beendete die Live-Übertragung. Dann griff Aziz nach seiner MP und lockerte die Krawatte. Er begab sich rasch in den Situation Room, wo er sich über seine Darbietung freuen und verfolgen konnte, wie die klugen Kommentatoren jedes einzelne seiner Worte zerpflücken würden.
Vizepräsident Baxter saß mit offenem Mund da und sah sich zum zweiten Mal Aziz’ Ansprache an das amerikanische Volk an. Die gepanzerte Limousine schaukelte ein wenig, als sie auf dem Weg von Langley zum Naval Observatory über die Chain Bridge fuhr. Eine Kolonne von Motorrädern, Polizeiwagen und zwei weiteren Limousinen rollte vor bzw. hinter dem schwarzen Cadillac des Präsidenten. Dallas King saß neben Baxter auf dem geräumigen Rücksitz, das Handy fest ans linke Ohr gepresst. King führte bereits das zweite Gespräch in ebenso vielen Minuten. Er war froh, dass er irgendetwas tun konnte, das ihn vom Grübeln über das drohende Ende seiner Karriere abhielt.
»Nein«, sagte er, mit einem Auge auf das kleine TV-Gerät im Fond der Limousine blickend, »verschwendet eure Zeit nicht damit, die üblichen Fragen zu stellen. Mich interessiert es einen feuchten Kehricht, wen sie beim letzten Mal gewählt haben oder beim nächsten Mal wählen wollen. Hier geht es um eine Sache, die über die Parteigrenzen hinausgeht. Ich will die wesentlichen Fakten, und das innerhalb einer Stunde. Um Detailfragen können wir uns später kümmern.« King hielt kurz inne, um dem Meinungsforscher der Demokratischen Partei zuzuhören. Schließlich schüttelte er frustriert den Kopf.
»Sie hören mir nicht richtig zu. Ich will nicht, dass Sie die Ergebnisse verdrehen, zumindest nicht jetzt. Ich will über die tatsächliche Stimmungslage Bescheid wissen. Ich will wissen, was die Leute von diesem Kerl halten.« King hielt erneut inne und blickte auf den kleinen Fernsehschirm. Es war ihm nicht entgangen, dass Aziz einen ziemlich guten Eindruck machte – einen viel besseren als die meisten Politiker in dieser Stadt. Er drückte sich gewählt aus, wirkte aufrichtig und sah noch dazu aus wie ein Filmstar.
»Außerdem will ich wissen, wie die Frauen im Vergleich zu den Männern denken. Ich schätze, bei den Frauen wird der Kerl besonders gut ankommen.« King beendete das Gespräch und sah zu seinem Chef hinüber, um zu sehen, wie er auf Aziz’ Rede reagierte. Baxter runzelte nachdenklich die Stirn. »Was denken Sie denn gerade?«, fragte King.
»Wir sind erledigt«, murmelte Baxter, ohne den Blick vom TV-Gerät zu wenden. »Die Presse wird uns nach diesem gescheiterten Einsatz in der Luft zerreißen.«
King sah seinen Boss an und dachte bei sich: Du meinst, dass sie wütend auf uns sind? Wart erst mal ab, was sie sagen, wenn sie erfahren, dass ich vor ein paar Wochen einem der Terroristen das Weiße Haus von innen gezeigt habe. Dann nahm er sich zusammen und sagte: »Die Presse ist kein Problem. Die ganze Geschichte entwickelt sich so dramatisch, dass diese kleine Ansprache morgen schon wieder vergessen sein wird.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Baxter düster. »Dieser kleine Vorfall wird eine Untersuchung durch den Kongress nach sich ziehen.«
King sah seinen Boss an, der resignierend auf das Fernsehgerät starrte. »Die ganze Krise wird eine Untersuchung durch den Kongress zur Folge haben. Dieser eine Vorfall wird da höchstens eine Fußnote sein. Außerdem sind wir aus dem Schneider – schließlich hat General Flood die volle Verantwortung übernommen, und das vor den Augen von Direktor Roach … dem Mann, der vermutlich die Untersuchung leiten wird.«
»Ich weiß nicht … die Sache gefällt mir trotzdem nicht.«
»So etwas ist doch ganz normal. Wer ganz am Ende am wenigsten Dreck am Stecken hat, der hat gewonnen.« King zeigte auf seinen Boss. »Und ich werde dafür sorgen, dass Sie das sein werden.«
»Dallas«, erwiderte Baxter mit säuerlicher Miene, »ich glaube, Sie sehen das alles nicht ganz realistisch. Hier wird nichts einfach unter den Teppich gekehrt. Die Presse wird Antworten haben wollen, und sie werden wissen wollen, wer letzte Nacht diese Jungs losgeschickt hat.«
King hätte
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