Der Angriff
unterschrieb mit seinem falschen Namen, Vinney Vitelli. Hasan arbeitete seit fast acht Monaten für den »White Knight Linen Service«, der wiederum als Wäscheservice für das Treasury Department tätig war. Es war nicht schwer gewesen, einen Job bei der Firma zu bekommen – und den Sicherheits-Check des FBI zu bestehen erwies sich als noch leichter. Das einzige Problem war, den damaligen Fahrer loszuwerden. Vor ungefähr fünf Monaten hatte sich dann der alte Fahrer einen Tag, nachdem er mit Hasan zu Abend gegessen hatte mit einer Lebensmittelvergiftung krank gemeldet. Hasan war gleich eingesprungen, um die Arbeit des Mannes zu übernehmen, bis es ihm wieder besser ging. Zwei Wochen später wurde der Mann bei einem versuchten Bankraub in der Nähe seiner Wohnung getötet. Hasan war praktischerweise zur Stelle, um den Job des Toten auf Dauer zu übernehmen.
Hasan gab dem Secret-Servive-Mann das Klemmbrett zurück. »Ich habe zwei Karten für das Spiel der Indians gegen die Orioles am Samstag übrig. Du kannst sie haben, wenn du willst.«
»Das wäre toll. Mein Junge würde sich riesig freuen.«
»Gut«, sagte Hasan lächelnd. Er hatte viel Zeit aufgewendet, um möglichst viel über die uniformierten Beamten zu erfahren. Dies war ein ganz wichtiger Punkt in dieser Mission. Wenn sie den Lieferwagen nicht in die Garage bekamen, ohne überprüft zu werden, dann war der ganze Plan zum Scheitern verurteilt. »Hast du morgen Nachmittag Dienst?«, fragte Hasan, während er zum Wagen zurückging.
»Ja.«
»Gut, dann bringe ich sie dir vorbei.«
»Danke, Vinney, das ist wirklich nett von dir«, sagte der Wachmann.
Hasan stieg wieder in das Führerhaus und löste die Handbremse. Als das schwere Eisentor aufging, blickte der Terrorist nach links zu dem Zaun, der das Weiße Haus vom Treasury Department trennte. Er verbiss sich ein Lächeln, als er zum vielleicht berühmtesten Gebäude der Welt hinüberblickte. Hasan fuhr los, passierte das Tor und lenkte den Wagen in die Tiefgarage hinunter.
WASHINGTON D.C.
Das Taxi fuhr in südlicher Richtung die Pennsylvania Avenue entlang und überquerte die Kreuzung mit der Seventeenth Street. Wenig später bog der Wagen links ab und blieb stehen. Einen Häuserblock vom Weißen Haus entfernt war die Straße für den Verkehr gesperrt. Anna Rielly saß auf dem Rücksitz und blickte auf die Barrieren hinaus, die der Secret Service im Zuge des Bombenattentats von Oklahoma City errichtet hatte. Auf einer riesigen Metallbarriere stand das Wort »STOP« in weißen Buchstaben auf rotem Hintergrund. Die Barriere konnte hydraulisch gesenkt werden, um Fahrzeugen, die dazu berechtigt waren, die Weiterfahrt zum nächsten Checkpoint zu, ermöglichen.
Anna Rielly bezahlte den Fahrer, stieg aus dem Wagen und betrachtete stirnrunzelnd das imposante Executive Office Building. Sie überlegte, ob ihr das Gebäude gefiel, oder nicht und strich ihr schulterlanges Haar hinter die Ohren zurück. Das Haus war zwar ein Meisterwerk in seiner Art, doch hier inmitten der Washingtoner Architektur wirkte es irgendwie fehl am Platz.
Die junge Reporterin, die mit einer schwarzen Hose und einer weißen Bluse bekleidet war, genoss den großen Augenblick und ging voller Stolz zu dem Wachposten hinüber. »Guten Tag, ich bin die neue Korrespondentin von… «
Der uniformierte Secret-Service-Beamte, der hinter einer kugelsicheren Glasscheibe saß, drückte auf einen Knopf und sagte: »Ma’am, ich überprüfe hier an diesem Tor nur Fahrzeuge. Sie können zum Nordwesttor weitergehen – dort kümmern sich dann meine Kollegen um Sie.«
Anna Rielly dankte dem Wachmann und ging die Pennsylvania Avenue entlang. Dabei sprang ihr zu ihrer Linken das Blair House ins Auge, das heute als Gästehaus der Regierung diente. Schließlich kam sie zu einem weiteren Wachposten und präsentierte stolz ihre Ausweispapiere. Sie hatte es endlich ganz nach oben geschafft, nachdem sie die letzten fünf Jahre als Reporterin und Moderatorin für NBC Chicago gearbeitet hatte. NBC hatte sie zur neuen Korrespondentin für das Weiße Haus ernannt.
Anna Rielly blickte sich um, während der Wachmann ihre Daten am Computer überprüfte. Auf der anderen Seite des Zauns sah sie Stative und andere Ausrüstungsgegenstände, die die Rundfunkgesellschaften hier geparkt hatten, um jederzeit Live-Aufnahmen machen zu können. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, einmal hier zu stehen und den Fernsehzuschauern zu berichten, was
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