Der Angriff
beschleunigte seine Schritte, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Rapp schloss die Schlafzimmertür und blickte auf den Toten hinunter. Es war kaum möglich, die Leiche zu verstecken. Die anderen Terroristen würden den Mann vermissen und den Schluss ziehen, dass er getötet worden war. Nein, es musste eine andere Lösung geben. Ungeduldig stand Rapp bei dem Toten und zermarterte sich das Gehirn nach einem Weg aus dem Dilemma. Er durchsuchte die Kleider des Terroristen nach irgendwelchen Hinweisen, als ihm plötzlich eine Idee kam. Rapp nahm das Messer des Mannes an sich, hievte die Leiche wieder auf das Bett und drehte sie auf den Bauch.
Mit dem Messer des Terroristen stach Rapp ihm dreimal in den Rücken. Rapp achtete darauf, nicht seine ganze Kraft einzusetzen und keine allzu tiefen Stichwunden zu verursachen. Dann drehte er den Toten um und stach ihm noch dreimal in die Brust und zweimal in den Hals. Sofort begann das Blut zu fließen und sich über die weißen Laken auszubreiten. Zuletzt fügte er ihm noch Schnittwunden an den Unterarmen und Händen zu, damit es so wirkte, als hätte der Mann sich zu wehren versucht.
Rapp trat einige Schritte zurück und sah auf die Leiche hinunter. Dann zog er sie wieder vom Bett und legte sie auf den Boden. Mit etwas Glück konnte der Plan tatsächlich gelingen.
Ragib sprang die letzten Stufen hinauf und eilte zum Schlafzimmer des Präsidenten weiter. Er wusste, wo das Zimmer lag, nachdem er schon letzte Nacht hier gewesen war. Ragib lächelte, als er daran dachte, wie viel Spaß er mit der Blondine gehabt hatte. Sie hatte sich kaum gewehrt – aber das würde bei der hier anders werden. Sie hatte schon gezeigt, wie zäh sie war. Ragib hoffte nur, dass Abu Hasan sie nicht völlig blutig geschlagen hatte. Er war ein wenig früh dran. Mit etwas Glück würde er noch Abu Hasans ekstatisches Stöhnen hören können. Der bärtige Terrorist ging voller Erwartung auf das Schlafzimmer zu.
Rapp durchsuchte noch einmal die Kleider des Toten. In der Gefechtsweste fand er ein Funkgerät. Er hielt es sich ans Ohr, doch es war nichts zu hören. Er war versucht, das Funkgerät mitzunehmen, doch das würde Aziz stutzig machen. War das Funkgerät verschwunden, würden sie sofort die Frequenzen wechseln und sich außerdem fragen, ob die Frau allein gehandelt hatte.
Rapp betrachtete das Gerät genauer; es war ein französisches Fabrikat. Er schob es wieder in die Gefechtsweste und sah auf die Uhr. Vier Minuten und dreiundzwanzig Sekunden waren mittlerweile vergangen. Rapp blickte auf den Toten hinunter, als er plötzlich eine kaum wahrnehmbare Erschütterung spürte. Draußen auf dem Flur kam jemand auf das Schlafzimmer zu. Er zog seine Pistole und lief rasch zum Wandschrank hinüber. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, ging auch schon die Schlafzimmertür auf. Rapp zog sich vorsichtig in das Geheimzimmer zurück und verriegelte die Tür hinter sich.
In der Kommandozentrale in Langley hatte es Irene Kennedy mittlerweile aufgegeben, Rapp über Funk zu erreichen. Stattdessen saß sie so wie alle anderen im Raum schweigend da und verfolgte die dramatischen Ereignisse, die sich vor ihren Augen abspielten. Zuerst hatte keiner gewusst, was Rapp vorhatte, als er auf den Mann einstach, der bereits tot am Boden lag. Doch allmählich verstanden sie, worum es ihm ging.
General Flood wandte sich Stansfield zu und sagte: »Verdammt, der Junge ist wirklich schlau.«
Bevor Stansfield antworten konnte, sahen sie, wie Rapp plötzlich quer durch das Schlafzimmer lief und im Wandschrank verschwand. Fast im selben Augenblick öffnete sich die Schlafzimmertür und ein Mann im grünen Kampfanzug trat ein. Er ging auf das Bett zu, als er sich plötzlich das Gewehr von der Schulter riss und sich um die eigene Achse drehte, auf der Suche nach einem Feind. Im nächsten Augenblick gingen die Lichter im Zimmer an und der Mann sprach aufgeregt in sein Funkgerät.
25
In Anacostia, einem Viertel von Washington D.C. das vor allem durch seine hohe Kriminalität auffiel, stand ein baufälliges Mietshaus, in dem die Ratten wohnten. Im obersten Stockwerk dieses Gebäudes saß kurz vor Mitternacht ein junger Mann mit weiß gebleichtem Haar und einigen noch ganz frischen Tätowierungen auf einem Klappstuhl und bereitete sich auf den kommenden Tag vor. Bis auf ein paar Drogensüchtige ließ sich kaum einmal jemand in dem Haus blicken, was auch der Grund
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