Der Angriff
von über sechzig Geiseln denken. Ich finde, wir sollten warten.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Wenn er nicht alle drei erwischt, stecken wir ganz tief in der Scheiße.«
Sie wandten sich wieder dem Bildschirm zu, auf dem die drei Terroristen zu sehen waren. Einer von ihnen drehte sich um und ging einige Schritte auf die Tür zu.
Stansfield schüttelte den Kopf und drückte den Knopf an seiner Konsole. »Iron Man«, sagte er in sein Mikrofon, »bleiben Sie auf Ihrem Posten. Ich wiederhole, bleiben Sie auf Ihrem Posten.«
Rapp verfluchte sich selbst dafür, dass er auf Irenes Funkspruch geantwortet hatte. Er hätte einfach hinausstürzen und die Sache zu Ende bringen sollen. Dennoch glaubte Rapp, dass die Entscheidung noch nicht gefallen war. »Bei allem Respekt, ich kann dem nicht zustimmen. Ich habe drei Ziele da draußen, und sie stehen keine fünf Meter voneinander entfernt.« Rapp warf einen Blick auf den Monitor. »Sie stehen außerdem mit dem Rücken zu mir, und ich habe das Überraschungsmoment auf meiner Seite. Die Sache wäre nicht einmal besonders schwierig.«
Es war General Flood, der ihm im Befehlston antwortete: »Iron Man, Sie rühren sich nicht von der Stelle, das ist ein Befehl. Wir brauchen Sie da drin, damit Sie uns Informationen liefern, außerdem haben wir noch genug Zeit.« Etwas weniger schroff fügte er hinzu: »Sie bekommen Ihre Chance schon noch. Haben Sie ein wenig Geduld.«
»Roger«, antwortete Rapp widerstrebend. Dann klopfte er sich mehrmals auf die Stirn. Das nächste Mal tu es einfach, sagte er sich. Frag nicht lange. Tu es einfach.
Rafik Aziz hielt Ragib immer noch den Lauf seiner MP unter das Kinn. Wenn er mehr Männer zur Verfügung gehabt hätte, dann wäre Ragib jetzt tot – aber er brauchte nun einmal jeden Mann. Darum hatte Aziz auch so viel Sprengstoff mitgenommen. Nur so konnte er die zahlenmäßige Überlegenheit der Amerikaner ausgleichen.
»Ich werde sie finden«, sagte Ragib vorsichtig. »Ich verspreche es, Rafik.«
Langsam trat Aziz zurück und ließ die Waffe sinken. Er überlegte kurz, ob es sich lohnte, nach der Frau zu suchen, und griff nach dem Kleiderhaufen am Boden. Hasans Pistole war noch im Holster, und sein Gewehr lag auf der Kommode auf der anderen Seite des Zimmers. Das blutige Messer lag neben den Kleidern auf dem Boden, also war die Frau unbewaffnet. »War das die Frau, von der Abu Hasan nicht wollte, dass ich sie freilasse?«, fragte er, zu Ragib gewandt.
Ragib nickte entschieden. »Ja, die war es.«
Aziz blickte spöttisch zu Bengazi hinüber: »Ich kenne die Frau. Ich bin ihr begegnet, als ich mit diesem Russ Piper zum Weißen Haus kam.« Aziz nickte, als ihm etwas einfiel, was Piper ihm über die Familie der Frau erzählt hätte. »Der Vater der Frau ist Polizist in Chicago.« Er blickte auf den Toten hinunter. »Das erklärt einiges.«
Aziz nahm die Pistole und das Funkgerät des Toten an sich. Dann holte er auch noch dessen Gewehr und warf es Ragib zu.
Ragib, der sein eigenes Gewehr in der Hand hielt, fing die Waffe mit der freien Hand auf. »Willst du, dass ich das Mädchen finde?«, fragte er.
Aziz überlegte kurz und sagte dann: »Nein. Sie kann uns nichts tun. Und die Ausgänge sind alle gesichert. Wahrscheinlich wird sie eine der Bomben auslösen und sich selbst in die Luft jagen.«
Bengazi räusperte sich, um Rafiks Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Aziz wandte sich seinem Stellvertreter zu. »Ja?«, fragte er.
»Ich finde, wir sollten uns wenigstens in diesem Stockwerk und oben umsehen«, schlug Bengazi vor. »Wir brauchten nicht mehr als zwanzig Minuten dafür.«
Aziz überlegte einen Augenblick. »Na gut«, antwortete er, »aber es muss schnell gehen.«
Ragib zeigte auf den toten Kameraden am Boden und fragte: »Was soll ich mit Hasan machen?«
Ohne zurückzublicken sagte Aziz: »Lass ihn liegen. Der Dummkopf soll hier verrotten.«
26
In Langley war unterdessen eine lebhafte Diskussion im Gange. General Campbell schlug vor, noch zwei Leute zur Verstärkung über den Lüftungsschacht ins Weiße Haus zu schicken. Seine Begründung war durchaus einleuchtend. Sie wussten, dass Aziz große Mengen an Sprengstoff zur Verfügung hatte, und es sah ganz danach aus, als hätte er die Sprengfallen an strategisch wichtigen Punkten angebracht. Man musste sie ausschalten oder einen Weg finden, sie zu umgehen, bevor man an eine Rückeroberung des Weißen Hauses denken konnte. Dazu brauchten sie aber mehr
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