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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gekommen, um Ihnen Ihre Infusion zu legen und Ihre Spritzen zu geben, und als ich das Haus leer vorgefunden habe, dachte ich schon …«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Ich weiß, was Sie gedacht haben, aber ich fühle mich okay. Nicht gut, aber okay.«
    Sie funkelte mich an. »Und Sie! Wie können Sie mit ihm herumfahren? Sehen Sie nicht, wie angegriffen er ist?«
    Natürlich sah ich das. Aber da ich ihr schlecht erzählen konnte, was wir getan hatten, hielt ich den Mund und machte mich bereit, ihre Schelte wie ein Mann zu ertragen.
    »Wir hatten etwas Wichtiges zu besprechen«, sagte Al. »Okay? Kapiert?«
    »Trotzdem …«
    Er stellte einen Fuß auf den Boden. »Helfen Sie mir ins Haus, Doris. Jake muss heimfahren.«
    Doris.
    Wie in Dunning.
    Al schien den Zufall nicht zu bemerken – und es war bestimmt einer, schließlich war Doris ein nicht seltener Name –, aber in meinem Kopf hallte er dröhnend nach.
    6
    Ich schaffte es nach Hause, und diesmal war es die Handbremse des Sunliners, nach der meine Hand unwillkürlich griff. Als ich den Motor abstellte, überlegte ich mir, was für eine enge, armselige, im Prinzip unerfreuliche Scheißkiste aus Kunststoff und Glasfaser mein Toyota im Vergleich zu dem Wagen war, an den ich mich in Derry gewöhnt hatte. Ich ging ins Haus, wollte automatisch meinen Kater füttern und sah, dass das Futter in seinem Fressnapf noch frisch und feucht war. Kein Wunder! Im Jahr 2011 lag es erst seit eineinhalb Stunden im Fressnapf.
    »Friss das, Elmore«, sagte ich. »In China gibt’s hungernde Katzen, die sich die Pfoten nach Feiner Pastete von Friskies abschlecken würden.«
    Elmore bedachte mich mit dem Blick, den dieser Spruch verdiente, und schlängelte sich durch die Katzenklappe hinaus. Ich machte mir zwei Stouffer-Tiefkühlmahlzeiten heiß (und dachte dabei wie Frankensteins Monster beim Sprechenlernen: Mikrowelle gut, moderne Autos schlecht ). Ich aß alles auf, entsorgte den Abfall und ging ins Schlafzimmer. Ich zog mein einfaches weißes Hemd aus dem Jahr 1958 aus (und dankte Gott, dass Doris zu wütend gewesen war, um die Blutflecken darauf zu bemerken), setzte mich auf die Bettkante, um meine vernünftigen Schuhe aus dem Jahr 1958 auszuziehen, und ließ mich dann zurückfallen. Ich weiß ziemlich sicher, dass ich noch im Fallen einschlief.
    7
    Ich hatte vergessen, den Wecker zu stellen, und hätte vielleicht bis lange nach fünf geschlafen, aber um Viertel nach vier sprang Elmore auf meine Brust und begann an meinem Gesicht zu schnüffeln. Das bedeutete, dass er seinen Fressnapf geleert hatte und ihn nachgefüllt haben wollte. Nachdem ich den Kater gefüttert hatte, wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und aß eine Schale Special K, wobei ich mir vorstellte, dass es Tage dauern würde, bis ich die Mahlzeiten wieder zur gewohnten Zeit einnahm.
    Als ich satt war, ging ich ins Arbeitszimmer und schaltete meinen Computer ein. Die Stadtbibliothek war mein erster Cyber-Halt. Al hatte recht – sie hatte sämtliche Ausgaben der Zeitung Lisbon Weekly Enterprise in ihrer Datenbank. Um darauf zugreifen zu können, musste ich ein Freund der Bibliothek werden, was zehn Dollar kostete, aber angesichts der Umstände erschien mir das als geringer Preis.
    Die Ausgabe der Enterprise, die ich suchte, trug das Datum 7. November 1958. Auf Seite zwei stand zwischen einer Meldung über einen tödlichen Verkehrsunfall und einer über vermutete Brandstiftung eine Story mit dem Titel POLIZEI FAHNDET NACH GEHEIMNISVOLLEM UNBEKANNTEN . Der geheimnisvolle Unbekannte war ich … oder vielmehr mein Alter Ego aus der Eisenhowerzeit. Sie hatten den Sunliner gefunden und prompt die Blutflecken bemerkt. Bill Titus hatte den Ford als den Wagen identifiziert, den er einem Mr. George Amberson verkauft hatte. Der Ton dieser Meldung rührte mich aufrichtig: schlichte Besorgnis wegen des Verbleibs eines verschwundenen (und möglicherweise verletzten) Mannes. Gregory Dusen, mein Hometown-Trust-Bankier, beschrieb mich als »höflichen, gebildeten Zeitgenossen«. Eddie Baumer, Inhaber von Baumer’s Barber Shop, sagte im Prinzip das Gleiche. Mit dem Namen Amberson verband sich nicht der Hauch eines Verdachts. Das hätte anders ausgesehen, wenn ich mit dem sensationellen Fall in Derry in Verbindung gebracht worden wäre, aber das hatte niemand getan.
    Das passierte auch in der folgenden Woche nicht, in der ich im Polizeibericht nur noch am Rande erwähnt wurde: FAHNDUNG NACH VERMISSTEM AUS WISCONSIN GEHT

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