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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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WEITER. Die darauffolgende Wochenendausgabe der Lisbon Weekly Enterprise war dann ganz auf Weihnachten eingestellt, und George Amberson verschwand endgültig. Aber ich war dort gewesen. Al hatte seinen Namen in die Rinde eines Baumes geritzt. Ich meinen in die Seiten einer alten Zeitung. Das hatte ich zwar erwartet, aber der Anblick des tatsächlichen Beweises war trotzdem beeindruckend.
    Als Nächstes rief ich die Homepage der Derry Daily News auf. Der Zugang zu ihrem Archiv kostete mich erheblich mehr – 34,50 Dollar –, aber binnen Minuten hatte ich die Titelseite der Ausgabe vom 1. November 1958 auf dem Bildschirm.
    Man würde erwarten, dass ein sensationelles lokales Verbrechen eine Schlagzeile auf der Titelseite des Lokalblatts wert wäre, aber in Derry, diesem komischen Kaff, wurden solche Gräuel möglichst heruntergespielt. Die große Story dieses Tages handelte davon, dass Vertreter Russlands, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten in Genf über einen möglichen Atomteststopp sprachen. Darunter stand eine Geschichte über ein vierzehnjähriges Schachgenie namens Bobby Fischer. Ganz links unten auf der Titelseite (also dort, wohin nach Auffassung von Medienexperten der Leserblick zuletzt fiel – falls überhaupt) stand ein Bericht mit der Überschrift MÖRDERISCHER AMOKLAUF ENDET MIT ZWEI TOTEN . Frank Dunning, »ein prominentes Mitglied der hiesigen Geschäftswelt und Förderer vieler Wohltätigkeitsprojekte«, berichtete die Daily News, sei am Freitagabend kurz nach acht Uhr »in angetrunkenem Zustand« im Haus seiner von ihm entfremdeten Ehefrau aufgekreuzt. Nach einem Streit mit ihr (von dem ich nichts mitbekommen hatte, obwohl ich dabei gewesen war) habe er mit einem Hammer auf sie eingeschlagen, ihr den Arm gebrochen und danach seinen zwölfjährigen Sohn Arthur erschlagen, als der Junge versucht habe, seine Mutter zu verteidigen.
    Die Fortsetzung der wenigen Zeilen vorn stand auf Seite zwölf. Als ich sie aufschlug, begrüßte mich ein Schnappschuss von meinem alten Freund/Feind Bill Turcotte. Dem Bericht nach war »Mr. Turcotte zu Fuß auf der Kossuth Street unterwegs, als er Schreie und Kreischen aus dem Haus der Dunnings hörte«. Er lief zur offenen Haustür, sah erschrocken, was drinnen vorging, und forderte Mr. Frank Dunning auf, »nicht weiter mit diesem Hammer um sich zu schlagen«. Dunning weigerte sich; Mr. Turcotte entdeckte an Dunnings Gürtel ein Jagdmesser und zog es aus der Scheide; Dunning wandte sich daraufhin gegen Mr. Turcotte; aus dieser Rangelei entstand eine tätliche Auseinandersetzung, bei der Dunning erstochen wurde. Nur wenige Augenblicke später erlitt der heldenhafte Mr. Turcotte einen Herzanfall.
    Ich saß da, betrachtete den alten Schnappschuss – Turcotte mit einer Zigarette im Mundwinkel ein Bein stolz auf der Stoßstange einer Limousine aus den späten Vierzigerjahren aufgestützt – und trommelte mit den Fingern auf meinen Oberschenkel. Dunning war nicht von vorn, sondern von hinten erstochen worden – und zwar mit einem Bajonett, nicht mit einem Jagdmesser. Dunning hatte gar kein Messer gehabt. Der Vorschlaghammer, der nicht als solcher identifiziert wurde, war seine einzige Waffe gewesen. Konnte die Polizei solche ins Auge fallenden Details übersehen haben? Eigentlich unmöglich, außer sie war so blind wie Ray Charles. Aber für Derry, wie ich es kennengelernt hatte, passte das alles prima ins Bild.
    Ich glaube, ich habe gelächelt. Der Bericht war so verrückt, dass es bewundernswert war. Es gab keine offenen Probleme mehr. Man hatte den tobenden, betrunkenen Ehemann, die verängstigte Familie und den heldenhaften Passanten (von dem nicht gesagt wurde, wohin er unterwegs gewesen war). Was wollte man mehr? Und dass ein bestimmter geheimnisvoller Unbekannter am Tatort gewesen war (und sogar geschossen hatte), wurde mit keiner Silbe erwähnt. Das alles war so typisch Derry.
    Ich sah im Kühlschrank nach, fand einen Rest Schokoladenpudding und verschlang ihn, während ich an der Küchentheke stehend in den Garten hinter meinem Haus hinaussah. Ich nahm Elmore auf den Arm und streichelte ihn, bis er sich dagegen sträubte und abgesetzt werden wollte. Ich ging an meinen Computer zurück, drückte eine Taste, um den Bildschirmschoner wie durch Zauberhand verschwinden zu lassen, und sah mir noch einmal das kleine Foto von Bill Turcotte an. Das Bild des Helden, der durch sein Eingreifen die Familie gerettet und dabei einen Herzanfall erlitten

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