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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Vorratsraum und machte dort kleine, schlurfende Schritte vorwärts. Stell dir vor, du wolltest bei völliger Dunkelheit die oberste Stufe einer Treppe finden, hatte Al gesagt. Mach die Augen zu, Kumpel, dann ist es leichter.
    Ich machte sie zu. Zwei Stufen tiefer spürte ich das Knacken des Druckausgleichs tief im Innenohr. Wärme traf meine Haut; Sonnenlicht schien durch meine geschlossenen Lider; ich hörte das schat- USCH -schat- USCH der Webstühle. Es war 11.58 Uhr am 9. September 1958. Tugga Dunning lebte wieder, und Mrs. Dunnings Arm war noch nicht gebrochen. Nicht weit von hier, bei Titus’ Chevron-Tankstelle, wartete ein Ford Sunliner, ein flottes, rotes Cabrio, auf mich.
    Aber als Erstes musste ich die Begegnung mit dem ehemaligen Gelbe-Karte-Mann hinter mich bringen. Diesmal würde er den Dollar bekommen, den er verlangte, weil ich vergessen hatte, ein Fünfzigcentstück einzustecken. Ich schlüpfte unter der Kette hindurch und blieb so lange stehen, dass ich einen Dollarschein in meine rechte Hosentasche stecken konnte.
    Dort blieb er auch, denn als ich um die Ecke des Trockenschuppens kam, entdeckte ich den Gelbe-Karte-Mann, der mit offenen Augen und einer Blutlache um den Kopf herum auf dem Beton lag. Seine Kehle war von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt. In der einen Hand hielt er die scharf gezackte Scherbe einer grünen Weinflasche, die er dazu benutzt hatte. In der anderen steckte seine Karte, die angeblich etwas damit zu tun hatte, dass heute im Greenfront jeder Dollar doppelt zählte. Die Karte, die früher gelb und dann orangerot gewesen war, war jetzt tiefschwarz.

Kapitel 10
    KAPITEL 10
    1
    Ich überquerte den Firmenparkplatz nun also zum dritten Mal, halb im Laufschritt, und klopfte unterwegs wieder auf den Kofferraumdeckel des weiß-roten Plymouth Fury. Das sollte mir irgendwie Glück bringen. In den kommenden Wochen, Monaten und Jahren würde ich alles Glück brauchen, das ich bekommen konnte.
    Diesmal ging ich nicht in die Kennebec Fruit und hatte auch nicht vor, Kleidung oder ein Auto zu kaufen. Das konnte ich morgen oder übermorgen tun, denn heute könnte in The Falls ein schlechter Tag für Fremde sein. Vielleicht schon sehr bald würde jemand die Leiche auf dem Fabrikhof entdecken, und als Fremder konnte man in diesem Zusammenhang befragt werden. George Ambersons Papiere würden keiner gründlichen Überprüfung standhalten – immerhin war in seinem Führerschein eine Adresse in der Bluebird Lane angegeben, die noch gar nicht existierte.
    Die Bushaltestelle vor der Fabrik erreichte ich, als gerade der Bus herangeschnaubt kam, auf dem LEWISTON EXPRESS stand. Ich stieg ein und gab dem Fahrer den Dollarschein, den ich dem Gelbe-Karte-Mann hatte geben wollen. Er klickte eine Handvoll Silber aus dem verchromten Münzbehälter, den er an seinem Gürtel vor dem Bauch trug. Ich warf einen Dime in die Fahrgeldbox und schwankte dann durch den Bus zu einem Platz hinter zwei pickeligen Matrosen – wahrscheinlich von der Brunswick Naval Air Station –, die von den Mädchen sprachen, die sie in einem Striplokal namens Holly zu sehen hofften. Ihre Unterhaltung wurde durch wiederholtes kräftiges Schulterklopfen und laut schnaubendes Lachen untermalt.
    Ich beobachtete, wie die Route 196 vorbeizog, ohne sie richtig wahrzunehmen. Ich musste ständig an den Toten denken. Und an die Karte, die jetzt schwarz war. Obwohl ich es eilig gehabt hatte, mich von der verstörenden Leiche zu entfernen, hatte ich mir die Zeit genommen, die Karte zu berühren. Sie war nicht aus Pappe, wie ich anfangs vermutet hatte. Auch nicht aus Kunststoff. Vielleicht aus Zelluloid … obwohl sie sich auch danach nicht so richtig angefühlt hatte. Eher wie abgestorbene Haut, die man von einer Schwiele abziehen könnte. Beschriftet war sie offensichtlich nicht gewesen.
    Al hatte den Gelbe-Karte-Mann für einen Geistesgestörten gehalten, der durch eine unglückliche Kombination aus Alkohol und Nähe zum Kaninchenbau verrückt geworden sei. Diese Einschätzung hatte ich erst angezweifelt, als die Karte orangerot geworden war. Jetzt zweifelte ich sie nicht nur an; inzwischen hielt ich sie schlicht und einfach für falsch. Wer war der Kerl überhaupt?
    Tot, das ist er. Und das ist alles, was er ist. Kümmere dich nicht mehr um ihn. Du hast viel zu tun.
    Als wir am Autokino von Lisbon vorbeifuhren, ruckte ich an der Stoppleine. Der Fahrer hielt am nächsten Telefonmast, der mit einem weißen Streifen gekennzeichnet

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