Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ihren Lippen. Sie schien alles zu haben, was er sich auf der Schlussetappe seines Lebens wünschte. Was nicht verwunderlich war: Everybody loves somebody sometime, wie Dean Martin so lebensklug feststellen würde. Allerdings erst in ein paar Jahren. »Und was lesen Sie gern, wenn Sie nicht schreiben, Mr. Amberson?«
    »Oh, so ziemlich alles.«
    »Haben Sie Der Fänger im Roggen gelesen?«
    Oh-oh, dachte ich.
    »Ja, Ma’am.«
    Darauf reagierte sie etwas ungehalten. »Ach, nennen Sie mich Mimi. Sogar die Schüler nennen mich Mimi, obwohl ich darauf bestehe, dass sie ein Miz davorsetzen, damit der Anstand gewahrt bleibt. Also, was halten Sie von Mr. Salingers verzweifeltem Aufschrei?«
    Lügen oder die Wahrheit sagen? Aber das war keine wirkliche Frage. Diese Frau konnte eine Lüge erkennen, wie ich … nun … eine Werbetafel mit JAGT EARL WARREN AUS DEM AMT lesen konnte.
    »Ich denke, dass sein Roman viel darüber sagt, wie lausig die Fünfzigerjahre waren – und wie gut die Sechzigerjahre werden können. Das heißt, wenn Amerikas Holden Caulfields sich ihren Zorn bewahren. Und ihren Mut.«
    »Mhh. Hmm.« Sie stocherte viel in ihrem Fischfilet herum, schien aber nichts davon zu essen. Kein Wunder, dass sie aussah, als könnte man eine Schnur hinten an ihr Kleid tackern, um sie daran wie einen Drachen steigen zu lassen. »Finden Sie, dass er in eine Schulbibliothek gehört?«
    Ich seufzte, weil ich daran dachte, wie sehr es mir gefallen hätte, in Jodie, Texas, zu leben und in Teilzeit Englisch zu unterrichten. »Das tue ich tatsächlich, Ma’am … Mimi. Aber ich glaube, er sollte nur an bestimmte Schüler ausgeliehen werden – und das sollte im Ermessen der Bibliothekarin stehen.«
    »Der Bibliothekarin? Nicht der Eltern?«
    »Nein, Ma’am. Das wäre zu heikel.«
    Mimi Corcoran lächelte strahlend und wandte sich an ihren Beau. »Deke, dieser Bursche gehört nicht auf die Ersatzliste. Er sollte in Vollzeit unterrichten.«
    »Mimi …«
    »Ich weiß, im Fachbereich Englisch gibt’s keine freie Stelle. Aber wenn er in Jodie bleibt, kann er vielleicht einsteigen, sobald dieser Idiot Phil Bateman in den Ruhestand geht.«
    »Mims, das ist sehr indiskret.«
    »Ja«, sagte sie und blinzelte mir dabei zu. »Und auch sehr wahr. Schicken Sie Deke Ihre Empfehlungen aus Florida, Mr. Amberson. Die müssten genügen. Oder noch besser: Bringen Sie sie nächste Woche selbst vorbei. Das Schuljahr hat begonnen. Wir wollen keine Zeit verlieren.«
    »Nennen Sie mich George«, sagte ich.
    »Aber sicher«, sagte Mimi. Sie schob ihren Teller weg. »Deke, dieses Zeug ist grässlich. Wieso essen wir hier?«
    »Weil ich die Burger mag und du Al’s Erdbeerkuchen.«
    »O ja«, sagte sie. »Der Erdbeerkuchen. Her damit! Mr. Amberson, können Sie zum Footballspiel dableiben?«
    »Heute geht das nicht«, sagte ich. »Ich muss nach Dallas zurück. Vielleicht zum nächsten Spiel. Wenn Sie glauben, dass Sie mich brauchen können.«
    »Wenn Mimi Sie mag, mag ich Sie auch«, sagte Deke Simmons. »Ich kann Ihnen nicht für jede Woche einen Tag garantieren, aber in manchen Wochen werden es zwei oder sogar drei sein. Im Durchschnitt gleicht sich das aus.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Die Bezahlung für Aushilfen ist leider nicht sehr gut …«
    »Das weiß ich, Sir. Ich suche nur eine Möglichkeit, mein Einkommen aufzubessern.«
    »Dieses Fänger -Buch kommt nie in unsere Bibliothek«, sagte Deke mit einem bedauernden Blick zu seiner Geliebten hinüber, die prompt einen Flunsch zog. »Die Schulbehörde würde das nicht zulassen. Das weiß Mimi auch.« Noch ein Biss von seinem Prongburger.
    »Die Zeiten ändern sich«, sagte Mimi Corcoran. Sie deutete erst auf den Serviettenspender, dann auf seinen Mundwinkel. »Deke. Soße.«
    17
    In der folgenden Woche machte ich einen Fehler. Ich hätte es besser wissen müssen; nach allem, was mir schon zugestoßen war, hätte ich nicht mal auf die Idee kommen sollen, eine weitere große Wette abzuschließen. Jeder würde sagen, ich hätte mich mehr in Acht nehmen müssen.
    Ich war mir des Risikos bewusst, aber ich hatte Geldsorgen. Nach Texas war ich mit etwas weniger als sechzehntausend Dollar gekommen. Ein Teil davon war der Rest des Geldes, das Al mir mitgegeben hatte, aber der größte Teil war das Ergebnis zweier sehr hoher Wetten, die ich in Derry und Tampa abgeschlossen hatte. Aber die ungefähr sieben Wochen im Hotel Adolphus hatten mich über tausend Dollar gekostet, und das Sesshaftwerden in

Weitere Kostenlose Bücher