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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erbot sich, die Geschichte zu erzählen – die ich nie von Mimi selbst gehört hatte –, wie sie den Prongburger, seine spécialité de la maison, benannt hatte. Wir sammelten auch über zweihundert Fotos. Mein Lieblingsbild zeigte Mimi und Deke, die auf einem Schulball Twist tanzten. Man sah ihr an, dass sie ihren Spaß hatte; er war steif wie jemand, der einen mittelgroßen Besenstiel verschluckt hatte. Die Fotos suchten wir in der Schulbibliothek aus, wo auf dem Namensschild jetzt MISS DUNHILL statt MIZ MIMI stand.
    In dieser Zeit haben Sadie und ich uns nie geküsst, haben nie Händchen gehalten und nie mehr als flüchtige Blicke gewechselt. Sie sprach nicht über ihre gescheiterte Ehe oder die Gründe, aus denen sie aus Georgia nach Texas gekommen war. Ich sprach weder über meinen Roman noch erzählte ich aus meiner weitgehend erfundenen Vergangenheit. Wir sprachen über Bücher. Wir redeten über Kennedy, dessen Außenpolitik sie chauvinistisch fand. Wir diskutierten über die entstehende Bürgerrechtsbewegung. Ich erzählte ihr von dem Brett über den Bach am Ende des Pfades hinter der Humble-Oil-Tankstelle in North Carolina. Sie sagte, sie habe in Georgia ähnliche Toiletten für Farbige gesehen, aber sie glaube, dass deren Tage gezählt seien. Sie war sich sicher, dass die Schulintegration kommen werde, wenn auch vermutlich erst Mitte der Siebzigerjahre. Ich teilte ihr meine Überzeugung mit, dass der neue Präsident und sein jüngerer Bruder als Justizminister dafür sorgen würden, dass sie früher komme.
    Sie schnaubte. »Du hältst offenbar mehr von diesem grinsenden Iren als ich. Sag mal, lässt er sich jemals die Haare schneiden?«
    Wir wurden kein Liebespaar, aber wir wurden Freunde. Manchmal stolperte sie über Dinge (auch die eigenen Füße, die groß waren), und ich musste sie zweimal stützen, aber es gab kein denkwürdiges Auffangen mehr wie beim ersten Mal. Manchmal verkündete sie, dass sie jetzt einfach eine Zigarette brauche, und ich begleitete sie zum Raucherbereich für Schüler hinter der Metallwerkstatt hinaus.
    »Ich werd’s bedauern, nicht mehr hier rauskommen und in alten Jeans auf dieser Bank hocken zu können«, sagte sie eines Tages. Das war weniger als eine Woche vor Schulbeginn. »Lehrerzimmer sind immer so verqualmt.«
    »Das wird sich irgendwann alles ändern. Dann ist Rauchen auf dem Schulgelände verboten. Für Lehrer wie für Schüler.«
    Sie lächelte. Ein schönes Lächeln, weil ihre Lippen kräftig und voll waren. Und Jeans standen ihr gut, muss ich sagen. Sie hatte lange, sehr lange Beine. Und sie füllte die Gesäßpartie hübsch aus. »Eine rauchfreie Gesellschaft … Negerkinder und weiße Kinder, die friedlich miteinander lernen … Kein Wunder, dass du einen Roman schreibst, du hast eine blühende Fantasie. Was siehst du noch in deiner Wahrsagekugel, George? Raketen, die zum Mond fliegen?«
    »Klar, aber das dauert vielleicht noch etwas länger als die Integration. Wer hat dir erzählt, dass ich einen Roman schreibe?«
    »Miz Mimi«, sagte sie und drückte ihre Zigarette in einem der fünf oder sechs mit Sand gefüllten Stehascher aus. »Sie hat gesagt, er wäre gut. Und weil wir eben bei Miz Mimi sind … Wir sollten weiterarbeiten, glaube ich. Mit den Fotos sind wir ja fast fertig, oder?«
    »Ja.«
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass es nicht zu kitschig ist, zu den Dias diesen Song aus der West Side Story spielen?«
    Ich hielt »Somewhere« für einen Ausbund an Kitsch, aber Ellen Dockerty hatte mir erklärt, dass es Mimis Lieblingslied gewesen sei.
    Als ich Sadie das erzählte, lachte sie zweifelnd. »Ich habe sie nicht sehr gut gekannt, aber das sieht ihr wirklich nicht ähnlich. Vielleicht ist das Ellies Lieblingslied.«
    »Wenn ich’s mir recht überlege, könnte das sogar hinhauen. Hör zu, Sadie, hast du Lust, am Freitag mit mir zum Footballspiel zu gehen? Um den Schülern schon vor Schulbeginn am Montag zu zeigen, dass du bereits hier bist.«
    »Oh, sehr gern.« Sie hielt inne und wirkte etwas unbehaglich. »Solange du nicht, du weißt schon, auf irgendwelche Ideen kommst. Ich kann noch nicht wieder ausgehen. Vielleicht noch ziemlich lange nicht.«
    »Geht mir genauso.« Sie dachte vermutlich an ihren Ex, während ich an Lee Harvey Oswald dachte. Bald würde er seinen amerikanischen Pass zurückerhalten. Dann ging es nur noch darum, ein sowjetisches Ausreisevisum für seine Frau zu ergattern. »Aber Freunde gehen eben manchmal miteinander zum

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