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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dallas nennen können. Klappte alles wie geplant, würde sie eine Tragödie in einem Akt sein. Ich musste mich bereithalten, zum richtigen Zeitpunkt auf die Bühne zu kommen, und das bedeutete, dass ich früh anfangen musste.
    2
    Am 6. Oktober gewannen die Denholm Lions ihr fünftes Footballspiel und waren damit auf dem Weg zu einer Saison ohne Niederlage, die sie Vince Knowles widmeten, dem Jungen, der in Von Mäusen und Menschen den George gespielt hatte und nie eine Chance bekommen würde, in George Ambersons Adaption von Die zwölf Geschworenen aufzutreten – doch davon später mehr. Damit begann ein dreitägiges Wochenende, weil der folgende Montag Columbus Day war.
    Am Feiertag fuhr ich nach Dallas. Die meisten Geschäfte hatten geöffnet, und mein erstes Ziel war eines der Leihhäuser in der Greenville Avenue. Dem kleinen Mann hinter dem Ladentisch sagte ich, dass ich den billigsten Ehering wolle, den er vorrätig habe. Ich verließ das Leihhaus mit einem Goldreif (zumindest sah er wie Gold aus) für acht Dollar am Ringfinger meiner linken Hand. Dann fuhr ich in die Innenstadt zu einer Firma in der Lower Main Street, die ich im Branchenverzeichnis ausfindig gemacht hatte: Silent Mike’s Satellite Electronics. Dort empfing mich ein adretter kleiner Mann, der eine schwarze Hornbrille trug und einen seltsam futuristischen Button an seiner Weste hatte. TRAU NIEMAND stand darauf.
    »Sind Sie Silent Mike?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Und sind Sie wirklich stumm?«
    Er lächelte. »Kommt darauf an, wer zuhört.«
    »Nehmen wir mal an, niemand«, sagte ich und erklärte ihm, was ich wollte. Wie sich zeigte, hätte ich mir die acht Dollar sparen können, denn er interessierte sich nicht im Geringsten für meine angeblich fremdgehende Ehefrau. Den Inhaber von Satellite Electronics interessierten nur die Geräte, die ich kaufen wollte. Bei diesem Thema war er der Redselige Mike.
    »Mister, solches Zeug gibt’s vielleicht auf dem Planeten, von dem Sie kommen, aber bestimmt nicht hier.«
    Das rief Erinnerungen an Miz Mimi wach, die mich mit dem außerirdischen Besucher in Der Tag, an dem die Erde stillstand verglichen hatte, aber ich schüttelte sie ab. »Ich habe keine Ahnung, was Sie damit meinen.«
    »Sie wollen einen kleinen drahtlosen Empfänger? Okay, von denen habe ich ein paar in der Vitrine dort drüben. Man nennt sie Transistorradios. Ich führe welche von Motorola und von GE , aber die japanischen sind die besten.« Er streckte die Unterlippe vor und blies sich eine Haarlocke aus der Stirn. »Ist das nicht ein Tritt in den Hintern? Vor fünfzehn Jahren haben wir sie besiegt, indem wir zwei ihrer Großstädte in radioaktiven Staub verwandelt haben, aber sind sie danach etwa erledigt? Nein. Sie bleiben in ihren Löchern, bis der Staub sich gesetzt hat, dann kommen sie statt mit Nambu-MGs mit Platinen und Lötkolben bewaffnet herausgekrochen. Passen Sie auf, bis 1985 gehört denen die Welt. Zumindest der Teil, in dem ich lebe.«
    »Sie können mir also nicht helfen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein. Klar kann ich das. Silent Mike Mc Eachern erfüllt die elektronischen Bedürfnisse eines Kunden immer gern. Aber das kostet.«
    »Ich bin bereit, einiges dafür auszugeben. Bestimmt spare ich weitaus mehr ein, wenn ich dieses betrügerische Miststück vor den Scheidungsrichter zerre.«
    »Mhm. Warten Sie einen Augenblick hier, ich muss was aus dem Lager holen. Und drehen Sie das Schild an der Tür auf ›geschlossen‹ um, ja? Ich will Ihnen etwas zeigen, was wahrscheinlich nicht … nun, vielleicht ist es ja legal, aber wer weiß. Ist Silent Mike McEachern etwa Rechtsanwalt?«
    »Vermutlich nicht.«
    Mein privater Führer zu den elektronischen Errungenschaften der Sechzigerjahre kam mit einem merkwürdigen Gerät in der einen und einer kleinen Schachtel in der anderen Hand zurück. Die Schachtel war mit japanischen Schriftzeichen bedruckt. Das Gerät sah wie ein auf einer schwarzen Kunststoffscheibe montierter Dildo für Koboldmiezen aus. Die Scheibe vom Durchmesser eines Vierteldollars war sieben bis acht Zentimeter dick und mit Drähten gespickt. Er stellte sie auf den Ladentisch.
    »Das ist ein Echo. Wird hier in dieser Stadt hergestellt, mein Sohn. Wenn jemand die Söhne Nippons auf ihrem eigenen Feld schlagen kann, dann sind wir das. Bis 1970 ist die Elektronikindustrie in Dallas bedeutender als die Banken. Denken Sie an meine Worte.« Er bekreuzigte sich, zeigte himmelwärts und fügte hinzu: »Gott segne

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