Der Anschlag - King, S: Anschlag
lieber nicht. Nicht bei meinem Gehalt. Aber eine Kalte Ente.«
»Einlass ist ab halb acht?« Eigentlich wusste ich das bereits. Die Plakate hingen überall in der Schule.
»Richtig.«
»Und es gibt nur Schallplatten. Keine Band. Das ist gut.«
»Warum?«
»Livebands können problematisch sein. Ich habe mal einen Tanz beaufsichtigt, bei dem der Schlagzeuger in der Pause kaltes selbst gebrautes Bier verkauft hat. Das war eine angenehme Erfahrung.«
»Hat es Schlägereien gegeben?« Sie war hörbar entsetzt. Aber auch fasziniert.
»Das nicht, aber eine Massenkotzerei. Das Zeug hatte es in sich.«
»Das war in Florida?«
Es war im Jahr 2009 an der Lisbon High gewesen, deshalb bestätigte ich, dass es in Florida gewesen sei. Ich erklärte ihr auch, dass ich gern bereit sei, gemeinsam mit ihr als Aufsichtsperson zu fungieren.
»Vielen Dank, George.«
»Ist mir ein Vergnügen, Ma’am.«
Und das war es absolut.
5
Der Förderverein war für den Sadie Hawkins Dance verantwortlich, und er hatte großartige Arbeit geleistet: massenhaft Kreppbänder (natürlich in Silber und Gold), die von den Dachbalken der Turnhalle wehten, reichlich Ginger-Ale-Punsch, Zitronenplätzchen und eingefärbte Muffins, die die Future Homemakers of America gebacken hatten. Der Fachbereich Kunst – klein, aber engagiert – hatte ein Karikaturwandgemälde beigesteuert, das die unsterbliche Miss Hawkins in Dogpatch auf der Jagd nach Junggesellen zeigte. Mattie Shaw und Mikes Freundin Bobbi Jill hatten es maßgeblich gestaltet und waren zu Recht stolz auf ihr Werk. Ich fragte mich, ob sie das in sieben oder acht Jahren auch noch sein würden, wenn die ersten Frauenrechtlerinnen anfingen, ihre Büstenhalter zu verbrennen und für das Recht auf selbstbestimmte Elternschaft zu demonstrieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie T-Shirts mit Aufschriften wie ICH BIN NIEMANDES EIGEN TUM und EINE FRAU BRAUCHT EINEN MANN WIE EIN FISCH EIN FAHRRAD trugen.
Discjockey und Moderator des Abends war Donald Bellingham aus der zwölften Klasse. Er kam mit einer echt coolen Plattensammlung, die nicht nur einen, sondern sogar zwei Samsonite-Koffer füllte. Mit meiner Erlaubnis (Sadie schaute nur bestürzt) verband er seinen Webcor-Plattenspieler und den Verstärker seines Dads mit der Lautsprecheranlage der Schule. Die Turnhalle war so groß, dass sie einen natürlichen Nachhall erzeugte, und nach einigem Experimentieren unter Rückkopplungskreischen bekam er einen eindrucksvoll dröhnenden Sound hin. Obwohl Donald in Jodie geboren war, hatte er seinen ständigen Wohnsitz in Rockville im Staate Daddy Cool. Er trug eine Brille mit rosa Gestell und dicken Gläsern, Slacks mit der Gürtelschnalle hinten und Schuhe aus hellem Leder mit andersfarbigem Einsatz, die so spießig waren, dass man nur sagen konnte: Echt crazy, Mann. Unter einem mit Unmengen von Brylcreem gestylten Entenbürzel à la Bobby Rydell war sein Gesicht mit Pickeln übersät. Er sah aus, als würde er seinen ersten richtigen Kuss mit ungefähr vierzig Jahren bekommen, aber am Mikrofon war er amüsant und witzig, und seine Plattensammlung (die er seine »Vinylbabys« und »Donny B.s runde Soundbomben« nannte) war wie schon erwähnt die coolste.
»Loslegen wollen wir mit ’nem Knaller von gestern, einer Rock-’n’-Roll-Reliquie vom Grooveyard der Coolness, einem goldenen Gassenhauer, einer Scheibe, die überhaupt nicht platt ist, bewegt eure Beine zu dem echt irren Beat von Danny … and the JOOONIERS! «
»At the Hop« verwandelte die Turnhalle in einen Hexenkessel. Wie bei den meisten solcher Veranstaltungen Anfang der Sechzigerjahre begann der Abend damit, dass nur Mädchen mit Mädchen Jitterbug tanzten. Füße in Slippers flogen. Petticoats wirbelten. Doch nach und nach füllte sich die Tanzfläche mit gemischten Paaren … zumindest bei schnellen Tänzen nach den moderneren Titeln »Hit the Road, Jack« und »Quarter to Three«.
Nicht viele der Kids hätten die Vorrunde von Dancing with the Stars überstanden, aber sie waren jung und begeistert und amüsierten sich offenbar gut. Es machte mich glücklich, sie zu sehen. Falls Donny B. nicht daran dachte, das Licht später etwas zu dimmen, würde ich es selbst tun. Sadie war anfangs nervös, auf Ärger gefasst, aber diese Kids waren nur gekommen, um Spaß zu haben. Es gab keine Invasion aus Henderson oder von irgend einer anderen Schule. Als ihr das klar wurde, fing sie an, sich etwas zu entspannen.
Nach einer Dreiviertelstunde
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