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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das Gefühl, wenn man nachts im Freien steht und sieht, wie ein Wolkenrand silbern aufleuchtet, und weiß, dass der Mond in ein, zwei Sekunden rauskommen wird. Genau dieses Gefühl hatte ich in diesem Augenblick unter den sanft wehenden Kreppbändern in der Turnhalle. Ich wusste, was er spielen würde, ich wusste, dass wir dazu tanzen würden, und ich wusste auch, wie wir tanzen würden. Dann kam sie, die altvertraute Einleitung:
    Bah-dah-dah … bah-dah-da-die-dam …
    Glenn Miller. »In the Mood«.
    Sadie griff nach oben und löste das Gummiband, das ihren Pferdeschwanz zusammenhielt. Sie lachte immer noch und fing an, sich leicht in den Hüften zu wiegen. Ihre Haare glitten dabei sanft von einer Schulter zur anderen.
    »Kannst du swingen?« Ich sprach laut, um die Musik zu übertönen. Ich wusste, dass sie es konnte. Ich wusste, dass sie es tun würde.
    »Wie beim Lindyhop, meinst du?«
    »Genau das meine ich.«
    »Also …«
    »Los, Miz Dunhill«, sagte eines der Mädchen. »Wir möchten’s sehen.« Und zwei ihrer Freundinnen schoben Sadie auf mich zu.
    Sie zögerte. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und streckte ihr die Hände hin. Die Kids klatschten, als wir die Tanzfläche betraten. Sie machten uns Platz. Ich zog Sadie an mich, und nach kaum merklichem Zögern drehte sie sich erst nach links, dann nach rechts, wobei ihr A-Linie-Trägerrock ihr eben genug Platz verschaffte, dass sie die Füße voreinanderstellen konnte. Das war die Lindy-Variante, die Richie-from-the-ditchie und Bevvie-from-the-levee an jenem Morgen im Jahr 1958 einstudiert hatten. Die Variante, die ich als Hellzapoppin kannte. Natürlich war sie das. Weil die Vergangenheit auf Harmonie bedacht war.
    Ich zog sie an beiden Händen gefasst an mich, dann ließ ich sie zurücktreten. Wir trennten uns. Wie Leute, die diese Schritte monatelang geübt hatten (vielleicht bei einer langsamer laufenden Schallplatte auf einem menschenleeren Picknickplatz), beugten wir uns tief hinab und kickten erst nach links, dann nach rechts. Die Kids lachten und jubelten. Sie bildeten auf dem Parkett einen rhythmisch klatschenden Kreis um uns.
    Wir kamen wieder zusammen, und sie drehte sich unter unseren verschränkten Händen wie eine Ballerina auf Speed.
    Jetzt drückst du als Signal links oder rechts.
    Als hätte der bloße Gedanke ihn ausgelöst, spürte ich den leichten Druck in meiner Rechten, und sie kreiselte wie eine Luftschraube nach rechts, wobei ihre Haare sich zu einem Fächer ausbreiteten, der im Lampenlicht erst rot, dann blau leuchtete. Ich hörte mehrere Mädchen nach Luft schnappen. Ich fing sie auf, verlagerte mein Gewicht mit ihr über meinen Arm gebeugt auf einen Absatz und hoffte inbrünstig, dass mein Knie nicht nachgeben würde. Das tat es nicht.
    Ich kam wieder hoch. Sie kam mit. Sie drehte sich weg, dann kam sie in meine Arme zurück. Wir tanzten im Scheinwerferlicht.
    Tanzen ist Leben.
    7
    Der Tanz endete um elf, aber ich bog mit dem Sunliner erst eine Viertelstunde nach Mitternacht in Sadies Einfahrt ein. Zu den Dingen, die einem keiner über den tollen Job erzählte, eine Tanzveranstaltung von Teenagern zu beaufsichtigen, gehörte, dass die Aufsichten dafür zu sorgen hätten, dass nach dem Schwof alles sauber und abgesperrt zurückblieb.
    Auf der Rückfahrt redeten wir beide nicht viel. Obwohl Donald noch mehrere verlockende Big-Band-Stücke aufgelegt und die Kids uns zugesetzt hatten, noch einmal Swing zu tanzen, hatten wir uns geweigert. Einmal war denkwürdig, zweimal wäre unvergesslich gewesen. In einer Kleinstadt vielleicht keine so gute Sache. Für mich war dieses Erlebnis bereits unvergesslich. Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie sich das alles angefühlt hatte: sie in meinen Armen, ihr schnell gehender Atem auf meinem Gesicht.
    Ich stellte den Motor ab und wandte mich ihr zu. Jetzt sagt sie: »Danke, dass du mir ausgeholfen hast«, oder: »Danke für einen wundervollen Abend«, und das war’s dann.
    Aber sie sagte nichts in dieser Art. Sie sagte überhaupt nichts. Sie sah mich nur an. Die Haare frei auf die Schulter fallend. Die beiden oberen Knöpfe der Oxfordbluse, die sie unter ihrem Trägerrock trug, offen. Die Ohrringe glitzernd. Dann lagen wir uns in den Armen, zuerst noch unbeholfen, dann fest umklammert. Man konnte es Küssen nennen, aber es war mehr als nur Küssen. Es war wie Essen, wenn man hungrig war, oder Trinken, wenn man durstig war. Ich konnte ihr Parfüm riechen und den frischen Schweiß

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