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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zurückkehren und zugunsten von Al Gore ungefähr zweihunderttausend Dollar ausgeben.«
    »Da gäb’s ein paar Probleme«, sagte ich. »Erstens habe ich keine zweihunderttausend Dollar. Zweitens bin ich von Beruf Lehrer. Ich kann dir zwar alles über Thomas Wolfes krankhafte Mutterbindung erzählen, aber in Sachen Politik bin ich völlig ahnungslos.«
    Er winkte so ungeduldig ab, dass sein Marine-Corps-Ring fast von seinem abgezehrten Finger geflogen wäre. »Geld ist kein Problem. Das musst du mir vorläufig einfach glauben. Und Vorauswissen ist jeder Art von Erfahrung weit überlegen. Der Unterschied in Florida soll weniger als sechshundert Stimmen betragen haben. Glaubst du, dass du am Wahltag mit zweihundert Riesen sechshundert Stimmen hättest kaufen können, wenn die Sache auf Stimmenkauf hinausgelaufen wäre?«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Wahrscheinlich. Ich glaube, ich würde mir ein paar Gemeinden aussuchen, in denen viel Apathie herrscht und die Wahlbeteiligung traditionell niedrig ist – die ließen sich relativ leicht ermitteln –, und dort mit dem guten alten Cash reingehen.«
    Al grinste und entblößte dabei Zahnlücken und ungesundes Zahnfleisch. »Warum nicht? In Chicago hat das jahrzehntelang funktioniert.«
    Die Vorstellung, dass sich die Präsidentschaft für weniger Geld kaufen ließ, als zwei Mercedes-Limousinen kosteten, ließ mich schweigen.
    »Aber wenn es um den Fluss der Geschichte geht, sind Attentate – erfolgreiche wie fehlgeschlagene – entscheidende Augenblicke, die sich am leichtesten beeinflussen lassen. Der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ist von einem mental labilen Würstchen namens Gavrilo Princip erschossen worden, und das hat den Ersten Weltkrieg ausgelöst. Aber nachdem Claus von Stauffenbergs Attentat auf Hitler 1944 fehlgeschlagen war – knapp vorbei ist auch daneben –, ist der Krieg weitergegangen und hat noch Millionen Opfer gefordert.«
    Diesen Film hatte ich auch gesehen.
    »Wegen Erzherzog Franz Ferdinand oder Hitler können wir nichts unternehmen«, sagte Al. »Die sind außerhalb unserer Reichweite.«
    Ich überlegte, ob ich mich dagegen verwahren sollte, dass er von »wir« sprach, hielt dann aber doch den Mund. Ich kam mir ein wenig vor wie jemand, der ein sehr düsteres Buch las. Vielleicht einen Roman von Thomas Hardy. Man wusste, wie alles enden würde, aber das war nicht etwa ein Pointenkiller, sondern es erhöhte die Faszination des Lesers sogar irgendwie. Als würde man zusehen, wie ein Junge seine Modelleisenbahn immer schneller fahren ließ, und darauf warten, dass sie in einer der Kurven entgleiste.
    »Wenn du den 11. September verhindern wolltest, müsstest du dreiundvierzig Jahre lang warten. Dann wärst du fast achtzig, wenn du überhaupt noch am Leben wärst.«
    Jetzt verstand ich, was die Lone-Star-Flagge bedeutete, die der Gartenzwerg schwenkte. Sie war ein Andenken an Als letzte Reise in die Vergangenheit. »Du hast es nicht mal bis 1963 geschafft, stimmt’s?«
    Er gab keine Antwort, sondern sah mich nur an. Seine Augen, die vernebelt gewirkt hatten, als er mich am Nachmittag empfangen hatte, glänzten jetzt. Sie wirkten fast jung.
    »Weil du nämlich genau davon redest, hab ich recht? Dallas im Jahr 1963.«
    »Stimmt«, sagte er. »Ich musste aussteigen. Aber du bist nicht krank, Kumpel. Du bist gesund, im besten Mannesalter. Du kannst dorthin zurückgehen, und du kannst es verhindern.«
    Er beugte sich nach vorn. Seine Augen glänzten nicht mehr nur; sie brannten förmlich.
    »Du kannst die Geschichte verändern, Jake. Begreifst du das? John Kennedy muss nicht sterben. «
    4
    Ich kenne die Grundlagen spannender Romane – das sollte ich auch, ich habe in meinem Leben nämlich genügend Thriller gelesen –, und die wichtigste Regel lautet, den Leser im Ungewissen zu lassen. Aber wenn Sie von den ungewöhnlichen Ereignissen dieses Tages ausgehend ein wenig Gespür für meinen Charakter entwickelt haben, werden Sie wissen, dass ich überzeugt werden wollte. Christy Epping war Christy Thompson geworden (Mann trifft Frau auf dem AA -Campus, wissen Sie noch?), und ich war mein eigener Herr. Wir hatten nicht einmal Kinder, um die wir uns hätten streiten können. Ich hatte einen Job, in dem ich gut war, aber zu behaupten, er wäre spannend, wäre gelogen. Eine Anhaltertour durch Kanada, die ich nach dem College mit einem Freund gemacht hatte, war mein bisher größtes Abenteuer gewesen, und wegen der freundlichen,

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