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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sein Leben gelebt, sagte mein eiskalter Verstand mir. Sie noch nicht. Außerdem bekommt er dieselbe Chance, die der Verrückte dir gegeben hat. Er braucht sich nicht einzumischen.
    Aber er würde es tun. Manche Dinge, bei denen wir die Wahl zu haben schienen, ließen uns in Wirklichkeit überhaupt keine.
    Mein längst entsorgtes Handy hatte ich mir nie sehnlicher zurückgewünscht als jetzt auf dieser Fahrt von Dallas nach Jodie. Die zweitbeste Lösung war ein Münztelefon in einer Tankstelle an der SR 109 , ungefähr eine halbe Meile nach der Football-Werbetafel. Das Telefon am anderen Ende klingelte dreimal … viermal … fünfmal …
    Als ich gerade den Hörer einhängen wollte, sagte Deke: »Hallo? Hallo?« Er klang gereizt und außer Atem.
    »Deke? Ich bin’s, George,«
    »He, Junge!« Jetzt klang die heutige Version von Bill Turcotte (aus dem beliebten Dauerbrenner Der mörderische Ehegatte ) nicht mehr gereizt, sondern erfreut. »Ich war draußen im Garten, weißt du. Ich hätte des Telefon beinahe klingeln lassen, aber dann …«
    »Halt den Mund und hör zu. Bei euch ist was Schlimmes passiert. Und es geht weiter. Sadie ist verletzt worden – schlimm, glaub ich.«
    Nun folgte eine sehr kurze Pause. Als Deke wieder sprach, klang seine Stimme jünger: wie die des robusten Kerls, der er vor vierzig Jahren und zwei Ehen zweifellos gewesen war. Vielleicht suggerierte mir das auch nur meine Hoffnung. Heute Abend waren Hoffnung und ein Mann Ende sechzig alles, was ich hatte. »Du redest von ihrem Mann, stimmt’s? Daran bin ich schuld. Ich habe ihn gesehen, glaub ich, aber das ist schon zwei Wochen her. Und seine Haare waren viel länger als auf dem Foto in dem Schuljahrbuch. Es war auch anders gefärbt. Es war fast orange. « Eine weitere kurze Pause, dann folgte ein Wort, das ich noch nie von ihm gehört hatte: »Scheiße!«
    Ich erzählte ihm, was Clayton verlange – und was ich dagegen tun wolle. Mein Plan war ziemlich simpel. Die Vergangenheit wollte mit sich selbst harmonieren? Na schön, meinetwegen. Das konnte bedeuten, dass Deke wie Turcotte einen Herzanfall bekäme, aber davon würde ich mich nicht aufhalten lassen. Nichts würde mich aufhalten können. Hier ging es um Sadie.
    Ich wartete darauf, dass Deke fragen würde, ob es nicht besser sei, den Fall der Polizei zu übergeben, aber er wusste natürlich, dass das zwecklos gewesen wäre. Doug Reems, der dortige Polizeibeamte, sah schlecht, trug eine Beinschiene und war noch älter als Deke. Ebenso fragte Deke auch nicht, ob ich aus Dallas die State Police angerufen hätte. Hätte er gefragt, hätte ich ihm versichert, dass Claytons Drohung, Sadie beim ersten eintreffenden Blinklicht zu ermorden, durchaus ernst gemeint sei. Das stimmte zwar, aber es war nicht der wahre Grund. In Wirklichkeit wollte ich den Scheißkerl selbst erledigen.
    Ich kochte vor Wut.
    »Um welche Zeit erwartet er dich, George?«
    »Bis spätestens halb acht.«
    »Und jetzt ist es … nach meiner Uhr Viertel vor sieben. Also haben wir noch ein bisschen Zeit. Die Straße hinter der Bee Tree Lane heißt Apple Irgendwas. Den genauen Namen hab ich vergessen. Dort bist du dann?«
    »Richtig. Vor dem Haus hinter ihrem.«
    »Wir können uns dort in fünf Minuten treffen.«
    »Klar, wenn du wie ein Verrückter rast. Sagen wir lieber zehn. Und bring ein Requisit mit. Irgendwas, was er durchs Wohnzimmerfenster sehen kann. Ich weiß nicht, vielleicht ein …«
    »Wie wär’s mit einem Schmortopf?«
    »Bestens. Wir sehen uns in zehn Minuten.«
    Bevor ich den Hörer einhängen konnte, fragte er: »Hast du eine Waffe?«
    »Ja.«
    Seine Antwort klang wie ein Knurren. »Gut!«
    6
    Die Straße hinter Doris Dunnings Haus war die Wyemore Lane gewesen. Hinter Sadies Haus lag der Apple Blossom Way. Das Haus Wyemore Lane 202 war zu verkaufen gewesen. Vor dem Haus Apple Blossom Way 140 stand kein Zu-verkaufen-Schild, aber es war dunkel, und der ungepflegte Rasen war mit Löwenzahn gesprenkelt. Ich parkte davor und sah auf meine Uhr. Zehn vor sieben.
    Zwei Minuten später hielt Dekes Ranch Wagon hinter meinem Chevy und stieg aus. Er trug Jeans, ein kariertes Hemd und einen Bolo Tie. In den Händen hielt er einen Schmortopf mit Blumendekor. Er hatte einen Glasdeckel und schien drei bis vier Liter Eintopf fassen zu können.
    »Deke, ich kann dir nicht genug …«
    »Ich hab keinen Dank verdient. Ich verdiene einen Tritt in den Hintern. Als ich ihn gesehen habe, ist er aus dem Büro von Western Auto

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