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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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potenzielle Veränderung ist, desto energischer kämpft sie. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.«
    »Das bin ich schon«, sagte sie leise.
    »Denkst du, dass es meine Schuld war?«
    »Nein, Schatz.« Sadie legte eine Hand auf meine Wange. »Nein.«
    »Na ja, es könnte meine gewesen sein, zumindest teilweise. Es gibt da den sogenannten Schmetterlingseffekt …« Auf dem Hang unter uns flatterten Hunderte von Schmetterlingen, als wollten sie es dadurch illustrieren.
    »Den kenne ich«, sagte sie. »Ray Bradbury hat eine Kurzgeschichte darüber geschrieben.«
    »Wirklich?«
    »Sie heißt ›Ferner Donner‹. Sie ist sehr schön und gleichzeitig sehr beunruhigend. Aber, Jake … Johnny war verrückt, lange bevor du auf der Bildfläche erschienen bist. Ich habe ihn verlassen, lange bevor du aufgekreuzt bist. Und wärst du nicht gekommen, hätte irgendein anderer Mann auftauchen können. Er wäre bestimmt nicht so nett gewesen wie du, aber das hätte ich ja nicht ahnen können. Die Zeit ist ein Baum mit vielen Ästen.«
    »Was willst du über den Kerl wissen, Sadie?«
    »Vor allem, wieso du nicht einfach die Polizei anrufst – natürlich anonym – und ihn anzeigst.«
    Ich riss einen Grashalm ab, um etwas zum Kauen zu haben, während ich darüber nachdachte. Als Erstes fiel mir etwas ein, was de Mohrenschildt auf dem Parkplatz des Montgomery-Ward-Lagerhauses gesagt hatte: Er ist ein halbgebildeter Hinterwäldler, aber auch über raschend gerissen.
    Das war eine zutreffende Einschätzung. Lee war aus Russland entkommen, als es ihm dort nicht mehr gefallen hatte; er würde auch so gerissen sein, nach dem Attentat auf Kennedy aus dem Schulbuchlager zu entkommen, obwohl Polizei und Secret Service fast augenblicklich reagierten. Natürlich reagierten sie sofort; zahlreiche Leute würden genau sehen, von woher die tödlichen Schüsse kamen.
    Noch bevor die rasende Wagenkolonne den sterbenden Präsidenten im Parkland Memorial Hospital ablieferte, würde Lee im Aufenthaltsraum im ersten Stock mit vorgehaltener Waffe befragt werden. Der Polizist, der ihn dort befragte, würde sich später erinnern, dass der junge Mann vernünftig und überzeugend gewirkt habe. Sobald der Vorarbeiter Roy Truly sich für seinen Mitarbeiter verbürgte, würde der Polizist Ozzie Rabbit laufen lassen und auf der Suche nach dem Schützen nach oben hasten. Man konnte sich vorstellen, dass Oswald ohne seine Begegnung mit dem Streifenpolizisten Tippit noch tage- oder wochenlang nicht gefasst worden wäre.
    »Sadie, die Polizei in Dallas wird die Welt mit ihrer Unfähigkeit schockieren. Ich wäre verrückt, wenn ich mich auf sie verließe. Vielleicht würden sie auf einen anonymen Tipp nicht einmal reagieren.«
    »Aber wieso? Warum würden sie nicht reagieren?«
    »Jetzt im Moment, weil der Kerl nicht mal in Texas ist und auch nicht vorhat zurückzukommen. Er will nämlich nach Kuba überlaufen.«
    » Kuba? Wozu um Himmels willen nach Kuba? «
    Ich wiegte den Kopf. »Das spielt keine Rolle, weil es nicht dazu kommen wird. Er kehrt nach Dallas zurück, ohne zunächst vorzuhaben, den Präsidenten zu erschießen. Er weiß nicht mal, dass Kennedy nach Dallas kommen wird. Das weiß übrigens auch Kennedy nicht, weil der Reisetermin noch nicht feststeht.«
    »Aber du weißt es.«
    »Ja.«
    »Weil das in der Zeit, aus der du kommst, alles in den Geschichtsbüchern steht.«
    »In groben Zügen, ja. Nähere Einzelheiten weiß ich von dem Freund, der mich hergeschickt hat. Irgendwann später, wenn alles vorbei ist, erzähle ich dir die ganze Geschichte, aber nicht jetzt. Nicht, solange die gefährliche Maschine auf Hochtouren läuft. Wichtig dabei ist Folgendes: Würde dieser Mann irgendwann vor Mitte November von der Polizei vernommen, würde er völlig unschuldig wirken, weil er unschuldig ist .« Ein weiterer riesiger Wolkenschatten glitt über uns hinweg und ließ die Temperatur um einige gefühlte Grade sinken. »Wer weiß, vielleicht war er die ganze Zeit über unschlüssig, bis er abgedrückt hat.«
    »Du sprichst davon, als wäre es bereits passiert«, sagte sie kopfschütteln.
    »In meiner Welt schon.«
    »Weshalb ist Mitte November so wichtig?«
    »Am Sechzehnten wird die Morning News ganz Dallas von Kennedys geplantem Autokorso die Main Street entlang berichten. L… der Kerl wird die Meldung lesen und erkennen, dass die Kolonne genau an seinem Arbeitsplatz vorbeifahren soll. Wahrscheinlich wird er das für eine Botschaft Gottes halten. Oder für

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