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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verdeckte ich MÄCHTIGEN GOTTES mit einer Hand.
    Zurück blieb DAS WORT DES AL .
    Als Notizen. Ich hatte seine Aufzeichnungen!
    Aber wo? Wo lagen sie?
    Die Schlafzimmertür ging auf. Sadie steckte den Kopf herein. »Jake? Schläfst du?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich ruhe mich nur ein bisschen aus.«
    »Ist dir irgendwas eingefallen?«
    »Nein«, sagte ich. »Sorry.«
    »Du hast noch Zeit.«
    »Ja. Mir fällt jeden Tag irgendwas Neues ein.«
    »Schatz, das war Deke. In der Schule grassiert ein Virus, das auch ihn ziemlich erwischt hat. Er hat gefragt, ob ich morgen und am Dienstag kommen kann. Vielleicht auch am Mittwoch.«
    »Fahr nur hin«, sagte ich. »Wenn du’s nicht tust, schleppt er sich in die Schule. Und er ist nicht mehr der Jüngste.« Vor meinem inneren Auge blinkten vier Wörter wie eine Leuchtreklame: DAS WORT DES AL, DAS WORT DES AL, DAS WORT DES AL .
    Sie setzte sich neben mich auf die Bettkante. »Soll ich wirklich?«
    »Ich komme allein zurecht. Gesellschaft habe ich genug. Morgen kommt sowieso jemand vom DAVIN vorbei, wie du weißt.« Vom Pflegedienst Dallas Area Visiting Nurses kam regelmäßig eine Krankenschwester vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass ich kein wirres Zeug redete, was immerhin auf eine Gehirnblutung hätte schließen lassen.
    »Genau. Morgen um neun. Das steht auch im Kalender, falls du’s vergisst. Und Dr. Ellerton …«
    »Kommt zum Mittagessen. Daran erinnere ich mich.«
    »Gut, Jake. Das ist gut. «
    »Er will Sandwichs mitbringen. Und Milchshakes. Er will mich mästen.«
    »Du brauchst wirklich dringend mehr auf den Rippen.«
    »Dazu am Mittwoch Krankengymnastik. Vormittags Beinfolter, nachmittags Armfolter.«
    »Ich mag dich nicht im Stich lassen, nicht so kurz vor dem … du weißt schon.«
    »Sollte mir etwas einfallen, rufe ich dich an, Sadie.«
    Sie ergriff meine Hand und beugte sich so dicht über mich, dass ich ihr Parfüm und den schwachen Geruch von Zigarettenrauch in ihrem Atem riechen konnte. »Versprichst du mir das?«
    »Ja. Natürlich.«
    »Ich bin spätestens am Mittwochabend wieder da. Falls Deke am Donnerstag noch krank sein sollte, muss die Bibliothek einfach geschlossen bleiben.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Sie küsste mich sanft und wollte schon das Zimmer verlassen, da drehte sie sich noch mal um. »Ich hoffe fast, dass Deke recht hat … dass diese ganze Sache eine Illusion ist. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass wir davon wissen und es trotzdem nicht verhindern können. Dass wir im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzen könnten, wenn jemand …«
    »Ich komme schon noch drauf«, sagte ich.
    »Wirklich, Jake?«
    »Ich muss.«
    Sie nickte, aber selbst bei heruntergelassenen Jalousien konnte ich die Zweifel auf ihrem Gesicht lesen. »Ich muss erst nach dem Abendessen fahren. Mach die Augen zu, und lass die Pille wirken. Versuch ein bisschen zu schlafen.«
    Ich schloss die Augen, obwohl ich bestimmt nicht schlafen würde. Aber das war in Ordnung, weil ich über das Wort des Al nachdenken musste. Nach einiger Zeit konnte ich riechen, dass in der Küche gekocht wurde. Es roch gut. Als ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus noch alle zehn Minuten hatte kotzen oder scheißen müssen, hatten mich alle Gerüche angewidert. Das war jetzt besser geworden.
    Ich begann wegzudriften. Ich konnte sehen, wie Al – wie immer mit seiner schräg über der linken Augenbraue sitzenden Papiermütze – mir in einer der Sitznischen des Diners gegenübersaß. Fotos der Kleinstadtprominenz blickten auf uns herab, aber Harry Dunning hing nicht länger an der Wand. Ich hatte ihn gerettet. Vielleicht auch ein zweites Mal vor dem Soldatentod in Vietnam. Das ließ sich unmöglich feststellen.
    Er behindert dich immer noch, stimmt’s, Kumpel?, fragte Al.
    Ja, das tut er.
    Aber du bist jetzt nah dran.
    Nicht nah genug. Ich habe keine Ahnung, wo ich dein gottverdammtes Notizbuch hingetan habe.
    Du hast es irgendwo sicher verwahrt. Engt das die Möglichkeiten ein?
    Ich wollte nein sagen, dann dachte ich: Das Wort des Al ist sicher. Wie in einem Safe. Weil …
    Ich öffnete die Augen und hatte zum ersten Mal seit vielen Wochen ein breites Grinsen im Gesicht.
    Es lag in einem Bankschließfach.
    Die Tür ging auf. »Bist du hungrig? Ich hab’s warm gehalten.«
    »Hä?«
    »Jake, du hast über zwei Stunden lang geschlafen.«
    Ich setzte mich auf und stellte die Beine auf den Boden. »Dann lass uns essen.«

Kapitel 27
    KAPITEL 27
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