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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er genau vor einem Tor, vor dem EINFAHRT FREI HALTEN aufs Pflaster gemalt war, aber dieses spezielle Vergehen erschien mir geringfügig im Vergleich zu Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe und Autodiebstahl.
    Ich stieg aus und hinkte zum Bordstein, wo Sadie bereits stand. »Wie spät ist es jetzt?«, fragte sie.
    »Zwanzig nach elf.«
    »Wohin müssen wir?«
    »Zum Texas School Book Depository, einem Lagergebäude an der Ecke Houston und Elm Street. Drei Meilen. Vielleicht mehr.« Ich hatte kaum ausgesprochen, als über uns pfeifender Triebwerkslärm zu hören war. Wir hoben den Kopf und sahen die Air Force One im Landeanflug.
    Sadie strich sich müde die Haare aus der Stirn. »Was machen wir jetzt?«
    »Jetzt marschieren wir«, sagte ich.
    »Leg deinen Arm um meine Schultern. Damit ich dich etwas entlasten kann.«
    »Nicht nötig, Schatz.«
    Aber eine Straße weiter tat ich es doch.
    9
    Der Kreuzung North Pearl Street und Ross Avenue näherten wir uns um 11.30 Uhr, genau zu dem Zeitpunkt, an dem Kennedys Boeing 707 vor dem Begrüßungskomitee – darunter natürlich die Frau mit dem Strauß roter Rosen – ausrollen würde. Die Straßenecke vor uns wurde von der Kathedrale Santuario de Guadalupe beherrscht. Auf den Stufen, unter einer Statue der Heiligen mit ausgestreckten Armen, saß ein Mann mit hölzernen Krücken links und einem emaillierten Kochtopf rechts neben sich. An dem Topf lehnte ein Pappschild, auf dem stand: BIN SCHLIMM VER KRÜPPEL! BITTE GIB WAS DU KANNST SEI EIN BARM HERZIGER SAMARIER GOTT LIEBT DICH.
    »Wo sind deine Krücken, Jake?«
    »Im Eden Fallows, im Kleiderschrank im Schlafzimmer.«
    »Du hast deine Krücken vergessen?«
    Frauen waren schon ziemlich gut darin, rhetorische Fragen zu stellen.
    »Ich habe sie in letzter Zeit nicht mehr oft benutzt. Auf kurzen Strecken komme ich ganz gut ohne zurecht.« Das klang marginal besser, als wenn ich zugegeben hätte, dass ich vor allem darauf bedacht gewesen war, verdammt schnell aus der kleinen Rehasiedlung abzuhauen, bevor Sadie eintraf.
    »Na, jetzt könntest du ein Paar brauchen.«
    Sie rannte beneidenswert leichtfüßig voraus und sprach mit dem Bettler auf der Kirchentreppe. Als ich herangehinkt kam, feilschte sie bereits mit ihm. »Ein Paar Krücken dieser Art kostet neun Dollar, und Sie wollen fünfzig für eine? «
    »Ich brauche mindestens eine, um heimzukommen«, führte er an . »Und Ihr Freund sieht so aus, als bräuchte er eine, um nach irgendwo zu kommen.«
    »Was ist mit dem ganzen Gott-liebt-dich-sei-ein-barmherziger-Samariter-Zeug?«
    »Tja«, sagte der Bettler und rieb sich nachdenklich das stoppelbärtige Kinn. »Gott liebt euch wirklich, aber ich bin bloß ein armer alter Krüppel. Wenn Ihnen mein Angebot nicht gefällt, machen Sie’s wie der Pharisäer und gehen auf der anderen Seite vorbei. Das täte ich.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Was wäre, wenn ich sie mir einfach schnappen würde, Sie geldgieriger Kerl?«
    »Das könnten Sie, schätze ich, aber dann würde Gott Sie nicht mehr lieben«, sagte er und lachte dann schallend. Für einen Menschen, der schlimm verkrüppelt war, war das ein bemerkenswert fröhlicher Laut. In der Kategorie Zahnhygiene war es bei ihm etwas besser bestellt als beim Studebaker-Cowboy, aber nicht viel.
    »Gib ihm das Geld«, sagte ich. »Ich brauche nur eine.«
    »Klar, gebe ich ihm das Geld. Ich kann’s nur nicht leiden, aufs Kreuz gelegt zu werden.«
    »Lady, für den männlichen Teil der Erdbevölkerung ist das ein Jammer, wenn ich das mal sagen darf.«
    »Werden Sie nicht ordinär«, sagte ich. »Sie reden von meiner Verlobten.« Inzwischen war es 11.40 Uhr.
    Der Bettler ignorierte mich. Er betrachtete Sadies Geldbörse. »Da ist Blut dran. Haben Sie sich beim Rasieren geschnitten?«
    »Bewerben Sie sich lieber nicht gleich für die Sullivan -Show, Schätzchen, Alan King sind Sie nicht.« Sadie zog den Zehner heraus, den sie auf dem Harry Hines Boulevard hochgehalten hatte, und legte zwei Zwanziger darauf. »Da«, sagte sie, als er sie nahm. »Jetzt bin ich blank. Zufrieden?«
    »Sie haben einem armen Krüppel geholfen«, sagte der Bettler. » Sie sollten zufrieden sein.«
    »Nein, das bin ich nicht!«, schrie Sadie. »Und ich hoffe, dass Ih nen die verdammten alten Augen aus Ihrem hässlichen Kopf fallen!«
    Der Bettler warf mir einen wissenden Blick unter Männern zu. »Bringen Sie sie lieber nach Hause, Sunny Jim, ich glaube, sie kriegt ihre Tage.«
    Ich klemmte mir die Krücke

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