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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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raten.«
    »Das kommt hin.« Ich unterschrieb den Führerschein, der eigentlich nur ein Stück Pappe war. Farbe: bürokratenbeige. »Kein Foto?«
    »Davon ist der Staat Maine noch Jahre entfernt, Kumpel. Die anderen achtundvierzig übrigens auch.«
    » Acht undvierzig?«
    »Hawaii wird erst nächstes Jahr ein Bundesstaat.«
    »Oh.« Ich war leicht außer Atem, als hätte mir jemand einen Schlag in den Magen verpasst. »Nehmen wir mal an, man würde angehalten, weil man zu schnell gefahren ist … dann glaubt der Cop einfach, dass man der ist, als den einen dieses Stück Pappe ausweist?«
    »Warum nicht? Wenn du im Jahr 1958 von einem Terroranschlag sprichst, denken die Leute, dass du Teenager meinst, die Kühe umwerfen. Hier, unterschreib die auch.«
    Er legte mir eine Kundenkarte von Hertz, eine Tankkarte von Cities Service und zwei Kreditkarten – Diners Club und American Express – hin. Die Amex-Karte war aus Zelluloid, die Diners-Karte aus Pappe. Auf beiden stand George Ambersons Name. Nicht gedruckt, sondern mit der Schreibmaschine geschrieben.
    »Wenn du willst, hat Amex nächstes Jahr eine echte Plastikkarte für dich.«
    Ich lächelte. »Kein Scheckbuch?«
    »Ich hätte dir eins besorgen können, aber was hättest du davon? Aller Papierkram, der auf George T. Amberson lautet, würde beim nächsten Neustart verschwinden. Auch das auf dein Konto eingezahlte Geld.«
    »Oh.« Ich kam mir dumm vor. »Natürlich.«
    »Mach dir deswegen keine Vorwürfe, schließlich ist alles noch neu für dich. Trotzdem wirst du dir ein Bankkonto einrichten wollen. Mit nicht mehr als tausend Dollar, schlage ich vor. Behalt die meiste Knete in bar, damit du jederzeit Zugriff auf sie hast.«
    »Für den Fall, dass ich eilig zurückkehren muss.«
    »Richtig. Und die Kreditkarten sind nur dazu da, deine Identität zu untermauern. Die tatsächlichen Konten, die ich eröffnen musste, um sie zu erhalten, werden gelöscht, wenn du wieder zurückkommst. Trotzdem könnten sie sich als nützlich erweisen – das weiß man nie.«
    »Kriegt George seine Post in die Bluebird Lane 19?«
    »Im Jahr 1958 ist die Bluebird Lane nichts als eine Adresse im Bebauungsplan von Sabbatus, Kumpel. Die Siedlung, in der du wohnst, ist noch gar nicht gebaut. Sollte dich jemand danach fragen, sagst du einfach, dass es sich um etwas Geschäftliches handelt. Das wird man dir abnehmen. Im Jahr 1958 ist Business wie ein Gott – jeder verehrt es, aber keiner versteht es. Deine Post bekommst du auf dem Postamt Lisbon Center. Hier.«
    Er warf mir eine luxuriöse Geldbörse zu. Ich glotzte sie an. »Ist das Straußenleder? «
    »Ich wollte, dass du wohlhabend wirkst«, sagte Al. »Such ein paar Fotos zusammen, die du mit Führerschein und Kreditkarten reinstecken kannst. Ich hab noch ein paar Kleinigkeiten für dich. Mehrere Kugelschreiber, einer davon eine Novität mit Brieföffner und Lineal am Ende. Einen Drehbleistift von Scripto. Eine Schutzhülle für die Hemdtasche. Im Jahr 1958 gelten sie noch als zweckmäßig, nicht als streberhaft. Eine Bulova-Uhr mit einem verchromten Elastoflex-Armband von Speidel – darauf werden alle coolen Cats abfahren, Daddy. Den Rest kannst du dir selbst ansehen.« Er hustete lange und so heftig, dass er sich dabei zusammenkrümmte. Als er fertig war, standen große Schweißperlen auf seinem Gesicht.
    »Al, wann hast du das alles zusammengetragen?«
    »Als ich gemerkt habe, dass ich nicht bis 1963 durchhalten würde, bin ich aus Texas heimgekommen. Ich hatte dich bereits im Auge, obwohl ich dich vier Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Geschieden, kinderlos, clever und vor allem jung. Oh, das hier hätte ich fast vergessen: das Saatkorn, aus dem alles andere entstanden ist. Hab den Namen von einem Grabstein auf dem St.-Cyril-Friedhof abgeschrieben und die Ausstellung beim Innenministerium von Maine beantragt.«
    Er übergab mir meine Geburtsurkunde. Ich ließ die Fingerspitzen sanft über das Prägesiegel gleiten. Es fühlte sich amtlich an.
    Als ich aufsah, hatte er ein beidseitig eng bedrucktes Blatt Papier auf den Tisch gelegt. Die Überschrift lautete SPORTRESULTATE 1958-63. »Verlier es nicht. Nicht nur weil es deine Einnahmequelle ist, sondern auch weil du verdammt viel erklären müsstest, wenn es in die falschen Hände fiele. Vor allem wenn die Tipps anfangen, sich zu bewahrheiten.«
    Ich fing an, alles wieder in die Schachtel zu legen, aber er schüttelte nur den Kopf. »Ich habe eine an den Ecken hübsch abgenutzte

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