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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vergessen, sich die Hände zu waschen. So viele Leute sind nachlässig, was das …«
    »Haben Sie Pepto-Bismol oder nicht?«
    »Natürlich. Zweiter Gang.«
    »Inkontinenzhosen – wie steht’s damit?«
    Das schmallippige Grinsen wurde breiter. Inkontinenzhosen waren komisch, natürlich waren sie das. Außer man war derjenige, versteht sich, der sie brauchte. »Fünfter Gang. Aber wenn Sie in der Nähe Ihrer Wohnung bleiben, brauchen Sie keine. Ihrer Blässe nach zu urteilen, Sir … und wenn ich sehe, wie Sie schwitzen … wär’s vielleicht ratsam, das zu tun.«
    »Danke«, sagte ich und stellte mir vor, wie meine Faust seinen Mund so heftig traf, dass er sein Gebiss verschluckte. Lutsch ein bisschen Polident, Kumpel.
    Ich machte langsam beim Einkaufen, weil ich mein wässriges Inneres nicht mehr erschüttern wollte als unbedingt nötig. Ich holte mir das Pepto-Bismol (große Sparpackung? Abgehakt), dann die Inkontinenzhosen (Erwachsene, groß? Abgehakt). Die Hosen fand ich in der Abteilung Stoma-Versorgung zwischen Klistierbeuteln und deprimierenden Rollen aus gelbem Kunststoffrohr, dessen Funktion ich lieber nicht kennen wollte. Es gab auch Windeln für Erwachsene, vor denen ich jedoch zurückschreckte. Not falls würde ich die Inkontinenzhosen mit Geschirrtüchern ausstop fen. Die Vorstellung fand ich so komisch, dass ich trotz meines elenden Zustands Mühe hatte, nicht zu lachen. In meiner jetzigen empfindlichen Verfassung zu lachen hätte eine Katastrophe heraufbeschwören können.
    Als spürte der ausgezehrte Drogist meinen Notstand, tippte er meine Einkäufe im Zeitlupentempo in die Kasse ein. Ich bezahlte mit einem Fünfer, den ich ihm mit sichtbar zitternder Hand hinhielt.
    »Noch irgendwas?«
    »Nur eine Sache. Mir geht’s schlecht, Sie können sehen, dass ich mich elend fühle, warum zum Teufel grinsen Sie mich also an?«
    Mr. Keene wich einen Schritt zurück. Sein Lächeln verschwand schlagartig. »Ich versichere Ihnen, dass ich nicht gegrinst habe. Ich wünsche Ihnen aufrichtig gute Besserung.«
    Meine Eingeweide verkrampften sich. Ich schwankte leicht, griff nach der Tüte mit meinen Einkäufen und klammerte mich mit der freien Hand am Ladentisch fest. »Haben Sie eine Toilette?«
    Das Lächeln erschien wieder. »Nicht für Kunden, leider. Warum versuchen Sie’s nicht in einem der … der Etablissements gegenüber?«
    »Sie sind ein richtiger Dreckskerl, oder? Der perfekte gottverdammte Derry-Bürger.«
    Er erstarrte, dann wandte er sich abrupt ab und stakste in die niederen Regionen davon, in denen seine Pillen, Pulver und Sirupe lagerten.
    Ich ging langsam an der Getränketheke vorbei und dann zur Tür hinaus. Ich kam mir vor wie aus Glas. Der Tag war kühl, nicht wärmer als acht bis zehn Grad, aber die Sonne auf meiner Haut fühlte sich heiß an. Und klebrig. Meine Eingeweide verkrampften sich wieder. Ich blieb einen Augenblick lang stocksteif stehen, mit gesenktem Kopf, einen Fuß auf dem Gehsteig, den anderen im Rinnstein. Der Krampf ebbte langsam ab. Ich überquerte die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten, und wurde dafür angehupt. Ich beherrschte mich und zeigte dem Hupenden nicht den Stinkefinger – aber nur weil ich auch so schon genügend Schwierigkeiten hatte. Ich durfte keine Auseinandersetzung riskieren; ich befand mich bereits in einer.
    Der Krampf kam wieder und bohrte sich mir wie ein zwei schneidiger Dolch in den Unterleib. Ich rannte los. Der Sleepy Silver Dollar war am nächsten, daher riss ich die Tür auf und stürzte meinen leidenden Körper in das Halbdunkel und den Hefegeruch von Bier. Aus der Jukebox sang Conway Twitty klagend, alles sei nur trügerischer Schein. Ich wünschte mir, er hätte recht.
    Das Lokal war leer bis auf einen Gast, der allein an einem Tisch saß und mich überrascht anstarrte, und den Barkeeper, der am Ende der Theke stehend das Kreuzworträtsel in der Tageszeitung löste. Er sah zu mir auf.
    »Toilette«, sagte ich. »Schnell.«
    Er wies mit dem Daumen hinter sich, und ich spurtete auf die Türen zu, die mit BUOYS und GULLS bezeichnet waren. Ich stieß die BUOYS -Tür mit ausgestrecktem Arm auf wie ein Footballspieler, der sich Raum für einen Sprint verschaffte. Drinnen stank es nach Scheiße, Zigarettenrauch und Chlor, von dem mir die Augen tränten. Die einzelne WC -Kabine hatte keine Tür, was wahrscheinlich gut war. Ich riss mir die Hose auf wie Superman, der es eilig hatte, einen Bankraub zu verhindern, drehte mich um und sank auf die

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