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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Les Tremayne. »So reich, so schön, so tot«. Ein schurkischer Börsenmakler (Whit Bissell) stellt einer reichen Erbin (Eva Gabor) nach, während Ellery und sein Vater ermitteln.
    Ich steckte das Heft – hauptsächlich als Talisman – zu dem anderen Zeug in die Tüte, dann stieg ich aus, schloss die Tür ab und machte mich auf den Weg zur Wyemore Lane. Unterwegs begegnete ich mehreren Mamas und Papas, die ihre Kinder, die noch zu klein waren, um allein loszuziehen, auf der Jagd nach Süßem oder Saurem begleiteten. Vor vielen Haustüren grinsten ausgehöhlte Kürbisse mit geschnitzten Gesichtern fröhlich in die Gegend, und immer wieder starrte mich eine ausgestopfte Puppe mit Strohhut ausdruckslos an.
    In der Wyemore Lane ging ich mitten auf dem Gehsteig, als hätte ich alles Recht, dort zu sein. Als mir ein Vater mit einem kleinen Mädchen an der Hand entgegenkam, das baumelnde Zigeunerohrringe, Mutters leuchtend roten Lippenstift und große schwarze Kunststoffohren auf einer Lockenperücke trug, grüßte ich Dad, indem ich den Hut lüftete, und beugte mich dann zu der Kleinen hinunter, die ebenfalls eine Papiertüte trug.
    »Wer bist denn du, Schätzchen?«
    »Annette Foonijello«, sagte sie. »Sie ist der hübscheste Mausketier.«
    »Und du bist genauso hübsch«, versicherte ich ihr. »Also, was sagst du?«
    Sie wirkte verwirrt, deshalb beugte ihr Vater sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Daraufhin lächelte sie. »Süßer Saures!«
    »Genau«, sagte ich. »Aber heute Abend gibt’s nichts Saures.« Außer hoffentlich für den Mann mit dem Hammer.
    Ich holte ein Payday aus meiner Tüte (in der ich den Revolver beiseiteschieben musste, um an den Schokoriegel zu kommen) und hielt es ihr hin. Sie öffnete ihre Tüte, und ich ließ den Schokoriegel hineinfallen. Ich war nur irgendein Kerl auf der Straße, ein völlig Fremder in einer Stadt, die erst vor Kurzem von schrecklichen Verbrechen heimgesucht worden war, aber ich sah dasselbe kindliche Vertrauen auf dem Gesicht von sowohl Vater als auch Tochter. Die Zeit, in der Schokoriegel mit LSD versetzt werden würden, lag noch in weiter Ferne – ebenso wie die von NICHT VERWENDEN, WENN SIEGEL ERBROCHEN .
    Der Vater flüsterte noch etwas.
    »Danke, Mister«, sagte Annette Foonijello.
    »Oh, bitte sehr.« Ich blinzelte Dad zu. »Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend.«
    »Wahrscheinlich hat sie morgen Bauchweh«, sagte Dad, aber er lächelte dabei. »Komm jetzt, Mäuschen.«
    »Ich bin Annette! «, sagte sie.
    »Sorry, sorry. Komm jetzt, Annette.« Er bedachte mich mit einem Grinsen, lüftete nun seinerseits kurz den Hut, und dann waren sie wieder unterwegs, um weiter Beute zu machen.
    Ich ging zur Nummer 202 weiter, aber nicht sonderlich schnell. Ich hätte vor mich hin gepfiffen, wenn meine Lippen nicht so trocken gewesen wären. An der Einfahrt riskierte ich einen Blick in die Runde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah ich ein paar verkleidete Kinder, von denen sich jedoch keines auch nur im Geringsten für mich interessierte. Ausgezeichnet. Ich ging rasch die Einfahrt entlang. Sobald ich hinter dem Haus war, ließ ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung hören, der von ganz unten aus den Fersen zu kommen schien. Ich bezog meinen Posten in der äußersten rechten Ecke des Gartens, wo ich zwischen Garage und Hecke sicher versteckt war. Oder es zumindest zu sein glaubte.
    Ich spähte in den Garten hinter dem Haus der Dunnings. Die Fahrräder waren weg. Die meisten Spielsachen waren noch da – ein Kinderbogen und ein paar Pfeile mit Saugnäpfen, ein Baseballschläger, dessen Griff mit Klebeband umwickelt war, ein grü ner Hula-Hoop-Reifen –, aber das Daisy-Luftgewehr fehlte. Harry hatte es mit ins Haus genommen. Er wollte es mitnehmen, wenn er später als Buffalo Bob unterwegs war, um Süßes oder Saures zu fordern.
    Hatte Tugga ihn deswegen schon blöd angeredet? Hatte seine Mutter schon gesagt: Nimm’s mit, Harry, wenn du willst, es ist kein richtiges Gewehr. Wenn nicht, dann würde sie es noch tun. Was sie sagen würden, war bereits zu Papier gebracht. Mein Magen verkrampfte sich, diesmal nicht wegen des reihum gehenden Vierundzwanzigstundenvirus, sondern weil sich bei mir vollkommene Erkenntnis – von der Art, die man in den Eingeweiden spürte – eingestellt hatte. Dies alles würde wirklich passieren. Genau genommen geschah es bereits. Die Show hatte begonnen.
    Ich sah auf meine Uhr. Mir kam es vor, als hätte

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