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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dunnings erste Frau war Ihre Schwester.«
    »Na also! Der Mann sagt das Geheimwott und gewinnt hunnert Dollar.«
    »Mr. Frati hat gesagt, sie hätte das Baby mitgenommen und ihn verlassen. Weil sie es satthatte, dass er jedes Mal, wenn er getrunken hatte, brutal wurde.«
    »Na klar hat er Ihnen das erzählt, und das glauben die meisten Leute in Derry – auch Chazzy, schätz ich –, aber ich weiß es besser. Clara und ich sind immer sehr vertraut miteinander gewesen. In unserer Jugend sind wir immer füreinander eingestanden. Von so was verstehen Sie wahrscheinlich nichts, denn Sie kommen mir wie ein ziemlich kalter Fisch vor, aber bei uns war’s immer so.«
    Ich dachte an das eine gute Jahr, das ich mit Christy gehabt hatte – sechs Monate vor der Hochzeit und sechs danach. »Nicht ganz so kalt. Ich weiß, wovon Sie reden.«
    Turcotte rieb sich wieder den Oberkörper, aber ich glaube nicht, dass er sich dessen bewusst war: vom Bauch zur Brust, Brust zur Kehle, wieder zur Brust hinunter. Sein Gesicht war kreidebleich. Ich fragte mich, was er mittags gegessen hatte, aber vermutlich würde ich nicht lange im Ungewissen bleiben; ich würde es vermutlich bald zu sehen bekommen.
    »Oh, tatsächlich? Dann finden Sie’s vielleicht auch ein bisschen seltsam, dass sie mir nie geschrieben hat, nachdem sie mit Mikey irgendwo untergekommen war. Nicht mal ’ne Postkarte. Ich persönlich halt das für viel mehr als bloß seltsam. Weil sie mir ganz sicher geschrieben hätt. Sie hat gewusst, dass ich zu ihr halte. Und sie hat gewusst, wie lieb ich den Kleinen hatte. Sie war zwanzig, und Mikey war sechzehn Monate alt, als dieser Witze erzählende Hundesohn die beiden als vermisst gemeldet hat. Das war im Sommer 1938. Sie wär jetzt vierzig, mein Neffe einundzwanzig. Alt genug, um wählen zu dürfen, verdammt noch mal! Und Sie wollen mir erzählen, dass sie ihrem Bruder, der den geilen ollen Nosey Royce daran gehindert hat, sie zu vergewaltigen, als wir noch Kinder waren, keine einzige Zeile schreiben würde? Oder ihn um ein bisschen Geld bitten, damit sie in Boston oder New Haven oder sonst wo Fuß fassen kann? Mister, ich hätte …«
    Er zuckte zusammen, ließ einen kleinen Urp-ulk -Laut hören, den ich sehr gut kannte, und taumelte rückwärts gegen die Garagenwand.
    »Sie müssen sich hinsetzen«, sagte ich. »Sie sind krank.«
    »Ich bin nie krank. Bin seit dem sechsten Schuljahr nicht mal mehr erkältet gewesen.«
    Wenn das stimmte, würde dieses Virus einen Blitzkrieg gegen ihn führen wie die nach Warschau vorstoßenden Deutschen.
    »Das ist eine Darmgrippe, Turcotte. Wegen der hab ich heute Nacht kein Auge zugetan. Mr. Keene im Drugstore sagt, dass sie die Runde macht.«
    »Die alte Tunte mit ihrem schmalen Arsch hat doch keine Ahnung. Mir geht’s gut.« Er warf seine speckige Mähne zurück, um mir zu zeigen, wie gut es ihm ging. Aber sein Gesicht war blasser als je zuvor. Die Hand mit dem japanischen Bajonett zitterte, wie meine bis heute Mittag gezittert hatte. »Wollen Sie das hören oder nicht?«
    »Klar.« Ich sah hastig auf meine Uhr. Es war zehn nach sechs. Die Zeit, die bisher so langsam gelaufen war, nahm jetzt Tempo auf. Wo war Frank Dunning in diesem Augenblick? Noch im Supermarkt? Das glaubte ich nicht. Ich vermutete, dass er heute früher gegangen war – vielleicht mit der Begründung, dass er mit seinen Kindern zu Süßes oder Saures losziehen wollte. Nur hatte er das nicht vor. Er hockte in irgendeiner Bar, wenn auch nicht im Lamplighter. Dort war er hingegangen, um ein Bier, höchstens zwei zu trinken. Die er zur Not vertrug, obwohl er – wenn meine Exfrau ein gutes Beispiel war, wovon ich ausging – jedes Mal mit trockenem Mund und dem brennenden Wunsch nach mehr gegangen war.
    Nein, wenn er wirklich das Bedürfnis hatte, in dem Zeug zu baden, würde er in eine von Derrys düstere Kneipen gehen: in den Spoke, in den Sleepy, in den Bucket. Vielleicht sogar in eine der absoluten Spelunken, die über den verdreckten Kenduskeag hinausgebaut waren – Wally’s oder die schmierige Paramount Lounge, in der die meisten Barhocker um diese Zeit noch von alten Nutten mit wächsernem Gesicht besetzt waren. Und erzählte er dort Witze, über die das ganze Lokal lachen musste? Sprachen Leute ihn an, während er dabei war, Hochprozentiges auf die glühenden Kohlen seiner Wut in seinem Hinterkopf zu schütten? Lieber nicht, wenn sie keine unvorhergesehene Zahnbehandlung wollten.
    »Bevor meine Schwester und mein

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