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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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nach dem ersten Klingeln dran war.
    »Hi Jed, ich bin’s. Gute Nachrichten. Ich habe das Bild für unser nächstes CD-Cover.«
    »Du hast dich entschieden?«
    »Ich hab mich entschieden.«
    »Und diesmal überlegst du’s dir nicht noch mal anders?«
    »Diesmal überleg ich’s mir nicht noch mal anders.«
    »Dein Wort in Gottes Gehörgang.«
    »Und noch mehr gute Nachrichten.«
    »Noch mehr? Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen.«
    »Ich glaube, ich habe jemanden für unsere Second Vocals gefunden.«
    »Ist das dein Ernst? Brauchbare Stimme?«
    » Tolle Stimme.«
    »Hingucker?«
    »Eine Schönheit.«
    Bei der Art, wie er das sagte, wurde Jed mit seinem feinen Gehör sofort aufmerksam.
    »Und super im Bett, was?« Jed fing an zu lachen. »Ich dachte, du hättest strenge Regeln, was das angeht. Auf Tourneen keine Frauen ...«
    »Hab ich ja auch.«
    »Klingt aber ganz so, als wärst du dabei, gegen diese Regeln zu verstoßen ...«
    »Ich habe nur gesagt, dass sie eine Schönheit ist.«
    »Das mögen deine Worte gewesen sein, mein Junge, aber du vergisst, dass ich deine Gedanken lesen kann ... pass nur auf, dass du beim Vögeln deine Stimme nicht verlierst ...«
    »Du bist auf dem Holzweg, Jed ...«
    »Ach ja?«
    »Ich lege jetzt auf.«
    »Ich wette hundert Pfund, dass du sie noch vor Glastonbury aufs Kreuz legst.«
    »Tschüs, Jed.«
    Lachend steckte er sein Handy weg und nahm stattdessen die Morgenzeitung zur Hand. Mit seinen wachen, durchdringend blauen Augen überflog er die Titelseite.
    Und schon war sein Lächeln wie weggeblasen.
    Mit einem langen Seufzer, gefolgt von einem Zungenschnalzen und einem Kopfschütteln, legte er die Zeitung weg und griff wieder nach seinem Handy.
    Diesmal kam es ihm vor, als würde es ewig klingeln, nachdem er gewählt hatte, aber er wusste, dass er dranbleiben musste.
    »Was fällt Ihnen ein, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln, Sie Wichser?«, krächzte es endlich wütend aus dem Hörer.
    »Ich bin’s, Tristan ...«
    »Oh. Hey, Tristan, alter Freund.« Plötzlich klang die Stimme freundlich. »Du weißt, ich freue mich immer wie ein Kind, wenn du anrufst, aber ich möchte dich doch bitten, einem todmüden, verkaterten Alten noch etwas Ruhe zu gönnen, ja? Wie gesagt, es ist mitten in der Nacht ...«
    »Es ist acht Uhr morgens, und jetzt hör auf zu jammern, zieh dich an, hol deinen Wagen und beweg deinen knochigen alten Arsch hierher.«
    Als Antwort ertönte ein ausgiebiges Stöhnen.
    »Zu dir? Aber Tristan, du bist doch ganz unten in Cornwall!«
    »Das weiß ich selbst. Und ich will dich hier haben. Jetzt.«
    »Im Ernst? Ich soll nach Cornwall kommen? Sofort?«
    »Ja, genau. Also komm in die Hufe. Und noch was, Dad: Sorge um Gottes willen dafür, dass Mum nicht in die Morgenzeitungen guckt, ja?«
    Mit wild klopfendem Herzen schob Susan den Riegel vor die Küchentür. Ihre Nichten und ihre Schwester sahen sie vom Tisch her ganz baff an. Susan ließ den Blick von einer zur anderen wandern und ihn dann auf dem immer noch gesenkten Kopf der Zweitältesten ruhen. Enttäuschung und Fassungslosigkeit spiegelten sich in ihrem Gesicht.
    Sie knallte die Zeitung auf den Tisch.
    »Und? Was sagst du dazu?«
    Susans Frage war an Viola gerichtet, die vor Schreck fast vom Stuhl fiel.
    »Wozu?«
    »Wie konntest du nur!«
    »Wie konnte ich was?«
    »Jetzt tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Wir tun alles, um sie zu schützen, und du machst so was! Bist du jetzt völlig abgedreht, dass du deine eigene Schwester verkaufst?«
    Viola nahm die Zeitung.
    »›Schock: Rocklegende verheimlicht uneheliches Kind‹«, las Viola laut vor. Vor Erstaunen und Bestürzung klappte ihr die Kinnlade herunter. »Aber ich würde doch niemals ... ich habe nicht ...« Sie ließ die Zeitung fallen, als hätte sie sich die Finger daran verbrannt.
    »Wie bitte?!« Judy fuhr hoch, schnappte sich die Zeitung und las weiter vor: »›Eine absolut zuverlässige familiäre Quelle hat bestätigt, dass die Gefühle auf Arandore zur Zeit hohe Wellen schlagen. Der Grund: Die kleine Gypsophila Charteris sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr berüchtigter Vater, der Rockstar Teddy Gunn, der in der Forbes-Liste der Reichen geführt wird, ihr ein Leben in Armut und Vernachlässigung zumutet.‹ Was zum Teufel ...«
    Susan riss ihr die Zeitung aus der Hand.
    »Eine absolut zuverlässige familiäre Quelle? Ist ja klar, denn außer uns weiß es doch niemand. Diese Information

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