Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
von Gartencentern und Topfpflanzen-Discountern bekommen.
Sie hatte Beau damals so vermisst, dass ihr die restlichen Monate ihrer Reise gar keinen rechten Spaß machten. Sie besuchte wunderbare Städte wie Triest, Budapest, Bratislava und Prag, doch sie hatte keine Augen für ihre Schönheit. Stattdessen ließ sie den Blick konstant auf der Suche nach seinem Gesicht über die Menschenmassen gleiten.
Irgendwann war sie so desillusioniert, dass sie nach München zurückreiste.
Zurück zum Hofbräuhaus.
Dorthin, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
Sie fühlte sich inmitten der feiernden Menschen mutterseelenallein und wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen.
Irgendjemand hatte mal zu ihr gesagt, nur weil man das Glück hätte, in seinem irdischen Leben seinem Seelenverwandten zu begegnen, hieße das noch lange nicht, dass man dazu bestimmt sei, den Rest dieses irdischen Lebens mit ihm zu verbringen.
Pip hatte sich daraufhin gefragt, wozu es denn überhaupt Seelenverwandte gab, wenn man ohnehin nicht dazu bestimmt war, sein Leben mit ihnen zu verbringen?
Ganz gleich, wie die Antwort lautete – Pip war nur überzeugter denn je, dass es nichts brachte, sich nur auf seine Gefühle zu verlassen. Beziehungsweise, dass es nur eines brachte: Kummer.
Während Pip ihren Gedanken nachhing, führte sie das Geräusch von auf die Wiese plumpsenden Äpfeln in die Realität zurück.
Ihre Schwestern waren inzwischen sicher fertig mit dem Abwasch, und Susan wartete auf sie.
In ihrer üblichen bescheidenen Art wollte Susan lange nicht einräumen, dass sie es war, die Pips Schwestern und Mutter finanziell unter die Arme gegriffen hatte.
Doch Pip hatte etwas von dem Trank mit, der schon so manche Zunge gelöst hatte. Susan hatte nicht viele Schwächen, aber ein ordentlicher Gin Tonic am Ende eines langen Arbeitstages gehörte dazu.
»Ach, Pip, das wäre doch nicht nötig gewesen ...«, seufzte Susan und beäugte die Flasche mit einer Mischung aus Freude und schlechtem Gewissen. »Du hast doch so schon so viel Geld für uns ausgegeben ...«
»Stimmt. Und du wohl auch, wenn ich das richtig sehe.«
Nach einer Weile gestand Susan, dass sie in der letzten Zeit in der Tat von ihren überschaubaren Ersparnissen und ihren mickerigen Einkünften aus ihrer eigenen kleinen Garten- und Landschaftsbaufirma gelebt hatten. Sie bezahlte diverse Dinge für die Mädchen, die im Budget der Charteris’ derzeit einfach nicht drin waren: Gypsys Schulausflug, Floras Buskarte, Violas Bußgeld wegen zu schnellen Fahrens.
Exakt einen Monat, nachdem das Stiftungsvermögen weg war, waren Susans Ersparnisse aufgebraucht, und das, was sie dazuverdiente, reichte nicht einmal, um genug Essen und Kleidung für alle zu kaufen, ganz zu schweigen von den vielen Rechnungen, die unbezahlt blieben.
Tante Susan deutete auf einen beachtlichen Stapel Papierkram, der sich auf der Fensterbank türmte.
»Ich tue mein Bestes, Pip, ehrlich, aber ohne die monatlichen Zuwendungen aus der Stiftung schaffe ich das einfach nicht.«
»Um die Rechnungen kümmere ich mich«, sagte Pip.
»Nein, das tust du nicht!«, widersprach Susan entsetzt, doch Pip schüttelte den Kopf.
»Ich habe auch was gespart.«
»Ja, aber das ist dein Geld, Pip, das können wir dir auf gar keinen Fall wegnehmen. Nicht nach allem, was du schon für uns getan hast.«
»Außer verdammt viel Zeit und Geduld habe ich bisher nichts in euch investiert ...« Pip lächelte ihre Tante an, der die Anspannung deutlich anzusehen war.
»Das Problem ist nur, dass meine Ersparnisse bei den Ausgaben, die hier anstehen, auch nicht lange reichen werden: Gemeindesteuer, Wasser, Strom und so weiter ... Die Ausgaben übersteigen bei Weitem das, was wir ohne die monatlichen Stiftungszahlungen decken können. Was meinst du, wie wahrscheinlich ist es, dass wir Raphael finden?«
»Ich habe schon alles versucht, Pip. Bin jede einzelne Straße abgelaufen – nichts.«
»Und selbst wenn wir ihn fänden, hieße das noch lange nicht, dass wir unser Geld zurückbekämen ...«
»So sieht’s aus.«
»Dann haben wir keine andere Wahl ... Ich schätze, dass wir uns mit meinen Ersparnissen etwa ein halbes Jahr über Wasser halten können. Das verschafft uns zumindest etwas Zeit.«
»Zeit wofür, Pip?«
»Na ja, also, ich könnte jetzt natürlich in Bristol in ein Wohnklo ziehen und euch den Löwenanteil meines Gehaltes schicken, Mum und Viola könnten sich jeweils einen festen Job suchen – was in etwa
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