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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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schüttelte sie zu ihrer eigenen Überraschung den Kopf und sprach Worte aus, über die sie überhaupt noch nicht nachgedacht hatte.
    »Ich weiß, wir hatten von einer Woche gesprochen, aber ... aber eigentlich möchte ich eine Auszeit.«
    »Eine was?«
    »Eine Auszeit, Chester. Eine längere Pause.«
    »Aber das weiß ich doch, eine Woche, Pip, du machst jetzt eine Woche Pause.« Chester schwante, dass er etwas zu hören bekommen würde, was er überhaupt nicht hören wollte, und so setzte er ein tapferes Lächeln auf und versuchte, seinen Bloodhound-Augen einen Dackelblick zu entlocken.
    Doch Pip schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, ich brauche eine längere Pause.«
    »Wie lang?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ein paar Wochen, ein oder zwei Monate. Ich muss nach Hause und mich um meine Schwestern kümmern, Chester, tut mir leid.«
    »Monate!« Chester sprang auf und fegte den verstörten Beans von seinem Schoß. »Was, um Himmels willen, ist denn bloß passiert, Pip? Geht’s dir gut? Nein, offenbar nicht ... Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    Dankbar lächelte sie ihn an. Sie rappelte sich auf und gab ihm die Hand.
    »Lass mich nur diese Auszeit nehmen, Chester, bitte. Kündigen möchte ich nicht, aber wenn dir das lieber wäre, dann ...«
    »Nimm dir eine Auszeit! Von mir aus auch zwei oder drei, ganz egal, tu’s, und lass dir Zeit! So lange du willst!«, unterbrach sie Chester mit vor Entsetzen geweiteten Augen. Sie hatte das K-Wort gesagt! »Nur bitte, bitte, kündige nicht!!«
    »Will ich ja auch gar nicht, wie gesagt, ich muss jetzt einfach mal eine Weile in Cornwall sein, und ich weiß nicht genau, wie lange diese Weile dauern wird. Ich will nicht ständig hier anrufen und um weitere Urlaubsverlängerung bitten müssen. Ich weiß, dass das dir gegenüber nicht fair ist, und ich würde es verstehen, wenn dir eine klare Kündigung lieber wäre ...«
    »Nein, nein, so ein Quatsch! Niemals! Du brauchst eine Pause, also bekommst du eine Pause ... Es ist nur so, dass es hier ohne dich nicht besonders gut läuft.«
    »Ich weiß, und das tut mir leid, aber ich muss einfach ... Wir könnten doch eine Zeitarbeitskraft einstellen.«
    »Eine Zeitarbeitskraft?«
    »Na ja, also, den ganzen Bürokram können Maggie und die anderen doch prima unter sich aufteilen, das schaffen die schon, da bin ich mir sicher. Und für dich heuern wir eine Zeitarbeitskraft an, die sich nur um dich kümmert. Und zwar noch viel mehr als ich es sonst tue, weil das nämlich die einzige Aufgabe dieser Person sein wird. Sie kann sich voll und ganz auf dich konzentrieren und dafür sorgen, dass es dir gut geht. Ich rufe gleich morgen bei der Agentur an und besorge jemanden, der extrem süßen, starken Kaffee macht, sobald du nur mit dem Finger schnippst ... Der zum Buchmacher geht und deine Wetten anmeldet, ohne Clara davon zu erzählen ... Der sich eine Stunde beim Bäcker anstellt, um dir deine geliebten süßen Brötchen zu besorgen, bevor sie ausverkauft sind ...«
    »Das geht?«
    »Natürlich geht das.«
    »Können wir es uns denn leisten, noch jemanden einzustellen?«
    »Na ja, wenn ich nicht arbeite, bekomme ich doch kein Gehalt.«
    Chester sah sie leicht beruhigt an, dann kam ihm ein altruistischer Gedanke.
    »Aber wenn du kein Gehalt bekommst, wovon willst du dann in der Zeit leben?«
    »Das lass mal meine Sorge sein, Chester. Vielleicht suche ich mir in Cornwall vorübergehend einen Job.«
    Die Runzeln auf Chesters Stirn verwandelten sich in tiefe Furchen.
    »Hier hast du auch als Zeitarbeitskraft angefangen!« Er sah bereits einen imaginären neuen Arbeitgeber vor sich, der ihm seine Pip abwerben wollte.
    »Stimmt«, sagte Pip, als käme ihr das erst jetzt wieder in den Sinn. »Damals wollte ich bloß ein paar Wochen bleiben – und aus den Wochen wurden Jahre ...«
    Sehr zu Chesters Unbehagen schien sie diese Erinnerung nur noch mehr in ihrem Entschluss zu bestätigen.
    »So, jetzt muss ich aber los ... Würdest du mir bitte mit Persi helfen, Chester?«
    Seine Unterlippe bebte. Ihm war klar, dass er jetzt in einer Situation war, auf die der Spruch seiner Mutter passte, dass man das, was man liebte, loslassen musste und nur hoffen konnte, dass es zurückkommen würde. Er nickte.
    Mit aschfahler Miene half er Pip, Persi ins Auto zu verfrachten.
    Sie winkte dem etwas verloren wirkenden Chester zu, sah noch einmal nach Persi, um sicher zu gehen, dass sie bequem lag, und machte sich dann auf den Weg Richtung

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