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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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dagegen.
    Trotzig und blitzschnell drückte Pip auf die Wiedergabetaste, als könne das Gerät sie beißen.
    Sofort erklang Nancys schrille, aufgeregte Stimme.
    »Verdammte Scheiße, Pip, bist du da? Ich muss mit dir reden. Wann schaffst du dir endlich mal ein gottverdammtes Handy an?«
    Es sah Pip gar nicht ähnlich, doch drückte sie jetzt die Löschen-Taste und wünschte, sie könnte nicht nur Nancys Stimme, sondern auch die Bilder aus der gemeinsamen Küche heute Mittag löschen.
    »Willst du sie denn nicht zurückrufen?«
    Pip fuhr beim Klang von Violas Stimme erschrocken zusammen.
    »Himmelherrgott, Viola, seit wann schleichst du dich denn so an andere Menschen heran?«
    »Ich habe mich nicht angeschlichen, du hast mich nur nicht bemerkt, weil du völlig weggetreten das Telefon angeglotzt hast. Was hat sie getan, Pip? Und jetzt sag bloß nicht ›Nichts‹, das glaube ich dir nämlich nicht, und ich werde gnadenlos weiterbohren, bis du mit der Wahrheit rausrückst.«
    »Sie hat meinen Kuchen aufgegessen«, sagte Pip trübsinnig.
    Nachdenklich sah Viola sie an, dann nickte sie.
    »Aha. Und ich nehme an, in diesem Zusammenhang ist ›Kuchen‹ ein Synonym für ›Mann‹, ja?«
    Pip brachte plötzlich kein Wort mehr heraus, darum nickte sie bloß. Und gerade, als sie erwartete, ihre Schwester würde sie auslachen oder gar beschimpfen, streckte Viola beide Arme nach ihr aus und nahm sie ganz fest in den Arm. Pip staunte.
    »Diese blöde Nancy ist schon immer eine gierige Zicke gewesen ... Also, wer auch immer dieser Kuchen war, er muss schon lecker gewesen sein, wenn du ihn so gemocht hast ...«
    »Sahneschnitte ist gar kein Ausdruck ...«, schniefte Pip unglücklich.
    Viola schnaubte verächtlich.
    »Ach, Pip, tut mir leid, aber wenn er sich mit Nancy einlässt, obwohl er dich hätte haben können, dann ist er ein kompletter Vollhonk.«
    »Meinst du?«
    »Ja, natürlich! Guck dich doch mal an, Pip Charteris, du bist schön, du bist klug, und du bist herzensgut – ach, wenn ich doch nur halb so nett wäre wie du, dann wäre ich immerhin schon doppelt so anständig wie jetzt ... Ach, Pip. Es tummeln sich noch so viele andere Fische im Teich.«
    »O nein!«, jaulte Pip auf. »Bitte, Viola, kein Wort von Fischen!«
    In Violas besorgte Miene schlich sich ein listiges Lächeln.
    »Kein Wort von Fischen? Jetzt sag nicht, dir ist wieder das Gleiche passiert wie damals mit der Venusmuschel?«
    Pips Mundwinkel zuckten kurz nach oben, als sie sich daran erinnerte, wie sie Viola nach einem feucht-fröhlichen Abend von diesem Zwischenfall berichtet hatte.
    »Nein, nein, mit Venusmuscheln hat das alles nichts zu tun. Und auch mit sonst keinen Muscheln. Diese Mal dreht sich alles um rohen Fisch.«
    »Um rohen Fisch?« Violas Miene spiegelte angewidertes Entzücken. Dann begriff sie, was Pip meinte: »Du meinst Sushi? Im Ernst? Sushi ... O Gott ...« Sie musste laut lachen. »Sie haben doch nicht etwa ...? Nein, sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Würde ich ja gerne, kann ich aber nicht.«
    Viola keuchte und küsste Pip auf die Wange, was ein äußerst seltener Liebesbeweis war für jemanden, der sonst so anschmiegsam war wie ein Borstentier.
    »Vergiss die beiden. Ich meine das völlig ernst, wenn ich sage, dass du was Besseres verdient hast ... Und noch etwas ... Was ich dir gesagt habe, als du neulich herkamst ... Ich meinte, dass du immer nur nach Hause kommst, wenn wir Hilfe brauchen, und dass es schön wäre, wenn du manchmal einfach so kommen würdest, weil du Lust dazu hast, nicht, weil du dich dazu verpflichtet fühlst ... Du fehlst uns, Pip. Wir vermissen dich, ich vermisse dich, und nicht nur, weil du jemand bist, auf den wir uns verlassen können ...« Viola hielt inne und sah ihre Schwester an. »So, und jetzt werde ich es sagen, obwohl ich später bestimmt mit Brechreiz an diesen oberschmalzigen Moment zurückdenken werde, aber wir vermissen dich, weil wir dich lieben.«

– 16 –
    Am nächsten Morgen war Pip noch vor Sonnenaufgang wach.
    Sie fuhr erschrocken aus einem verrückten und sehr realistisch wirkenden Traum mit Dan auf.
    Bis auf eine gestreifte Metzgerschürze, die er um seinen mit einem Engel-Tattoo verzierten Hintern drapiert hatte, und eine große weiße Kochmütze, die auf seinem Kopf prangte, war er völlig nackt gewesen. Er briet Hamburger auf einer ebenfalls nackten Maggie. Pip selbst hatte einen Bärenhunger und stand an, um einen Burger zu bekommen, da drängelte Nancy sich

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