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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Autobahn.

– 15 –
    Die Fahrt zurück nach Cornwall war so völlig anders als die Fahrt nach Bristol am selben Morgen.
    Auf der Hinfahrt war nicht nur Persi außer Rand und Band gewesen, sondern auch Pips Herz und Fantasie. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie sich nämlich nicht nur vorgestellt, wie sie und Dan Sex miteinander hatten, sondern sie hatte auch schon mal überlegt, wie sich ihr Vorname in Kombination mit seinem Nachnamen machen würde.
    Gott, war sie blöd gewesen.
    Sie war sich so sicher gewesen, dass zwischen ihr und Dan irgendetwas ganz Besonderes im Entstehen begriffen war. Aber jetzt wusste sie, dass sie sich gründlich getäuscht hatte. Sie war fix und fertig. Als hätte jemand ihr all die Hoffnung und die Begeisterung genommen, sie aus ihr herausgewrungen, bis nur noch ein desillusionierter, schlaffer Lappen von ihr übrig war. Am liebsten hätte Pip sich zu Persi auf die Rückbank gelegt, sich mit ihr unter die Decke gekuschelt, um sich ganz furchtbar selbst zu bemitleiden und sich die restlichen Sahnetörtchen einzuverleiben.
    Konnte nicht mal jemand ein Auto erfinden, das von selbst fuhr?
    Wenigstens fiel ihr Empfang auf Arandore enthusiastisch aus.
    Gypsy, Eddie und Emerald standen bereits am Tor, weil sie Pips Wagen erspäht hatten, und die Hunde bellten wie verrückt. Die anderen waren in der Küche, Tante Susan hatte bereits Tee gemacht. Nur Judy fehlte, sie absolvierte ihren ersten Arbeitseinsatz im Fisherman’s Boots. Laut Susan hatte sie sich dafür herausgeputzt, als gelte es nicht, Bier zu zapfen, sondern Männern den Kopf zu verdrehen. Sie hatte sich in ein marineblaues Kleid geschmissen, das nicht nur perfekt zu ihren Augen passte, sondern sich auch an ihren Körper schmiegte wie Efeu um einen kurvenreichen Baumstamm.
    Pip war sich allerdings nicht ganz sicher, ob der jubelnde Empfang wirklich ihr galt oder vielleicht doch eher der operierten Persi ... Alle bedauerten sie ganz fürchterlich, und die Hündin beschloss offenbar, jetzt, wo sie zu Hause und von der mitfühlenden Familie umringt war, die arme, bemitleidenswerte Patientin zu mimen, indem sie ganz langsam in die Küche humpelte und sich dort mit übertriebener Vorsicht in einem der Hundekörbe niederließ. Hätte sie sich eine Pfote an die Stirn halten und melodramatisch seufzen können, hätte sie auch das getan.
    »Na, hast wohl bei Mum Nachhilfe gehabt?«, witzelte Pip, als sie den Hund samt Korb, Leckerlis und jeder Menge Streicheleinheiten vor dem Herd installierten. »Also echt, Leute, bis eben ging’s ihr noch prima.«
    »Und dir geht’s auch prima?«, erkundigte Viola sich spitz.
    »Mir? Ja, klar. Wieso fragst du?«
    »Weil du aussiehst wie ausgekotzt.«
    Viola besaß das seltene Talent, selbst dann, wenn sie sich nach dem körperlichen und/oder seelischen Wohlbefinden eines Mitmenschen erkundigte, beleidigend zu klingen.
    »Und weil Nancy schon vier Mal angerufen hat«, schob sie hinterher und beäugte ihre Schwester neugierig. »Was hat sie dir denn diesmal getan?«
    »Nichts«, antwortete Pip prompt, doch Viola entging nicht, dass sie ganz leicht zusammengezuckt war.
    »Beim vierten Mal hatte allerdings keiner von uns mehr Bock, ans Telefon zu gehen, weil sie ziemlich aufgeregt ziemlich wirres Zeug geredet hat, aber ich glaube, sie hat dir eine Nachricht hinterlassen ...«
    Pip ließ sich erst mal von Gypsy in den Arm nehmen und von Susan eine Tasse Tee in die Hand drücken. Dann ging sie hinaus in den Flur und starrte den Anrufbeantworter an.
    Was Nancy ihr wohl zu sagen hatte? Tut mir echt leid, dass ich deine Hoffnungen zunichte gemacht und deine Träume habe platzen lassen. – Sag mal, wo sind übrigens unsere Essstäbchen? Ach was, Nancy entschuldigte sich in der Regel nie für irgendetwas, und außerdem – ermahnte Pip sich selbst – kann man keine Besitzansprüche auf andere Menschen erheben. Höchstens auf Dinge. Schließlich hatte Pip sich nicht einfach den Finger ablecken, ihn in Dans Bauch bohren und laut »Meiner!« quietschen können, wie Nancy das in der Regel tat, wenn Pip Törtchen gekauft hatte. Wenn sie sie nicht ohnehin alle selbst auffutterte.
    Dan und Nancy hatten jedes Recht, zu tun und zu lassen, was sie wollten. Und gut, was sollte es schon, dann hatten sie eben ...
    »AAAAH!« Pip schüttelte den Kopf, als das Bild von den beiden wieder in Cinemascope-Format und brillanten Farben über ihre mentale Leinwand flimmerte.
    Javier und sein Engel-Tattoo waren nichts

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