Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
plötzlich vor und schnappte ihr den letzten vor der Nase weg. Hämisch lachend stopfte sie sich das tropfende Fleisch in den Mund und verduftete.
    Man musste nicht Sigmund Freud heißen, um zu begreifen, worum es in diesem Traum ging – aber was Maggie darin verloren hatte, war Pip denn doch ein Rätsel.
    Weit davon entfernt, ausgeruht zu sein, drehte Pip sich noch einmal um und wollte weiterschlafen, dieses Mal aber bitte traumlos. Doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Nancy und Dan wieder so plastisch vor sich, dass sie sogar meinte, Sushi-Geschmack im Mund zu haben.
    Kein Wunder also, dass sie nicht wieder einschlafen konnte. Um fünf Uhr früh saß sie in der Küche und wartete darauf, dass es hell wurde. Doch die Sonne wollte es offenbar ihrem Gemüt gleichtun und versteckte sich hinter dunklen Wolken, sodass es auch nach Tagesanbruch immer noch dämmerig war.
    Pip legte Holz im Herd nach und schaltete den Wasserkocher ein. Sie entdeckte ein paar neue Rechnungen auf der Anrichte und überflog die Stellenanzeigen in der Lokalzeitung. Vielleicht konnte sie ja tatsächlich einen Job annehmen, solange sie auf Arandore war. Leider waren Nebenjobs in Cornwall zu dieser Jahreszeit eher dünn gesät – es sei denn, Pip wollte sich als Zimmermädchen verdingen. Doch sie fand, sie hatte schon genug damit zu tun, das Chaos ihrer eigenen Sippe aufzuräumen, als dass sie sich auch noch um das Chaos fremder Leute kümmern wollte.
    Dann landete sie auf den Seiten mit den Immobilienanzeigen. Neugierig, wie viel Arandore wohl wert war, studierte Pip die Anzeigen und war überrascht, wie stabil sich die Immobilienpreise in ihrer Gegend gehalten hatten, auch wenn sie diese Erkenntnis in ihrer jetzigen Situation nicht wirklich weiterbrachte. Doch als ihr Blick schließlich auf die angebotenen Mietobjekte fiel, schlich sich erst malig an diesem Morgen ein Lächeln auf Pips Gesicht.
    Sie sah aus dem Fenster. Da es trotz der dunklen Wolken noch nicht regnete, rief sie die Hunde und machte sich entschlossenen Schrittes mit ihnen auf den Weg zur großen Wiese.
    Zum Frühstück versammelten sich alle Frauen um den großen Tisch, bis auf Judy, die nach ihrer ersten Spätschicht im Pub ausschlief.
    Pip hatte der ganzen Bande einen Topf Porridge gekocht, da das gesünder und kostensparender war als Bohnen auf Toast.
    Gypsy rührte missmutig in der grauen Masse herum, und auch die anderen beäugten die Pampe mürrisch.
    »Ich habe eine Idee«, verkündete Pip.
    Ihre Äußerung war allen eine willkommene Ablenkung – die Gelegenheit, ihre Teller von sich zu schieben, ohne zu unhöflich und undankbar zu wirken. Hoffnungsvoll lächelten sie ihre große Schwester an.
    »Ich glaube, ich habe da eine wirklich richtig gute Idee.«
    »Jetzt sag nicht, du ziehst für immer hierher zurück?«
    Viola hatte offenbar vergessen, wie lieb und fürsorglich sie noch am Vorabend gewesen war. Manchmal schrien ihre bissigen Bemerkungen förmlich nach einer Retourkutsche oder gar körperlicher Züchtigung (Schwitzkasten inklusive Zerstörung ihrer perfekten Frisur), aber in der Regel war es das Beste, sie schlicht zu ignorieren.
    Aber dieser Kommentar kam wirklich schlecht bei Pip an. Zum einen, weil sie so froh gewesen war, Viola mal wieder von ihrer netten Seite erlebt zu haben, und gehofft hatte, ihre Nettigkeit würde etwas länger anhalten. Zum anderen, weil ihre jüngeren Schwestern auf einmal so hoffnungsvoll zu ihr aufblickten, dass Pip schon wieder ein schlechtes Gewissen bekam.
    Einen Moment zog Pip in Erwägung, zu behaupten, ihre gute Idee bestünde darin, dass Viola entweder ihre Haare oder eine Niere verkaufte, doch Pip verkniff sich die Stichelei und hielt sich an die Wahrheit.
    »Meine Idee«, sagte sie und sah Viola dabei an, »hat mit Pops Cottage zu tun.«
    »Pops Cottage?« Gypsy hatte die Angewohnheit, die entscheidenden Worte als Frage zu wiederholen.
    »Pops Cottage?«, fragte auch Susan.
    »Ja. Pops Cottage«, wiederholte Pip noch einmal, um sicherzustellen, dass alle es begriffen hatten. »Wir brauchen Geld ...«
    »Hört, hört«, frotzelte Viola.
    Gypsy bot ihr Paroli, indem sie ihren Löffel aus dem heißen Porridge zog und damit über Violas Handrücken strich.
    Viola quietschte und sprang auf, während Gypsy ihre Aufmerksamkeit mit Unschuldsmiene wieder Pip zuwandte.
    »Sprich bitte weiter«, flötete sie.
    Pip musste sich beherrschen, nicht loszuprusten.
    »Danke, Gypsy, aber das war nicht gerade nett.«
    »Nein,

Weitere Kostenlose Bücher