Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
haben!« Judy lächelte ein bisschen wehmütig. »So, jetzt muss ich aber wirklich los«, japste sie nach einem Blick auf die Uhr. Sie drückte Gypsy einen Viel-Glück-Kuss auf die Stirn und flitzte davon. »Sonst komme ich noch zu spät zur Arbeit!«
    Susan und Pip sahen einander an.
    »Wow. Das nenne ich Arbeitsmoral ...«, stellte Susan ungläubig fest. »Offenbar ist sie tatsächlich in ihrem Element, wenn sie hinter dem Tresen steht.«
    Und das war Judy tatsächlich. Zwar hatte sie neulich gewissermaßen ein Keuschheitsgelübde abgelegt, aber das bedeutete nicht, dass sie die Bewunderung der männlichen Pubgäste nicht in vollen Zügen genoss. Wenn sie gewusst hätte, wie viel Spaß es machen konnte, zu arbeiten, ging es ihr durch den Kopf, während sie zufrieden lächelnd den Blick durch die proppenvolle Kneipe wandern ließ, hätte sie doch schon vor Jahren damit angefangen!
    Was Pip und Susan aber noch mehr überraschte, war, dass auch Viola nun tief durchatmete, um den leichten Moschusgeruch des frisch geduschten Spaniers zu inhalieren und die Worte ihrer Mutter – wenn auch etwas weniger begeistert – wiederholte: »Ich muss auch los, ich komme sonst auch zu spät zur Arbeit.«
    »Arbeit?«
    »Ja, Arbeit.« Viola verdrehte die Augen, als seien die anderen unbeschreiblich schwer von Begriff. »Das ist das, wo man hingeht und Sachen macht, die andere Leute von einem verlangen, um Geld zu verdienen.«
    »Du hast einen Job?«
    »Jetzt guckt doch nicht so überrascht.« Auch sie entfernte sich jetzt und rief ihnen nur noch über die Schulter zu: »Judy ist nicht die Einzige, die in der Lage ist, sich einen Job zu suchen.«
    »Und ich muss auch los. Zur Schule!«, verkündete Flora. Es fiel ihr schwer, die Hand von Balthazars braun gebranntem Unterarm zu lösen, dessen goldene Härchen sie bereits angefangen hatte zu streicheln. Sie wollte hinter Viola herrennen.
    »Soll ich dich denn nicht fahren?« Susan hielt sie an der Schulter fest.
    »Die Jensons nehmen mich mit«, erklärte Flora und sah ihrer Schwester besorgt hinterher.
    »Wie bitte?«, staunte Susan. Von Major Jenson im Auto mitgenommen zu werden, das war wie ... wie Hängegleiterfliegen ohne Hängegleiter!
    »Also, Bridget«, fügte Flora schnell hinzu.
    Bridget war die Tochter des Hauses Jenson und ganz ihre Mutter: immer gut gelaunt und freundlich. Sie und Flora waren im gleichen Alter und aller Feindseligkeiten zwischen Major Jenson und den beiden älteren Charteris-Damen zum Trotz bereits befreundet, seit sie alt genug waren, sich unbemerkt von einem Haus zum anderen zu schleichen.
    »Ich wusste doch, dass du heute Morgen genug mit Gyps um die Ohren haben würdest. Bridge hat letzte Woche den Führerschein bestanden, und ihr Vater lässt sie seinen alten Mini fahren. Der ist zwar nicht so schick wie deiner, Pip, aber er hat ein bisschen am Vergaser herumgebastelt, sodass das Teil jetzt echt gut in der Kurve liegt. Ich muss dann los, will sie nicht warten lassen. Das wäre unhöflich«, schnatterte sie und rannte dann endlich ihrer Schwester hinterher.
    Besorgt sah Pip ihr nach und dann auf die Uhr.
    »Wir müssen auch los, Gyps.« Hektisch fing sie an, ihrer Schwester Laub aus den Haaren zu picken. »Mann, du siehst echt geküsst aus. Aber gut, die interessieren sich schließlich für dein Köpfchen, und so bekommen sie wenigstens direkt einen authentischen Eindruck davon, wie du normalerweise aussiehst ...«
    »Da waren’s nur noch zwei.« Susan drehte sich mit entschuldigendem Blick zu Balthazar um und sprach dem Helden des Tages tonlos ein dickes »Danke« aus. Pip schob Gypsy ins Auto, das Sekunden später die Einfahrt heruntersauste. »Deine Bemühungen sind ja nun alles andere als gebührend wertgeschätzt worden. Tut mir wirklich leid ...«
    »Das ist nun mal die Wirkung, die ich auf Frauen habe.« Er zuckte die Achseln und lächelte dabei hinreißend.
    »Wohl kaum.« Susan ertappte sich dabei, wie sie ihn anstrahlte wie ein Schulmädchen, und rief sich selbst zur Räson. »Heute ist nur irgendwie der Teufel los ... So viel zu tun und viel zu wenig Zeit dafür.«
    Er nickte und sah zur Turmuhr.
    »Geht die richtig?«, fragte er.
    Susan schüttelte den Kopf.
    »Die? Nein. Auf die Turmuhr von Arandore darfst du dich niemals verlassen. Die geht nie richtig. Ganz gleich, wie oft ich sie stelle, eine Stunde später geht sie unter Garantie wieder falsch.«
    »Wirklich? Soll ich sie mir mal ansehen?«
    Überrascht blinzelte Susan ihn

Weitere Kostenlose Bücher