Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
Nummer eins. Und jetzt ... Könntest du das mal bitte für mich halten?«
Er reichte ihr die große Taschenlampe, mit der er für Licht gesorgt hatte.
»Ich glaube, Susan war fast so weit. Hier sind nur ein paar einzelne Kabel, die noch ausgetauscht werden müssen ... und vielleicht el interruptor , der Lichtschalter selbst. Wenn du mir mal eben leuchten würdest, kann ich das vielleicht erledigen ... Está roto, pero creo que se puede arreglar ...«
Leise sprach er auf Spanisch vor sich hin, als könne Pip ihn verstehen, dann wechselte er wieder ins Englische, und nach gar nicht allzu langer Zeit drehte er sich wieder zu ihr um und schenkte ihr jenes Lächeln, das ihr langsam vertraut wurde: »Gut, Pip. Fertig. Apaga la linterna y enciende la luz. Äh, ich meine, versuch’ mal, das Licht anzumachen, bitte.«
»Dazu brauchen wir aber einen Trommelwirbel, finde ich.« Nervös lächelte sie ihn an.
»Wie wär’s mit einem Countdown?«
Pip nickte.
»Okay.«
»Zusammen?«
»Zusammen.«
Gleichzeitig zählten sie in ihrer jeweiligen Sprache:
»Drei. Zwei. Eins.«
»Tres. Dos. Uno.«
Pip legte den Schalter um.
»Es werde Licht!«, rief sie entzückt, die Scheune erstrahlte, und die Apfelmühle setzte sich rumpelnd in Gang.
– 26 –
Obwohl sie erst nach zwei Uhr nachts ins Bett kam, war Pip schon bei Sonnenaufgang wieder auf den Beinen.
Wenn sie die Sache jetzt richtig anpacken wollten, würden sie noch so einige Dinge brauchen. Pip überlegte ernsthaft, den Mini gegen einen Minivan auszutauschen, bei der Masse Zeug, die sie in letzter Zeit transportierte. Heute war das Auto bis unters Dach mit Etiketten, Sektkorken, Drahtkappen, Zucker und Hefe beladen. Auch wenn sie es sich eigentlich nicht leisten konnten, ging Pip hoffnungsvoll davon aus, dass es sich bei den Ausgaben um eine gute Investition handelte. Aus ein paar hundert Pfund sollten tausende und vielleicht ein neues, altes Familienunternehmen werden.
Und zum Glück hatte der gute Chester ihr ohne Abzüge ihr Gehalt überwiesen!
Als sie den Eingang auf ihrem Kontoauszug entdeckte, hatte sie ihn sofort angerufen. Und sie konnte hören, wie er sich über ihren Anruf freute.
»Pip!«
Wahrscheinlich dachte er, sie würde ihre Rückkehr verkünden. Genau deswegen hatte sie ihn eigentlich auch gar nicht anrufen wollen, denn sie wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen. Schließlich wedelte sie auch nicht mit einem Keks vor Persis Schnauze herum und aß ihn dann selbst, so etwas war doch grausam.
Sie kam lieber sofort zur Sache.
»Ja, hallo Chester, ich bin’s, Pip. Hör mal, ich war gerade auf der Bank und ... Also, du hast mir mein Gehalt überwiesen.«
»Ich weiß.«
»Chester. Unbezahlter Urlaub heißt unbezahlter Urlaub, weil der Arbeitgeber dem im Urlaub befindlichen Angestellten kein Gehalt zu zahlen braucht.«
»Auch das weiß ich.«
»Und wieso hast du’s dann doch getan?«
»Willst du mir etwa erzählen, dass du das Geld nicht brauchst?«
»Öh ... nein ...«, stammelte Pip. »Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil ...«
»Also, dann betrachte es doch einfach als ein Entgelt für die vielen Überstunden, die du in den letzten Jahren gemacht hast. Ich glaube sogar, wenn ich alle deine Sondereinsätze zusammenzählen würde, Pip, stünde ich immer noch in deiner Schuld ...«
Pip seufzte. Sie konnte es sich nicht leisten, mit ihm darüber zu streiten.
»Du bist ein fantastischer Mann, Chester Bakewell.«
»Sag das mal meiner Frau. Obwohl, nein, besser nicht, sonst erwartet sie noch von mir, dass ich sie netter behandle. Ich schätze, auf die Frage, wann du wiederkommst, bekomme ich noch keine Antwort, oder?«
»Tut mir leid«, seufzte Pip, »aber ich werde hier noch gebraucht.«
»So ein Mist, Pip.« Jetzt war es Chester, der seufzte. »Einerseits würde ich dir gerne sagen, dass du so lange bei deiner Familie bleiben sollst, wie nötig. Andererseits könnte ich dich fast anflehen, sofort wiederzukommen.«
»Aber ihr kommt doch ohne mich zurecht, oder?«
Noch ein Chester-Seufzer.
»Ja. Wir kommen zurecht«, räumte er schließlich ein.
»Und die Zeitarbeitskraft taugt was?«
Dieses Mal lachte Chester laut, aber hohl, auf.
»Also, an deinen Kaffeeplan hält sie sich minutiös, das muss ich ihr lassen.« Deutlich ernster sprach er weiter: »Aber es gibt eben doch eine Menge Dinge, die ich ohne dich nicht schaffe, Pip. Die Expandierungspläne habe ich jetzt erst mal auf Eis gelegt. Allein der Gedanke, eine weitere
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