Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
umdrehte, um seine Jeans anzuziehen. »Unglaublich heiß ...«
»Pip? Alles in Ordnung?«
Nachdem er halbwegs angezogen war, kam er mit nacktem Oberkörper auf sie zu und fasste sie am Arm, weil er befürchtete, sie könne ohnmächtig werden.
»Mir war grade nur ein bisschen schwindelig«, murmelte Pip, der immer heißer wurde. Seine Hand auf ihrem Arm trug auch nicht gerade zur Temperatursenkung bei.
»Sage ich doch, es ist viel zu heiß!« Besorgt runzelte er die Stirn. »Möchtest du etwas trinken? Komm, ich hab etwas, das dich abkühlen wird ...«
Abkühlen?
Das einzig probate Mittel dafür wäre jetzt wohl eine kalte Dusche.
Er brachte sie zu seinem Cottage, ließ sie in einem von Pops alten Sesseln Platz nehmen und holte ihr ein Glas selbstgemachte Limonade aus dem Kühlschrank.
Pip versteckte ihre glühenden Wangen hinter dem Glas und trank gierig. Im Handumdrehen war sie nicht mehr auf den Adonis in nasser Unterwäsche fixiert, sondern auf die köstliche zitronige Flüssigkeit, die ihr die Kehle hinabrann.
Sie leerte das Glas in einem Zug und sah zu ihm auf.
»Die hast du selbst gemacht?«
Er nickte.
»Wahnsinn.«
»Danke. Ein altes Familienrezept.«
»Echt? Du Glückspilz. Die einzigen Rezepte, die in meiner Familie vererbt werden, sind die für Katastrophen!«
Er lachte. Pip fiel auf, dass seine Augen genauso dunkel-bernsteinfarben waren wie Emeralds.
Sein Handy rührte sich und tanzte vibrierend über die polierte Esstischplatte. Er nahm es, warf einen Blick auf das Display und sah Pip dann bedauernd an.
»Tut mir leid, ich muss drangehen ...«
»Kein Problem ...« Pip stellte das Glas ab, stand auf und wollte hinausgehen, doch er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, sich wieder zu setzen.
»Das dauert nicht lang ... Bitte, bleib noch«, sagte er, dann nahm er das Gespräch an.
Er sprach rasend schnelles Spanisch. Pip verstand kein Wort, aber sie konnte heraushören, dass es sich mehr um einen Streit als um ein gewöhnliches Gespräch handelte.
Er sah auf.
Zu ihr hin.
Schüttelte den Kopf und lächelte. Irgendwie frustriert.
Beendete das Gespräch für ihren Geschmack äußerst harsch und abrupt.
»Tschuldigung.« Er zeigte auf das Handy.
»Alles in Ordnung?«
»Ja und nein. Familie.« Er verdrehte die Augen. »Ich liebe sie ja, aber manchmal könnte ich sie echt ...«
»Erwürgen?«
»Erwürgen?«, fragte er.
Pip erklärte ihm das Wort, indem sie sich die Hände um den Hals legte und die Zunge heraushängen ließ, als würde sie ersticken.
Seine Gesichtszüge entspannten sich, und er lachte.
»Ja, ganz genau. Erwürgen. Schönes Wort. Aber was ist mit dir? Geht es dir besser? Du hast dich wohl ein bisschen übernommen?«
»Ich habe geerntet ...«
»Ja, ich weiß, die Äpfel ...« Er nickte. »Susan hat mir erzählt, was ihr vorhabt ... ganz schön viel Arbeit ...«
»Ach, das geht schon«, behauptete Pip, als müsse sie sich selbst überzeugen. »Aber ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten ...«
»Jederzeit.«
»Ich müsste mal in deinen Keller.«
»Wie bitte?«
»Arandore war mal ein Weingut, und unter der Klappe da in der Ecke« – sie zeigte auf den Wohnzimmerboden – »ist die Treppe in den Weinkeller. Und der ist voller Flaschen. Leerer Flaschen, leider. Wenn sie voll wären, würde mir das eine Menge Arbeit ersparen. Aber ich habe vor, sie so schnell wie möglich zu füllen. Ich muss sie nur da unten rausholen ... Tut mir wirklich leid, dich damit zu belämmern ... Wir werden das so schnell und schmerzlos wie möglich erledigen.«
»Hier drunter liegt ein Weinkeller?«
»Ja. Das hier war mal eine Scheune, ein Flaschenlager, bevor ein Wohnhaus daraus gemacht wurde. Und der Weinkeller ist immer noch da.«
»Unglaublich.« Gedankenverloren folgte er ihrem Blick zu der Klappe im Boden. »Na ja, ist jedenfalls überhaupt kein Problem. Wie wäre es, wenn du einfach tust, was du zu tun hast, und ich hole in der Zwischenzeit die Flaschen aus dem Keller?«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!« Pip sprang auf. »Das sind Tausende!« Doch er legte ihr die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf.
»Ich mach das gerne. Bin nämlich neugierig und würde den Weinkeller gerne mal sehen. So. Geht’s dir wieder gut?«
Pip nickte.
»Also los, dann mach dich endlich an die Arbeit und mache deinen Cider ... Und ich bringe dir die Flaschen.«
Pip stand in der überfüllten Scheune. Ihre Schwestern waren wieder verschwunden, aber wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher