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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hatten sie vorher noch das Auto entladen. Das Zeug stand jetzt auf den letzten paar Quadratmetern, die noch nicht von Äpfeln okkupiert waren.
    Als Erstes würde sie ein paar Apfelkisten wegräumen müssen, um Platz für die Flaschen zu schaffen.
    Die Kisten türmten sich. Hunderte davon. Und dazu die Äpfel. Die alle durch die Apfelmühle mussten.
    Ihr Duft erfüllte die Scheune. Süß, knackig, köstlich. Überwältigend.
    Reihenweise.
    Stapelweise.
    Die Kistentürme schwankten und drohten, auf sie zu stürzen.
    Es gab so unglaublich viel zu tun. Und sie hatten so unfassbar wenig Zeit.
    Sie war auf Adrenalin und hatte gar nicht mitbekommen, wie erschöpft sie eigentlich war. Als sie allen anderen am Vorabend etwas zu essen machte, hatte sie völlig vergessen, selbst auch etwas zu essen. Ihr Vorhaben lag mit einem Mal wie ein unüberwindbarer Berg vor ihr, und obwohl sie Balthazar versichert hatte, es gehe ihr wieder gut, ließ sie sich jetzt einfach auf einen umgekehrten Eimer sinken und kämpfte mit den Tränen.
    Genau so fand Balthazar sie vor, als er eine Viertelstunde später die ersten Flaschen brachte.
    »Hey.« Er stellte die verstaubte Kiste ab, kniete vor ihr nieder, nahm ihre Hände in seine und sah ihr ins blasse Gesicht. »Was ist denn? Was ist los? Ist dir wieder schlecht?«
    Doch Pip war nicht krank, nur verzagt.
    »Sieh dir das an ...« Resignierend zeigte sie durch den Raum. »Ich dachte, ich wüsste, was zu tun sei, aber in Wirklichkeit habe ich nicht den geringsten Schimmer. Und die anderen verlassen sich doch auf mich ... Ich muss das hier schaffen. Ich muss einfach. Dabei weiß ich nicht mal, wo ich anfangen soll.«
    »Du wirst das schaffen. Ganz bestimmt. Mach eins nach dem anderen. Schritt für Schritt. Von A bis Z. Die Kunst ist, sich immer nur auf das jeweils Nächste zu konzentrieren, nicht auf die gesamte Abfolge. Wenn du das ganze Projekt betrachtest, kommt es dir viel zu groß vor. Also müssen wir dein Vorhaben einteilen und uns Stück für Stück bis zum Ziel durcharbeiten.«
    »Wir?«
    »Ja, wir. Das heißt, wenn du meine Hilfe annimmst.«
    »Aber du hast uns doch schon so viel geholfen.«
    »Ach!« In einer typisch südländischen, ausladenden Geste winkte er ab. »Papperlapp!«
    Dann schüttelte er den Kopf, wie über sich selbst, und lächelte sie fast schon entschuldigend an.
    »Ist schon okay. Ich helfe dir gerne. Ich habe Zeit, dir zu helfen ... Ich lege gleich los.«
    Er schnappte sich eine Kiste mit Äpfeln, schaltete die Mühle ein und fütterte sie. »Wir machen eins nach dem anderen und zerbrechen uns erst den Kopf über das Nächste, wenn wir mit einem Teil fertig sind. Was sagst du dazu?«
    Sie strahlte.
    »Ich würde mich sehr über deine Hilfe freuen. Wenn du das Angebot ernst meinst.«
    »Selbstverständlich, sonst hätte ich es ja nicht gesagt. Also. Wie viel Zeit haben wir?«
    Pip biss sich so fest auf die Unterlippe, dass diese ganz weiß wurde.
    »Also, der Wettbewerb ist heute in zwei Wochen ...«
    Er beförderte den Inhalt der nächsten Apfelkiste in die Mühle und drehte sich dann mit sorgenvoller Miene zu ihr um.
    »Du weißt, dass das unmöglich ist, Pip? Cider kann man nicht innerhalb von zwei Wochen herstellen.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Pip nickte, stand auf und reichte ihm die nächste Kiste mit Äpfeln. »Aber wir haben einen Plan.« Sie bahnte sich einen Weg in die hintere Ecke, holte eine Flasche von dem Apfel-Schaumwein, den ihr Vater einst gemacht hatte, und brachte sie ihm. »Den hier hat ein anderes Mitglied der Charteris-Familie mal gemacht. Mein Vater, um genau zu sein. Wir werden mit einer seiner Flaschen am Wettbewerb teilnehmen und dann auf der Grundlage seines Rezepts weiter produzieren ... Also, jedenfalls wollen wir das versuchen. Dad kann uns ja leider nicht mehr dabei helfen, aber ich habe ihm zu seinen Lebzeiten so oft dabei zugesehen ... Ich hoffe, dass davon etwas hier hängen geblieben ist ...« Sie tippte sich an die Stirn.
    Da sank ihr wieder das Herz.
    So sehr sie selbst glauben wollte, was sie da sagte – ihre Worte klangen doch unheimlich hohl.
    Doch er lächelte sie aufmunternd an.
    »Keine Sorge, Pip. Dein Vater hat dir was gezeigt, dann wirst du dich auch daran erinnern können. Das ist genauso wie mit Fahrradfahren. Wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es nie wieder.«

– 27 –
    Sie arbeiteten den ganzen Tag, bis in den Abend hinein.
    Die Apfelmühle gab zwischendurch zwei Mal den Geist auf, aber Balthazar

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