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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Herr und Diener nicht mehr als ein loses Band, das rasch gelöst und ebenso rasch vergessen war. Der Zusammenhalt des Bürgertums und seine gemeinsamen Interessen hingegen stellten die ehernen Grundpfeiler dar, auf denen diese Metropole errichtet war.
    »Das stimmt nicht«, flüsterte ich und starrte auf meine Stiefel, damit er mir die Lüge nicht an den Augen ablesen konnte.
    »Nun, dann muss ich mir wohl einmal ansehen, was Sie da zu verkaufen haben, nicht wahr? Bringen Sie es mir morgen vorbei, dann sehen wir weiter.« Sanft legte er mir seine Hand unters Kinn und hob meinen Kopf, bis sich unsere Blicke trafen. Sein Mund zuckte. »Warum so untröstlich? Es ist eine gute Idee. Gemeinsam schaffen wir es vielleicht, ein wenig von dem zurückzuholen, was Ihr Herr mir schuldet. Außerdem – wie könnte ich der Gelegenheit widerstehen, meine allerliebste Tochter vollends in den Wahnsinn zu treiben?«
    Er lachte immer noch, als er in der Menge verschwand.
    Am nächsten Tag brachte ich meine beiden Fläschchen in Mr Honfleurs Laden. Der Buchhändler nahm eines, entkorkte es und schnüffelte daran. Ich beobachtete ihn: Die Kehle war mir wie zugeschnürt.
    »Das ist also Blacks Präparat«, murmelte er. »Ich hoffe um seinetwillen, dass es das schlimmste aller menschlichen Gebrechen heilt, nämlich die falsche Eitelkeit.«
    Sorgfältig und nüchtern, wie ich es geprobt hatte, legte ich ihm die Wirkung ohne übertriebene Beschönigung dar. Mr Honfleur sagte zunächst nichts, sondern hielt sich das Fläschchen noch einmal an die Nase und sog den Duft ein. Ich wartete, die Hände im Schoß knetend.
    »Sie haben das Rezept des Apothekers exakt kopiert? Sind Sie sicher?«
    »Ich habe nur einige Kräuter hinzugefügt, Sir, damit es besser schmeckt.«
    Mr Honfleur setzte den Korken bedächtig wieder auf das Fläschchen.
    »Sehr gut«, sagte er schließlich. »Ich werde es mir überlegen.«
    »Oh!«, keuchte ich. »Oh, Mr Honfleur, Sir, ich danke Ihnen. Danke! Sie werden es nicht bedauern, das verspreche ich Ihnen.«
    Der Buchhändler lachte und hob eine Hand. »Erst muss ich mich von seiner Wirksamkeit überzeugen. Denn trotz aller Befürchtungen meiner Tochter bin ich nicht durch und durch skrupellos. Schicken Sie mir ein Dutzend weiterer Fläschchen, und ich werde Ihnen Bescheid geben, sobald es mir möglich ist.«
    »Aber wie …?« Ich zögerte.
    »Wie? Sie sind eine Geschäftsfrau, meine Teuerste. Sie werden schon einen Weg finden.«
    »Es … es tut mir leid, Sir«, platzte ich heraus. »Aber das Elixier ist sehr teuer, und ich brauche dringend Geld, wenn ich mehr davon herstellen soll. Ich weiß, Sie sind ein Gentleman, ein honoriger Mann, aber …«
    Mir versagte die Stimme. Mr Honfleur lehnte sich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurück und betrachtete mich mit seitlich geneigtem Kopf. Ich blickte ihn an, das Kinn vorgereckt, und biss die Zähne zusammen, um nicht loszuheulen. Aus seiner Miene wurde ich nicht schlau.
    »Ma petite«,
sagte er kopfschüttelnd, und ein Lächeln umspielte seinen Mund.
»C’est possible que deux filles peuvent être si différentes?«
    »Ich … ich verstehe nicht.«
    »Nein.« Mr Honfleur griff in seine Rocktasche und holte eine Krone hervor. »Wird dies reichen? Bis wir eine Vereinbarung getroffen haben?«
    Ich starrte die Münze an, und Tränen traten mir in die Augen. »Wie lange … bis wann werden Sie es wissen? Es ist nur so, dass … ich kann nicht lange warten.«
    Mr Honfleur betrachtete mich nachdenklich. »Vielleicht hilft Ihnen das hier vorerst?« Er hielt mir sein Taschentuch hin und lächelte, als ich es nahm und mir die Tränen abwischte. »Und was das Übrige betrifft, werde ich es Sie wissen lassen, sobald es mir möglich ist, ich verspreche es. Sie sind hart im Verhandeln,
Mademoiselle.
«
     
    Den ganzen Weg zurück in die Swan Street hielt ich die Finger gekreuzt, damit es mir Glück brachte.
Er nimmt es, er nimmt es nicht.
Als Kind hatte ich geschummelt, wenn nur noch so wenige Blütenblätter vorhanden waren, dass man das Ergebnis schon absehen konnte. Ich wünschte, es wäre jetzt auch so einfach.
    Ich stahl mich durch den Flur. Aber als ich die Stufen erreicht hatte, die zur Küche hinunterführten, öffnete sich die Labortür, und Edgar stand vor mir, das Gesicht puterrot und mit funkelnden Augen.
    »Nicht so schnell, du kleine Schlampe«, zischte er und packte mich am Arm.
    »Edgar, bitte«, sagte ich leise, voll böser Vorahnungen. »Lass

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