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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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schlugen. In das Öltuch hatte ich fünf flache, runde Steine eingewickelt. Es hatte einen ganzen Nachmittag gedauert, bis ich fünf Stück von genau der richtigen Größe gefunden hatte, und ich hatte jeden einzelnen mit einem alten Lappen poliert, damit er ein wenig glänzte, bevor ich das Bündel in das Versteck im Kamin zurücklegte. Als ich mir ausmalte, was für ein Gesicht sie machen würde, wenn sie entdeckte, dass ihr Schatz verschwunden war, und wie ihr gieriges Lächeln schneller verschwinden würde, als eine mit Salz bestreute Schnecke schrumpelte, verspürte ich ein wohliges Gefühl der Genugtuung in den Eingeweiden.
    Ich lächelte grimmig in mich hinein, als ich daran dachte, und vielleicht habe ich sogar gelacht, denn der Fuhrmann sah mich verstohlen aus dem Augenwinkel an und rutschte näher heran, sodass sich unsere Oberschenkel berührten. Verächtlich rückte ich ein wenig zur Seite und drehte mich von ihm weg, doch das Lächeln spielte immer noch grimmig auf meinen Lippen. Ich war entschlossen, Mama Tally nie mehr wiederzusehen, aber ich wollte, dass sie noch lange an mich denken würde, nachdem sie die letzten Funken meiner Existenz ausgelöscht hatte, und mich als jemanden in Erinnerung behielt, mit dem nicht zu spaßen ist.

An Mr Grayson Black,
    Apotheke zum Einhorn in der Swan Street
     
     
    Grayson, mein lieber Freund,
     
    ich bitte Sie, meine späte Antwort auf Ihr Manuskript zu entschuldigen. In den letzten Monaten liefen die Geschäfte ungewöhnlich munter, & es blieb wenig Zeit für den Berg von Manuskripten, die meiner Aufmerksamkeit harren.
    Nun hatte ich endlich Gelegenheit, das Ihre zu studieren, vielleicht das Gewichtigste von allen, & ich muss gestehen, dass ich gegenwärtig keinen Markt dafür sehe. Zwar ist das Thema für viele meiner Kunden, zu denen natürlich auch Sie zählen, von beträchtlichem Interesse, doch haben sich insbesondere jene Werke der größten Nachfrage erfreut, bei denen es sich um bebilderte Sammlungen von Beispielen der vielen seltsamen Wesen handelt, die im ganzen Erdkreis von Frauen zur Welt gebracht werden. Besonderen Erfolg hatte ich mit Swammerdams Uteri mulieris fabrica
. Von seinen zahlreichen faszinierenden Beispielen möchte ich die Geschichte einer Schwangeren erwähnen, die sich sorgfältig wusch, nachdem sie von einem Neger aufs Äußerste erschreckt worden war, damit die schädlichen Wirkungen ihrer Einbildungskraft ins Gegenteil verkehrt würden, nur um festzustellen, dass ihr Kind bei seiner Geburt an jenen Körperstellen schwarz war, die sie nicht hatte reinigen können.
    Wo in Ihrem Werk wird von ähnlich faszinierenden Fällen berichtet? Ein idiotisches Mädchen & ein Kind, das aufgrund der Vorliebe seiner Mutter für Johannisbeeren mit ungewöhnlich großen Leberflecken zur Welt kam, können wohl kaum zufriedenstellen. Ich möchte hinzufügen, dass Swammerdams Buch eine Fülle prächtiger Illustrationen enthält, während sich Ihr Werk vor allem durch die beträchtliche Zahl von Seiten auszeichnet, die Sie einer oftmals unverständlichen wissenschaftlichen Debatte widmen. Ich fürchte, meine Kunden haben nicht die Absicht, eine so große Menge Wörter zu lesen – und ich habe dafür auch nicht die Druckerschwärze!
    Ich bedauere, Ihnen nicht weiterhelfen zu können. Als Ihr alter Bekannter würde ich Ihnen empfehlen, die Hilfe eines Gönners in Betracht zu ziehen, vielleicht eines Arztes oder eines anderen gelehrten Mannes der Wissenschaft, der Ihnen in Ihren Bemühungen fördernd unter die Arme greifen könnte. Die Stellung & der Rat eines solchen Mannes könnten Ihnen von beträchtlichem Nutzen sein.
    Bitte übermitteln Sie Mrs Black meine wärmsten Grüße. Ich füge das Blatt bei, um das Sie mich baten, & verbleibe als Ihr treuer Freund und Diener,
     
    SEPTIMUS GAULE
     
    2 . Juli 1718

Auszug aus einem Brief,
enthaltend einen Bericht über
eine monströse Geburt, geschrieben
in Paris & veröffentlicht in den
PHILOSOPHISCHEN
SITZUNGSBERICHTEN DER
ROYAL SOCIETY
im Jahre unseres Herrn
sechzehnhundertsechsundsechzig
    Im Hause des M. Bourdelots wurde eine Missgeburt in Gestalt eines Affen gezeigt, der auf seinen Schultern & hinab bis fast zur Körpermitte eine Fleischmasse trug, die aus den hinteren Teilen seines Kopfes in Form eines kleinen Umhangs herauswuchs. Dem Bericht zufolge hatte die Frau, die dieses Wesen zur Welt brachte, einen solcherart gekleideten Affen auf der Bühne gesehen. Höchst bemerkenswert daran war, dass

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