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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Ihnen daher für einen Shilling pro Fläschchen. Möge der Himmel samt all seinen Engeln Ihnen zulächeln.«
    Die Menge drängte zur wackligen Bühne, um zu sehen, wie der erste Kunde in seinen Taschen nach Münzen kramte. Mary zog mich an der Hand.
    »Hause«, murmelte sie und rieb sich unruhig mit dem Finger über die Handfläche. Der rote Striemen darauf war dick wie ein Lippe.
    Ich schüttelte den Kopf. Noch nicht. »Wasser«, sagte ich entschlossen.
    Als wir uns umwandten, stieß Mary einen lauten Schrei aus. Vor uns stand ein Mann, ein überraschtes Lächeln auf dem Gesicht. Es dauerte einen Augenblick, bis ich ihn erkannte – Mr Jewkes, der Mann mit der Metzgervisage, der in die Swan Street zu Besuch gekommen war. Zu meinem Erstaunen griff er nach Marys Hand.
    »Mary!«, rief er. Sein Gesicht war rot wie eine Erdbeere, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Hier bist du, Mary. Wasserholen gegangen, nicht wahr? Bei diesem Wetter müssen die Eimer doch schrecklich schwer sein?« Er tätschelte ihr unbeholfen die Hand, scheu und mit gesenktem Blick. »Es ist schon ein paar Wochen her, ich weiß. Verzeih mir. Es ist nur so, dass … nun ja, wie die Dinge nun einmal liegen …«
    Rasch drückte er ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen, um danach seine Hände in den Taschen zu vergraben. Mary blinzelte ihn mit offenem Mund an, als er ebenso hastig noch einmal ihre Hand ergriff, ihr etwas hineindrückte und ihre Finger darüber schloss.
    »Nur eine Kleinigkeit«, flüsterte er schulterzuckend. Seine Ohren glühten geradezu. »Auf Wiedersehen, meine Liebe. Ich komme wieder, sobald ich kann. Bis dahin bleib ein gutes Mädchen und gehorche deiner Herrin.«
    Kaum war er um die Ecke verschwunden, ergriff ich meinerseits ihre Hand. Es lag eine schimmernde halbe Krone darin.
    »Wofür in Teufels Namen ist denn das?«, rief ich, schnappte ihr die Münze aus der Hand und biss darauf, um ihre Echtheit zu prüfen.
    Mary erhob keinen Widerspruch, sondern bückte sich langsam, zog den verschmierten Handzettel aus meinem Eimer und starrte das Bild darauf an. Ich riss ihr das Blatt aus der Hand und warf es zu Boden. Meine Lippen schmeckten nach Geld.
    »Warum, Mary?«, drängte ich und hielt ihr die Münze vor die Nase. »Wieso dieses Geld? Weil er ganz verzaubert ist von deinem liebreizenden Antlitz, oder was?«
    Die grausamen Worte waren ausgesprochen, bevor ich es verhindern konnte. An Marys Langsamkeit, ihrer schwachsinnigen Gleichgültigkeit war etwas, was mich völlig aus der Fassung brachte. Am liebsten hätte ich ihr wehgetan, ihr eine Ohrfeige verpasst oder ihr schlaffes Handgelenk gepackt und so verdreht, bis sie aufgeschrien hätte. Mary sagte kein Wort, sondern hob den zerknüllten Zettel auf, strich ihn glatt und starrte ihn erneut an. Ich war drauf und dran, sie zu schütteln.
    »Mach endlich den Mund auf!«, schrie ich sie an.
    »Mag Mar’«, gab sie zurück, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Küsst Mar’. Lieb.«
    »Du dummes kleines Luder!«, schrie ich und packte sie bei den Schultern. »Du hast zugelassen, dass er dich befingert?«
    Mary blinzelte mich erstaunt an und ließ den Zettel in ihre Schürzentasche gleiten.
    »Lieb«, wiederholte sie, diesmal zaghafter. »Küsst Mar’.«
    »Du hast dich von ihm gegen Geld küssen lassen? Du schwachköpfige Schlampe, was hast du sonst noch mit dir machen lassen? Das ist eine halbe Krone, um Himmels willen! Für eine halbe Krone erwartet ein Mann mehr als nur ein paar Küsse. Also, was hat er mit dir gemacht, Mary? Was hast du ihm sonst noch erlaubt?«
    Mary schüttelte den Kopf und drehte mir den Rücken zu. »Mag Mar’«, murmelte sie wieder. »Lieb.«
    »Bist du wirklich so beschränkt, dass du glaubst, das sei lieb gemeint? Hat er das zu dir gesagt, als er dir den Rock hochgeschoben und sich zwischen deine Beine gezwängt hat? Dass er lieb ist zu dir? Mary, was zum … was bist du doch für ein Mondkalb, dass du dich von ihm zur Hure machen lässt und es nicht einmal merkst?«
    Mary hob den Kopf. Sie kniff trotzig die Lippen zusammen, und in ihren rosafarbenen Augen funkelten Tränen der Verstocktheit.
    »Lieb«, flüsterte sie. Dann griff sie plötzlich nach ihrem Eimer und lief die Gasse entlang nach Hause.
    »Du dumme kleine …«, rief ich ihr nach. »Komm mir ja nicht heulend angelaufen, wenn man dich halb totgevögelt hat, mit einem Loch an der Stelle, wo mal deine Nase war.«
    Fort war sie. Mein Herz schlug heftig, und Schweiß

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