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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Sogar Mäuse, wenn sie welche entdeckt.«
    Der Apotheker kritzelte etwas auf ein Blatt Papier und sah hoch. »Und ihr Lieblingstier?«
    »Von denen, die ich genannt habe? Vielleicht die Katze. Aber am meisten liebt sie das Äffchen. Das Äffchen, das dem Quacksalber …«
    Im selben Augenblick erstarrte ich. Ich presste die Lippen fest zusammen, wusste ich doch, dass der Herr schon bei der Erwähnung des Wortes Quacksalber in helle Wut geriet. Aber er sagte nichts, sondern schrieb nur etwas auf und goss sich noch einmal das Glas voll. Nachdem er getrunken hatte, hielt er es eine Weile nachdenklich mit beiden Händen fest. Ich biss mir auf die Lippe.
    »Mary lebt seit vielen Jahren hier bei uns«, sagte er schließlich. »Ihre Mutter erlag einem Fieber, als Mary noch ein Säugling war.« Er hielt inne. Dann schluckte er und fuhr fort. »Ihr Vater heiratete wieder, eine junge Frau, die mit der Schwachsinnigen nichts zu tun haben wollte. Also musste das Mädchen fortgeschafft werden.«
    Dem Apotheker versagte die Stimme, und hustend nahm er einen weiteren großen Schluck aus seinem Glas. Seine Hände zitterten, als er es absetzte. Bevor Mary in die Swan Street gekommen sei, fuhr er fort, habe sie kein einziges Wort gesprochen. Ja, sie sei so begriffsstutzig gewesen, dass man sie für taub hielt. Wenn ihr etwas fehlte, habe sie nicht geweint, sondern mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen. Er selbst sei der Erste gewesen, der sie menschlicher Gefühle für fähig hielt. Und die Fortschritte, die sie unter seiner Anleitung gemacht habe, würden alle Erwartungen übertreffen.
    »Nicht, dass diese außergewöhnliche Verbesserung ihres Zustandes in irgendeiner Weise gewürdigt worden wäre«, sagte er bitter und leerte sein Glas. »Idioten gelten als nutzlos. Aber wie kann man mit Blick auf Mary sagen, sie sei nutzlos? Blinde Narren allesamt, gottverdammte blinde Narren!«
    Er schlug mit der Hand auf den Tisch und riss seinen Stuhl herum, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass er weinte.
    »Zum Teufel mit diesem Lumpenpack«, krächzte er. »Der Teufel soll sie alle holen!«
    Es folgte ein langes Schweigen. Er räusperte sich umständlich, bevor er sich wieder zu mir umwandte. Seine Augen waren riesengroß und schwarz, und er streckte seine Hände nach mir aus und fuchtelte in der Luft. Ich starrte wieder an die Wand, die Zähne fest auf die Unterlippe gepresst.
    »Sei doch nicht so verstockt«, sagte er mit erstickter Stimme. »Wenn sie jetzt sterben würde, wenn sie … o Gott, das wäre mein Ende, ich schwöre es. Mein Ende. Ich würde es nicht überstehen. Willst du das auf dein Gewissen nehmen? Sag?«
    Ich drehte mich unwillkürlich um. Bisher hatte ich geglaubt, ich sei der einzige Mensch, dem an Mary etwas lag. Als der Apotheker nach der Tinktur griff, wurde mir so beklommen zumute, als hätte sich seine Hand nicht um das Fläschchen, sondern um mein Herz geschlossen. Beim Eingießen zitterte er so, dass das Glas leise klirrte.
    »Hilf mir«, flüsterte er und hob das Glas an die Lippen. »Hilf mir, sie wieder gesund zu machen.«
    Ich schwieg lange. Dann, sehr langsam und mit großer Überwindung, begann ich zu erzählen. Zunächst kamen mir die Worte nur widerstrebend, schmerzlich stockend aus der Kehle. Mein Brustkorb tat weh. Ich musste Speichel im Mund sammeln, bevor ich mit gepresster Stimme schilderte, wie gern sie in Asche gebackene Kartoffeln aß und sie so unbesonnen aus dem Feuer klaubte, dass sie sich die Finger verbrannte, die ich dann an der Scheibe des Küchenfensters kühlen musste. An dieser Stelle hielt ich inne. Ich erinnerte mich an ihren Blick, in dem sich Staunen und Empörung spiegelten, und ihre kindliche Ungeduld und Gier, und Tränen schossen mir in die Augen.
    »Weiter.«
    Ich zögerte. Der Schmerz in meiner Brust war in meine Eingeweide gewandert, und ich musste die Hand auf den Bauch legen, um ihn zu dämpfen. Doch dann erzählte ich ihm ganz ruhig, wie Mary unbändig vor Freude hüpfte und in die Hände klatschte, wenn der Leierkastenmann am Ende der Swan Street zu spielen anfing, und wie sie manchmal vor Aufregung auf den Fußboden pinkelte. Ich erzählte ihm, wie sie mit den Fingern den Bodensatz aus seiner Schokoladentasse wischte, wenn sie zum Spülen in die Küche gebracht wurde, und in verzückter Wonne die Augen schloss, wenn sie die Schokoladenreste von den Fingern leckte. Ich erzählte ihm, wie gern sie Brotteig

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