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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Leiche!
    Da, inmitten der tiefen Stille, die über dem ganzen Markte lag, eine zitternde Stimme! und zu dem Ausrufer klangen zwei Worte hinüber:
    "5000 Pfund!"
    Nikolas Starkos drehte sich um.
    Am Eingange zum Batistan war eine Schar Matrosen erschienen, an ihrer Spitze ein Offizier.
    "Henry d'Albaret!" rief Nikolas Starkos ... "Henry d'Albaret ... hier ... auf Scarpanto!"
    Bloßer Zufall hatte den Kommandanten der "Syphanta" auf den Marktplatz geführt. Wußte er doch nicht einmal, daß heute – 24 Stunden nach seiner Einfahrt im Hafen von Arkassa – Sklavenmarkt daselbst sei. Da er andererseits die Sakolewa nicht vor Anker gefunden hatte, mußte er nicht weniger erstaunt sein, hier Nikolas Starkos zu finden als umgekehrt dieser ihn. Nikolas Starkos wiederum hatte keine Ahnung, daß die Korvette von Henry d'Albaret befehligt würde, wenngleich ihm bekannt war, daß sie in Arkassa vor Anker lag. Und wenn nun Henry d'Albaret mit diesem gänzlich unvermuteten Gebot dazwischen geschneit war, so war der Grund, daß er eben unter den Gefangenen im Batistan Hadschina und Xaris bemerkt hatte – Hadschina, die wieder in die Gewalt von Nikolas Starkos fallen sollte! ... Aber Hadschina hatte ihn gehört, hatte ihn gesehen ... und wäre, hätten sie die "Baschis" nicht daran verhindert, zu ihm hinüber gestürzt.
    Mit einer kurzen Handbewegung beruhigte Henry d'Albaret das junge Mädchen und bedeutete sie, ihren Platz nicht zu verlassen. So tief auch seine Empörung war, als er sich seinem verhaßten Nebenbuhler gegenübersah, so blieb er doch Herr über sich. Ja! und sollte es sein ganzes Vermögen kosten, an Nikolas Starkos sollten die in Arkassa am Markte befindlichen Gefangenen nicht fallen, nicht mit ihnen diejenige, die er so lange gesucht, die wiederzusehen er kaum noch gehofft hatte!
    Der Kampf, dessen war er sich bewußt, würde heiß werden. Konnte auch Nikolas Starkos nicht fassen, wieso Hadschina Elisundo sich unter diesen Gefangenen befand, so war und blieb sie für ihn doch die reiche Erbin des korfiotischen Bankiers. Dessen Millionen konnten doch nicht verschwunden sein; von einer Gefahr also, im Gebote zu hoch zu gehen, bei einer Sklavin mit solchem Vermögen konnte für ihn keine Rede sein! Kein Wunder also, daß Nikolas Starkos zu dem festen Entschlusse gelangte, seinem Nebenbuhler gegenüber – noch dazu demjenigen Nebenbuhler, den Hadschina ihm vorzog – vom Kampfe nicht abzulassen.
    "6000 Pfund!" rief er.
    "7000!" antwortete der Kommandant der "Syphanta", ohne Säumen, ohne sich nach dem Gegner auch nur umzusehen.
    Der Kadi konnte sich zu solcher Wendung der Dinge nur gratulieren. Diesen beiden Bietern gegenüber hielt er es der Mühe für gar nicht wert, die Befriedigung zu verbergen, die sich all seiner ottomanischen Gravität zum Trotz zum Ausdruck brachte. Wenn aber dieser habgierige Vertreter der Obrigkeit schon ausrechnete, wie hoch sich der Profit aus diesem Geschäft für ihn stellen würde, so verlor Skopelo nachgerade alle Herrschaft über sich. Freilich hatte er Henry d'Albaret erkannt und auch Hadschina Elisundo. Ließ sich Nikolas Starkos aus Haß verleiten, die Sache – die bis zu gewissem Grade ja ein gutes Geschäft geblieben wäre – weiterzutreiben, so drohte schließlich, besonders, wenn das Mädchen mit ihrer Freiheit auch ihr Vermögen verloren hatte, was schließlich ja nicht unmöglich war, ein ganz gefährlicher Verlust: deshalb zog er jetzt Nikolas Starkos beiseite und versuchte ihm mit Unterwürfigkeit Vorhalte zu machen. Aber er kam so übel an, daß er es von neuem kaum wieder gewagt hätte. Von jetzt ab machte der Kapitän der "Karysta" seine Gebote selber und schleuderte sie dem Ausrufer mit maßloser Geringschätzung, berechnet auf die Kränkung seines Rivalen, zu.
    Die Mäkler waren, wie man sich denken kann, am Platze geblieben, um dem so heiß entbrennenden Kampfe bis zu Ende zu folgen. Die neugierige Menge, gereizt durch diesen Kampf um Tausende von Pfunden, bekundete ihr Interesse durch überlautes Klatschen. Wenn auch die meisten der Anwesenden den Kapitän der Sakolewa kannten, so kannte doch kein einziger von ihnen den Kommandanten der "Syphanta". Ja man wußte nicht einmal, was diese Korvette unter korfiotischer Flagge im Hafen von Scarpanto wollte. Aber seit dem Beginn des Krieges waren soviel Schiffe aller möglichen Nationen mit Gefangenentransport befaßt gewesen, daß solche Annahme auch betreffs der "Syphanta" am nächsten lag. Mochten die Gefangenen

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