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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurück, vom Kopf bis zum Fuße gehüllt in einen alten, verschossenen Mantel, zurück bis zu ihrem Platze unter den Gefangenen, aber jetzt so weit zurück, daß sie völlig verborgen saß. Augenscheinlich war es ihr nicht genug, das Gesicht vor Nikolas Starkos' Blicken zu verhüllen: er sollte von ihrer ganzen Gestalt nichts sehen!
    Unterdessen ließen die Mäkler, wenn sie auch das Wort nicht an ihn richteten, keinen Blick vom Kapitän der "Karysta", der sich um sie aber nicht im geringsten zu kümmern schien. Kam er tatsächlich, ihnen den Transport vor der Nase weg zu kaufen? Befürchten mußten sie es, in Anbetracht der Beziehungen, in denen Nikolas Starkos zu den Paschas und Beys der Barbareskenstaaten stand.
    Hierüber sollten sie nicht lange in Ungewißheit bleiben. Gerade war der Ausrufer wieder aufgestanden, um mit lauter Stimme das letzte Gebot zu wiederholen:
    "2000 Pfund türkisch!"
    "2500!" rief Skopelo, bei solchen Gelegenheiten das Sprachrohr seines Kapitäns.
    "2500!" verkündete der Ausrufer.
    Wieder nahmen die Gespräche zwischen den verschiedenen Gruppen ihren Anfang, wieder betrachtete alles einander mit mißtrauischen Blicken.
    Eine Viertelstunde verfloß. Hinter Skopelo war kein Gebot abgegeben worden. Nikolas Starkos ging gleichgiltig und hochmütig um den Batistan herum. Es erschien im Grunde wohl kaum jemand zweifelhaft, daß ihm schließlich, sogar ohne erheblichen Widerspruch, der Zuschlag erteilt werden würde.
    Der Agent von Smyrna trat mit ein paar seiner Kollegen zusammen und besprach sich. Dann bot er von neuem:
    "2700 Pfund!"
    "2700 Pfund!" Wiederholte der Ausrufer.
    "3000!"
    Nikolas Starkos hatte diesmal geboten.
    Was war denn passiert? Warum mischte er sich persönlich in den Wettkampf? Woher kam es, daß seine sonst so kalte Stimme eine scharfe Erregung verriet, die selbst Skopelo überraschte? Man soll es gleich hören.
    Seit ein paar Minuten ging Nikolas Starkos, der über die Schranke des Batistans getreten war, mitten unter den Gefangenen auf und ab; die alte Frau hatte sich, sobald sie ihn kommen sah, noch dichter in ihren Mantel gehüllt. Er hatte sie also nicht sehen können.
    Plötzlich war aber seine Aufmerksamkeit auf zwei andere Gefangene gelenkt worden, die eine Gruppe für sich bildeten. Wie fest genagelt blieb er stehen.
    Neben einem Manne von großer Figur lag ein junges Mädchen, von Anstrengung erschöpft, an der Erde.
    Der Mann, als er Nikolas Starkos erblickte, fuhr wild in die Höhe. Da schlug auch das junge Mädchen die Augen auf. Sobald sie aber des Kapitäns der "Karysta" ansichtig wurde, fuhr sie jäh zurück.
    "Hadschina!" schrie Nikolas Starkos.
    Ja! Hadschina Elisundo war es, die Xaris, wie um sie zu schützen, mit den Armen umfaßte.
    "Hadschina!" wiederholte Nikolas Starkos.
    Das Mädchen hatte sich aus Xaris' Armen freigemacht und sah dem einstigen Geschäftskunden der Firma ihres Vaters ins Angesicht.
    In diesem Moment hatte Nikolas Starkos, außer stande, zu fassen, wie die Erbin des Bankiers Elisundo auf den Sklavenmarkt von Arkassa kam, mit erregter Stimme sein Gebot getan.
    "3000 Pfund!" hatte der Ausrufer wiederholt.
    Jetzt war es kurz nach halb fünf. Noch 25 Minuten ungefähr, und der Kanonenschlag dröhnte herüber zum Zeichen, daß der Zuschlag dem letzten Bieter gehöre.
    Aber schon schickten sich die Mäkler, nach kurzer Beratung, zum Weggange an, da sie nicht willens waren, die Preise höher zu treiben. Es schien mithin so gut wie ausgemacht, daß der Kapitän der "Karysta", da kein Bieter mehr da war, den Platz behaupten würde, als der Smyrnaer Agent einen letzten Versuch machen wollte, die Ware zu halten.
    "3500 Pfund!" schrie er.
    "4000 Pfund!" überbot im Nu Nikolas Starkos.
    Skopelo, den Hadschina nicht bemerkt hatte, fand für diese maßlose Hitze des Kapitäns kein Verständnis. Seiner Schätzung nach war der Wert der vorhandenen Ware mit dem Satze von 4000 Pfund schon weit überboten. Deshalb fragte er sich, was wohl der Grund zu solchem Verhalten bei Nikolas Starkos sein könne.
    Auf die letzten Worte des Ausrufers war lange Stille gefolgt. Sogar der Smyrnaer Mäkler hatte auf einen Wink seiner Kollegen die Partie aufgegeben. Daß Nikolas Starkos Sieger bleiben und binnen wenigen Minuten im Besitz des Zuschlags sein werde, schien außer Zweifel.
    Xaris hatte das Verhalten des Kapitäns der "Karysta" begriffen. Enger umschloß er das junge Mädchen mit seinen Armen. Niemand sollte den Weg anders zu ihr finden als über seine

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