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Der Architekt

Der Architekt

Titel: Der Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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ihr wieder zuwandte.

30
    Die Gartenpforte, die sich neben dem breiten Tor für die Auffahrt befand, war nur angelehnt. Ben ließ sie hinter sich ins Schloss schnappen, als er den kleinen Hügel zur Villa hinaufging.
    Er hatte sich telefonisch am Vormittag bei Sophie Voss gemeldet und gesagt, dass er sich mit ihr über ihren Schwager unterhalten wollte. Sie hatte zuerst ein wenig erstaunt geklungen, als er ihr jedoch berichtet hatte, dass Götz mit ihm zusammenarbeiten würde, hatte sie ihn spontan eingeladen. Am Nachmittag würden auch ihr Bruder Sebastian mit seiner Familie und ihre Eltern zu einem sonntäglichen Kaffeetrinken vorbeikommen, ob er nicht Lust hätte, sich ihnen anzuschließen und von dem Projekt zu berichten. Ben hatte zugesagt, nicht ohne klarzustellen, dass er sich – nach der Zusage von Götz – nun wohl ein wenig umorientieren werde und nicht länger ein Buch über das Kriminalgericht im Ganzen plane, sondern nur noch eines ausschließlich über den Fall Julian Götz.
    Während er auf das Haus zuging, fielen ihm Kinderstimmen auf, die aus dem dahinterliegenden Garten zu ihm herüberdrangen. Kurzerhand wandte Ben sich nach rechts, durchschritt eine schmale Lücke in der Hecke und folgte einem mit Steinplatten ausgelegten Weg, der an dem Haus vorbei in den hinteren Teil des Grundstücks führte.
    Sophie hatte nicht zu viel versprochen. Mitten auf dem frisch gemähten Rasen war eine größere Tafel aufgebaut, um die herum sich Kinder und Erwachsene tummelten, zum Teil auf weißen Korbstühlen sitzend, zum Teil am Tisch stehend oder über den Rasen tollend.
    »Herr Lindenberger!«
    Ben blieb etwas verlegen stehen. Er kam sich vor, als würde er in ein Familienfest eindringen. Man wandte ihm den Kopf zu. Sophie eilte ihm entgegen. Sie trug ein lustiges, buntes Kleid, hatte ihre Haare raffiniert achtlos mit einem breiten Band zusammengenommen und – wie Ben zu seinem Erstaunen bemerkte – die Schuhe abgestreift, so dass sie barfuß über den Rasen lief.
    »Schön, dass Sie kommen können.« Sie lächelte ihn an. Es kam ihm freundlich und aufgeschlossen vor.
    »Danke für die Einladung.«
    »Kommen Sie.« Es hätte wohl nicht viel gefehlt und sie hätte ihn an die Hand genommen. Aber das tat sie dann doch nicht, sondern nickte nur vage in Richtung Tisch. »Ich stelle Ihnen meine Familie vor.«
    Bald hatte Ben die Hände geschüttelt. Ihrem Vater, Gebhart Voss, einem großen, hellhäutigen Mann um die siebzig, der auch bei diesem Gartentee im Kreis der Familie nicht darauf verzichtet hatte, eine weinrote Krawatte umzubinden. Ihrer Mutter, Franziska Voss, die Ben mit einem Hauch der gleichen Distanziertheit musterte, die ihm schon der Vater entgegengebracht hatte, deren Gesicht Ben jedoch mehr als dem ihres Mannes anzusehen meinte, dass sie den Kummer über das, was in diesem Hause vor nicht allzu langer Zeit geschehen war, noch längst nicht verwunden hatte und vielleicht auch niemals verwinden würde. Schließlich Sophies Bruder Sebastian und seiner Frau Katharina, die – beide fast schon ein wenig zu auffällig in helle, frühlingshafte Farben gekleidet – sich anscheinend von Sophies freundlicher Begrüßung hatten anstecken lassen und ihn ganz aufgeräumt in ihre Mitte nahmen. Valentin, Frieder und Antonia, die drei bemerkenswert altmodisch herausgeputzten Kinder – Ben schätzte sie auf ein Alter zwischen acht und zwölf –, hatten kurz zu ihm herübergeschaut, es jedoch vorgezogen, sich weiter mit den Goldfischen im Gartenteich zu beschäftigen, statt ihm ebenfalls artig die Hand zu schütteln.
    »Ein Autor – wirklich? Das muss faszinierend sein.« Sebastian hatte seine hellblauen Augen, die er von seinem Vater geerbt hatte, auf Ben geheftet, nachdem dieser auf einem freien Stuhl in ihrer Runde am Tisch Platz genommen hatte. »Oder, Kati?«
    Sebastian sah seine Frau an. Sie lächelte.
    »Hätte ich das nicht auch werden sollen?«, insistierte er.
    »Was treiben Sie, wenn ich fragen darf?«, schaltete sich Ben ein, als deutlich wurde, dass Sebastians Frau nicht genau wusste, was sie ihrem Mann darauf antworten sollte.
    »Ich«, er winkte ab, »furchtbar. Fast schäme ich mich, es zu sagen.«
    »Na hör mal«, ließ sich seine Mutter vernehmen. »Basti, was soll denn das?«
    Er lachte. »Nicht doch, Mama, Kati weiß schon, wie ich es meine.«
    »Wie viele Angestellte habt ihr jetzt?«, brummte Gebhart und sah seinen Sohn an.
    »Hundertvierzig … fünfzig.« Sebastian schüttelte

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