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Der Architekt

Der Architekt

Titel: Der Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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hoffte.
    »Hier schmilzt sich jeder nur an es an«, wisperte eine Stimme neben ihr. Sie schaute zur Seite und blickte in eine Maske, die wirkte, als sei sie von innen mit einer gelblichen Flüssigkeit vollgelaufen. »Wenn das nichts für dich ist, vielleicht im Stock drunter? Dort arbeiten sie mit klinischen Mitteln.«
    Mia spürte das Wogen und Stoßen, das Rutschen und Keuchen des Wesens neben sich.
    »Sie operieren dich dort, ganz so, wie du es haben willst«, fuhr die Stimme fort. »Andere Öffnungen, andere Glieder, andere Falten, andere Zungen. Es dauert nicht lang, du musst nur mit ihnen sprechen. Sie sind ganz offen.«
    Der Mensch, der die Maske trug, musste durch einen Strohhalm hindurch Luft bekommen, während die gelbliche Flüssigkeit, die sich zwischen seinem Gesicht und dem transparenten Gummi gesammelt hatte, in immer neuen Schlieren sein Antlitz umfloss.
    Angewidert schob Mia sich an ihm vorbei auf den Spiralgang, der in die Tiefe führte, spürte, wie die schiefe Ebene sie nach rechts kippen ließ, stützte sich auf das Geländer, das sie von dem Schacht im Zentrum des Trichters trennte. Hitze durchströmte ihren Körper, und sie riss an ihrer Maske. Hörte das glucksende Geräusch, mit dem sich das Gummi von ihrer Haut löste. Würgend warf sie es in den Schacht hinab, der in der Mitte des gewundenen Spiralgangs in die Tiefe schoss.
    Eine Zeitlang sah sie das blasse, schlaffe Plastikgesicht kreiselnd durch die Luft gleiten, dann wurde es vom Dunkel verschluckt.
    Mia lauschte. Die Schwärze stieg zu ihr auf. Einen Aufschlag aber hörte sie nicht.

48
    »Sie macht es. Ich hab gestern mit ihr gesprochen.«
    Götz’ Augen weiteten sich.
    »Es ist kein Problem«, sagte Ben. »Sie will noch heute mit Seewald reden.«
    Götz zeigte mit beiden ausgestreckten Zeigefingern auf Ben, wippte mit ihnen, sagte aber nichts.
    Ben grinste.
    »Okay«, murmelte Götz leise und nahm die Finger herunter. Und nochmal: »Okay.«
    Ben atmete aus. Es war nicht einfach gewesen, Lillian zu der Aussage zu bewegen. Aber er hatte es geschafft. Er schob das Gerät, das er mitgebracht hatte, über den Tisch. »Die Wachmannschaft hat es den ganzen Vormittag lang geprüft.« Er lächelte dem Beamten zu, der wieder an der Tür Platz genommen hatte. »Erst wollten sie nicht, dass ich es Ihnen gebe. Aber es ist Seewald gelungen, den Sicherheitsleuten klarzumachen, dass sie eine Ausnahme machen müssen, wenn sie nicht wollen, dass er ihre Ablehnung durch die Presse schleift.«
    Götz nahm das Gerät und sah es sich an.
    »Auf Rot drücken, dann nimmt es auf«, erläuterte Ben. »Ich brauche einfach viel mehr Material. Sprechen Sie über was immer Ihnen einfällt. Am besten chronologisch. Fangen Sie noch mal bei Ihrer Kindheit an, bei den Eltern, der Familie, der Schule. Am besten, Sie lassen nichts aus.« Er reichte Götz einige Blätter hinüber. »Ich habe auch ein paar Fragen notiert, die mir eingefallen sind. Einzelheiten, über die ich gern mehr wüsste.«
    Götz sah auf die Papiere, schien in Gedanken aber noch immer bei Lillian zu sein.
    »Das können Sie sich ja in Ruhe nachher ansehen«, fuhr Ben fort. »Kein Problem, wenn Sie mit der einen oder anderen Frage nichts anfangen können.«
    »Sie scheinen ja ziemlich genau zu wissen, wo Sie mit dem Buch hinwollen.« Götz legte die Seiten neben das Aufnahmegerät.
    »Wissen wir das nicht beide?«
    »Hmm.«
    »Okay«, Ben beugte sich vor, den Stift in der Hand, das Papier für die Notizen vor sich, »wollen wir?« Er warf einen Blick auf die Uhr, die hinter Götz an der Wand hing. »Die Zeit läuft uns davon.«
    Götz verengte die Augen kaum merklich. »Sie haben Frau Behringer überzeugt. Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Herr Lindenberger.«
    »Gut.« Ben hielt dem Blick des anderen stand. Lillian, blitzte es in seinem Kopf auf. Ihr Körper schien sich an seinen Bauch zu pressen. Er biss die Zähne zusammen. »Ich würde gerne über Ihre Anfangsjahre sprechen, Herr Götz, und zwar genauer gesagt über Caspar Janson, Ihren alten Freund.«
    »Ah ja?«
    »Soweit ich weiß, hatten Sie ein sehr enges Verhältnis zu ihm?«
    Götz holte Luft, lehnte sich zurück. »Wirklich? Über Caspar wollen Sie reden? Ja, er war mein Freund, ein, wie soll ich sagen, schon ganz besonderer Mensch, aber … Ich bin mir nicht sicher. Ich fürchte, das wirft ein eher zwiespältiges Licht auf mich. Wenn man sich mit Caspar beschäftigt, fragt man sich vielleicht, was für ein Mann muss das sein, dessen

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