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Der Arzt von Stalingrad

Der Arzt von Stalingrad

Titel: Der Arzt von Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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macht ihr Furunkel?« rief er über den Platz.
    »Alles in Ordnung, Herr Stabsarzt. Muß schon wieder arbeiten, sagt die Ärztin …«
    Er sah ihnen nach, wie sie um die Ecke verschwanden und zum großen Lagertor gingen. »Wenn wir den nicht hätten«, murmelte er vor sich hin und begann, den Boden um seine Tulpen zu lockern.
    Julius Kerner kam aus der Baracke und winkte ihn zu sich heran. Er tat sehr geheimnisvoll und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Wir haben vier Rubel, Karl«, sagte er stolz.
    »Vier Rubel?« Karl Georg sah seinen Freund verblüfft an. Der Besitz von vier Rubeln war wie ein Märchen. »Woher denn?«
    »Müller hatte noch einen silbernen Uhranhänger, so'n dusseliges Ding, das er beim Kegeln gewonnen hat. ›Gut Holz‹ stand drauf, und neun Kegel! Das hat er dem russischen Posten 6 für vier Rubel verkauft! Der Kerl war ganz wild darauf!«
    »Und was kostet ein Schal?«
    »Der Posten meint, ein guter Seidenschal kommt auf 300 Rubel!«
    »Das schaffen wir nie. Ich müßte mal mit der Bascha reden. Vielleicht will sie gar keinen mehr …«
    »Die nicht … aber der Markow, das Schwein!«
    Ein Posten, der vorüberging, blieb vor dem Garten stehen und sah sich die blühenden Tulpen an. Er lachte den beiden Deutschen zu, und seine dunklen Augen in dem gelben Tatarengesicht strahlten.
    »Gutte Blume«, sagte er mit der hellen Stimme vieler Asiaten. »Schön für Mädchen …«
    »Du kannst mich kreuzweise!« sagte Karl Georg. Dann ließ er Julius Kerner und den Tataren stehen und harkte seine Beete weiter.
    In der Kommandantenbaracke wartete Major Worotilow. Er saß an seinem großen Schreibtisch, während Leutnant Markow aus dem Fenster lehnte und den großen Appellplatz übersah. Er bemerkte die Gartenarbeit Karl Georgs und ärgerte sich maßlos über seinen Kommandanten, der das duldete.
    Dr. Böhler grüßte und sah Major Worotilow erwartungsvoll an.
    »Sie haben operiert?« fragte Worotilow in dem gleichen Ton wie vorher Dr. Kresin.
    »Es blieb mir keine Wahl!«
    »Sie wissen genau, daß Sie keine Befugnis haben, Eingriffe zu unternehmen. Wir haben Ihre Krankenstelle nur für Lungenkranke und Verletzte eingerichtet, die Pflege brauchen. Operieren steht allein Dr. Kresin oder Dr. Kasalinsskaja zu! Und Sie haben sogar mit einem Taschenmesser operiert!« Major Worotilow kniff die buschigen Augenbrauen zusammen und sah die deutschen Ärzte eine Weile stumm an. »Wenn der Patient stirbt, werde ich Sie wegen Mord an einem Kameraden nach Moskau vor das Kriegsgericht schicken!« Er machte eine umfassende Handbewegung. »Sie alle!«
    »Es gab keine andere Rettung als den Eingriff!« Dr. Böhler blieb ruhig, während Dr. Sellnow unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Dr. Schultheiß lehnte blaß an der Wand. Mord, dachte er. Wenn der Oberfähnrich stirbt, geht es um unseren Kopf … Als ob es den Russen auf diesen einen Gefangenen ankäme! Alles, alles ist nur Schikane, ist Nervenkrieg … man will uns weich machen, weil wir den Kopf noch oben tragen, weil wir noch ein Rückgrat haben und nicht Wachs sind in ihrer Hand.
    Major Worotilow sprang auf. »Man hat dem Küchenmädchen einen seidenen Schal gestohlen! Das ganze Lager bekommt eine Woche 100 Gramm Brot weniger am Tag, wenn der Schal nicht wieder auftaucht!«
    Dr. Böhler war bleich geworden. Er biß die dünnen Lippen fest aufeinander. Seine Stimme war leise, es war nur ein halbes Flüstern, als er sich an Major Worotilow wandte.
    »Das ist doch unmenschlich, Major! Mit dieser Seide haben wir einem Menschen das Leben gerettet! Mit dieser Seide werden wir noch manchem das Leben erhalten! Und dafür sollen Tausende Unschuldiger büßen?«
    »Ein russischer Schal ist mehr wert als 10.000 deutsche Leben!« Piotr Markow war vom Fenster emporgeschnellt und hatte es Dr. Böhler ins Gesicht geschrien. Jetzt stand er vor ihm, groß, hager, mit den Augen eines Fanatikers, zitternd vor Erregung … ein Hasser, der die Welt zerreißen konnte.
    Dr. Böhler sah zu Boden. Spitz und scharf zeichneten sich seine Backenknochen in dem hageren Gesicht ab. »Dann kann ich ja gehen«, sagte er.
    »Stolz ist er! Stolz!« schrie Markow wild. »Du deutsches Schwein! Wer hat gesagt: Es gibt zuviel Russen … wir müssen sie verhungern lassen?! Wer wollte den Osten aufnorden? Wer hat unser Land ausgepreßt und hundert Mann erhängt, wenn ein deutscher Soldat erschossen wurde, weil er gestohlen oder geschändet hat?! Wer schickte nach Minsk oder Smolensk Gauleiter, die

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