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Der Arzt von Stalingrad

Der Arzt von Stalingrad

Titel: Der Arzt von Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit Lastwagen Möbel, Gemälde und wertvolle Teppiche nach Deutschland schafften? Wer? Wer, du deutsches Mistvieh?! Ihr! Euer Führer, der euch allein ließ, als es euch dreckig ging! Eure schwarze Bande mit dem Totenkopf hat gar meine Mutter und meinen Bruder erschlagen, weil sie des Nachts aus Hunger bettelnd durch die Dörfer zogen … meinen Vater habt ihr umgebracht in Stalino, meine Schwester liegt unter den Trümmern von Charkow … und ihr steht hier, stolz, frech und immer noch die Herren?! 100.000 Deutsche für einen zerrissenen russischen Schal! Bis ihr alle verreckt!«
    Schaum stand vor seinem Mund. Er schwankte und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der neben dem Tisch des Majors stand.
    Worotilow sah auf seine Hände. Er duldete den Ausbruch seines Leutnants, und nur Dr. Kresin hatte sich in eine andere Ecke verzogen und grunzte mißbilligend. Dr. Böhler wandte sich ab und ging zur Tür.
    »Wo wollen Sie hin?« rief Worotilow.
    »In mein Lazarett! Die Kranken brauchen mich … die kranken, verletzten, jammernden, armen, hilflosen und dreckigen deutschen Schweine …«
    Piotr Markow umklammerte die Kante des Tisches und schnellte den Oberkörper vor.
    »Verrecken alle, verrecken …«, keuchte er atemlos.
    Worotilow winkte ab. Seine Hand fuhr durch die Luft. »Dr. Böhler.« Seine Stimme war gelassen und ein wenig singend. Er kommt aus dem Süden, dachte Dr. Schultheiß. Vielleicht aus dem Kaukasus oder von der Krim. »Sie werden in den nächsten Tagen chirurgische Bestecke, Catgut, Narkosemittel und alle Dinge bekommen, die Sie brauchen. Ich bitte Sie, eine genaue Liste einzureichen, was Sie am allernötigsten brauchen! Dr. Kresin wird sie prüfen. Ich werde direkt nach Moskau schreiben.« Ein Lächeln flog über sein Gesicht … etwas von der uralten Weisheit der Asiaten schimmerte hinter der Maske der Zivilisation. »Das ändert aber nichts daran, daß Bascha Tarrasowa ihren Schal wiederbekommt! und daß Ihre Kameraden für den Diebstahl eine Woche lang 100 Gramm Brot weniger erhalten!«
    »Sie sind grausam, Major.«
    »Aber gerecht. Ich habe mir sagen lassen, daß ein Diebstahl in einem deutschen Gefangenenlager ganz anders bestraft wird …«
    »Das sind Greuelmärchen!« Dr. Böhler trat wiederum einen Schritt vor. »Ich bitte Sie, Major … lassen Sie die armen Kerle nicht hungern! Wenn es sein muß, dann bestrafen Sie mich …«
    Worotilow schüttelte den Kopf. Seine Augen waren schmal, aber in diesen Schlitzen leuchtete etwas, was sich Dr. Böhler nicht erklären konnte.
    »Sie werden aus meinem Lager ein großes Lazarett machen, und ich bin stolz darauf, und Dr. Kresin auch. Sie sind ein großer Arzt …«
    »Ich tue nichts als meine Pflicht …«
    »Wir wollen uns nicht um Worte streiten. Sie werden alles bekommen, was Sie brauchen … ich habe es schon einmal gesagt. Aber Ihre verwundeten oder kranken oder gesunden Landsleute interessieren mich nicht. Sie werden einen Diebstahl büßen …«
    Sekundenlang sah Dr. Böhler dem Major in die kleinen Augen. Zwei Männer, die jeder am Ende einer riesigen Brücke standen, über die kein Weg zueinander führt, weil sie in der Mitte zerstört ist. Nur das Geräusch ihrer Stimmen dringt von Ufer zu Ufer, aber die Worte sind verschieden.
    »Niemand lernt euch Russen kennen«, sagte Dr. Böhler leise. Dann wandte er sich ab und verließ den Raum. Sellnow und Schultheiß wollten ihm folgen. Die Stimme Dr. Kresins hielt sie fest.
    »Sie bleiben!« Seine dicken Finger wiesen auf den jungen Unterarzt. »Sie können auch gehen«, rief er Sellnow zu.
    Dr. Schultheiß trat zurück ins Zimmer und sah sich um. Piotr Markow hatte seine Pistole umgeschnallt und verließ die Baracke. Er strebte zur Baracke II, Block 7, wo eben Karl Georg seine Blumen fertig begossen hatte und nun mit seinen Freunden an der Wand lehnte und Machorka rauchte.
    Dr. Sergeij Basow Kresin schob Dr. Schultheiß mit dem Fuß einen Stuhl zu. »Setzen!« kommandierte er. Verblüfft ließ sich Schultheiß nieder und spürte, daß er blaß wurde und heftige Angst in ihm aufstieg. Dr. Kresin hatte die Hände gefaltet, als er zu sprechen begann. Er sah friedlich aus, als ob er sich als Privatmann mit einem jungen Kollegen unterhalte. Diese Haltung mahnte Schultheiß zur Vorsicht.
    »Wir haben gehört«, sagte Dr. Kresin freundlich, »daß Sie den operierten Patienten mit einem neuen Medikament, einem Pulver, behandelt haben. Stimmt das?«
    Schultheiß kniff die Lippen aufeinander. Woher wußte

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