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Der Assistent der Sterne

Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
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Motor sprang erst nach mehreren Versuchen an.
    Auf der Umfahrungsautobahn Richtung Hafen fiel die Lichtanlage aus. Der Warnblinker funktionierte gleichfalls nicht, sodass Jensen gezwungen war, auf dem Pannenstreifen anzuhalten. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dieser Wagen dem außergewöhnlich harten Winter erliegen würde. Jensen öffnete die Motorhaube und rüttelte aufs Geratewohl an den erreichbaren Drähten und Schläuchen. Er schlug gegen einen kleinen schwarzen Kasten, in dem sich die Sicherungen befanden. Danach leuchteten die Scheinwerfer wieder.
    Er fuhr weiter, den Blick über den Rand der grandiosen Lesebrille auf die Straße gerichtet. Vor Abzweigungenschielte er mit einem Auge auf den Stadtplan, bei Merksem zweigte er links ab auf die Nebenstraße, die zu den beiden Docks führte.
    Jensen hoffte, dass seine Scheinwerfer ihn jetzt nicht im Stich ließen, die Straße war nicht beleuchtet; hier wohnte niemand, die Gegend gehörte bereits zum Hafengelände, man überließ sie der Dunkelheit. In der Ferne glitzerten die Lichter der Docks. Nach einer Weile erhob sich links der Straße ein Zaun, Maschendraht, kaum zwei Meter hoch. Der Zaun wirkte harmlos, er symbolisierte lediglich das Verbot, das Hafengelände unbefugt zu betreten.
    Jensen fuhr im Schritttempo weiter, vorbei an Lastkränen, auf denen Warnlichter pulsierten. Falls er den Stadtplan richtig deutete, befand er sich jetzt auf Höhe des Albertdocks. Er hielt an und stieg aus, um sich zu vergewissern, dass das Albertdock auch tatsächlich nicht in Frage kam. Eine Möwe, die in geringer Entfernung auf dem Zaun saß, duckte sich. Als er sich dem Zaun näherte, wurde es ihr zu viel, sie flog lautlos über das Wasser davon.
    An diesem Quai ankerte kein Schiff.
    Durchgestrichen, dachte Jensen. Definitiv. Ich muss zum Leopolddock.
    Die Luft war eisig und feucht, und sie roch intensiv, würzig und metallisch. Es war der Geruch einer billigen Speisewürze, Liebigs Fleischextrakt kam Jensen in den Sinn, genau so roch es, nur eben anorganischer. Wahrscheinlich verströmten die pyramidenförmig angehäuften Erze diesen Geruch. Sie türmten sich hier überall; über manchen hing noch die geöffnete Baggerschaufel. Beim Feierabendpfiff ließen die Arbeiter offenbar alles stehen und liegen. überhaupt wirkte der Hafen verlassen, das Wasser wogte träge, manchmal wechselte eine Möwe ihren Schlafplatz. Die Sicht nach rechts, auf das Leopolddock, wurde Jensendurch Frachtcontainer versperrt, die in mehreren Reihen aufeinandergestapelt auf ihre Reise warteten.
    Aber was, wenn am Leopolddock auch kein Schiff ankerte? Womöglich packte Lulambo in diesem Moment seinen Koffer, um mit unbekanntem Ziel zu verreisen. Es gab kein Schiff, nur eine Finte, auf die du hereingefallen bist, dachte Jensen. Und dein Gefühl, dass du ihm trauen kannst …
    Für Gefühle gab es in der Natur eine Entsprechung: den Höhlensalamander. Er war blind und taub und reagierte nur auf Erschütterungen.
    Jensen setzte sich wieder in den Wagen. Im ersten Gang fuhr er weiter. Falls das Schiff existierte, würde er es in wenigen Augenblicken sehen, wenn er an den Containern vorbei war.
    Er glaubte nicht mehr daran.
    Sein Handy klingelte.
    Er hielt an. Auf dem Bildschirm leuchtete Stassens Nummer.
    »Ja. Ich weiß«, sagte Jensen.
    »Was? Was weißt du?«
    »Warum du mich anrufst.«
    »Na gut. Dann sag mir, warum. Dann brauche ich es dir nämlich nicht zu sagen. Verstreken hat vor einer halben Stunde deine Personalakte angefordert.«
    »Ja.«
    »Mehr sagst du nicht dazu? Deine Ruhe möchte ich haben! Verstehst du nicht, was das bedeutet? Ich kann nichts mehr für dich tun. Ich musste ihm deine Akte mailen. Er vergleicht jetzt deine Fingerabdrücke mit denen auf dem Zettel. Heilige Scheiße, Hannes! Was ist passiert? Woher weiß dieser Korinthenkacker, dass du in der Sache drinsteckst? Bis zum Hals steckst du drin. Hast du ein Alibi? Wo warst du in der Nacht von gestern auf heute? Das wirder dich fragen, Hannes. Das muss dir doch klar sein. Hast du eins?«
    »Ich war im Hotel. Im De Tuilerieën. Im Bett.«
    »Mach mich nicht fertig! Das meinst du nicht im Ernst. Warum schläfst du im De Tuilerieën? Deine Freundin bekommt doch ein Kind. Wohnt ihr denn nicht zusammen? War sie wenigstens bei dir, letzte Nacht? Kann sie es bezeugen?«
    »Nein.«
    »Dann hast du kein Alibi. Heilige Scheiße! Weißt du, was ich glaube, Hannes? Ich glaube, du solltest dich stellen. Ruf Verstreken an. Sag ihm,

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