Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Assistent der Sterne

Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
Vom Netzwerk:
Prophezeiung?«
    »Natürlich nicht! Warum? Glauben Sie etwa daran? Dann sind Sie ein Idiot.«
    Die Gabel, die über das Topfblech kratzte, machte ein Geräusch, das sich einem in die Knochen fraß.
    »Könnte es sein«, fragte Jensen, »dass dieser Wahrsager Ihrer Frau eine Bedingung gestellt hat. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Eine Bedingung? Wie meinen Sie das?«
    »Geben Sie mir den Topf.« Jensen hielt das Geräusch nicht mehr aus. »Ich werde ihn einweichen. Und Sie sollten die Herdplatte ausschalten. Die Milch brennt sich sonst ein.«
    »Sie haben recht«, sagte Lachaert. Er drückte Jensen den Topf in die Hand. »Sie können auch gleich Kaffee machen. Ich weiß nicht, wie das geht. Das macht sonst immer Trees.«
    Lachaert setzte sich auf den Stuhl und überließ jetzt alles Jensen.
    »Also. Was für eine Bedingung?«, fragte Lachaert.
    »Zum Beispiel Geld. Hat er von Ihrer Frau Geld verlangt, damit er einen magischen Zauber ausführen kann, um das Unglück zu bannen?
    »Nein. Davon weiß ich nichts. Wenn der Scheißkerl so etwas verlangt hätte, wäre sie doch darauf eingegangen. Dann hätte sie jetzt doch keine Angst mehr. Aber sie hat furchtbare Angst. Und ich auch. Sie hat es mit dem Herz. Da sind Arterien verengt … Angina pectoralis.«
    »Pectoris«, korrigierte Jensen, während er den Topf unter den Wasserhahn stellte.
    »Denn eben Pectoris. Sie Korinthenkacker. Aber wie immer das heißt: Sie darf sich nicht aufregen. Der Arzt sagt, das ist Gift für sie. Und es ist auch Gift für mich. Da im Schrank sind Gläser. Die kleinen. Im Schrank. Sie stehendavor. Stellen Sie zwei davon auf den Tisch. Ich brauche jetzt einen Schluck, und Sie bestimmt auch.«
    Jensen war gespannt, wo Lachaert seinen Gin versteckte. Es stellte sich heraus, dass er darauf saß. Er zog eine kleine, flache Flasche aus der Gesäßtasche seiner Hose hervor.
    »Für mich es ist noch zu früh«, sagte Jensen. Er stellte nur ein Glas auf den Tisch.
    »Für den einen ist es zu früh, für den anderen zu spät«, sagte Lachaert und goss sich das Glas voll.
    Die Herdplatte glühte immer noch, Jensen stellte sie ab. Da er nie Kaffee trank, wusste er nicht, wie man ihn zubereitete; es würde also keinen geben.
    »Prost!«, sagte Lachaert, und mit einem Ruck leerte er das Glas.
    »Sind Sie absolut sicher? Der Wahrsager hat von Ihrer Frau nichts verlangt? Kein Geld, damit das Unglück nicht geschieht? Oder vielleicht sonst etwas. Irgendeinen Gefallen?«
    »Absolut sicher.« Jorn Lachaerts Glas war schnell wieder voll.
    »Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Ich sagte doch: Ich weiß nicht, wo er wohnt. Wenn ich wüsste, wie er heißt, wüsste ich, wo er wohnt. Und jetzt noch was.« Lachaert griff nach Jensens Arm. »Unser Gespräch hier, das muss unter uns bleiben. Trees glaubt nun mal an diesen Unsinn, das haben Sie gesehen. Es ist wegen dieser Kette, die dieses Arschloch angeblich in seinen Träumen gesehen hat. Sie hat eine Kette verloren, und …«
    »Ich weiß. Sie hat es mir vorhin erzählt.«
    »Es nützt nichts, verstehen Sie? Es nützt nichts, wenn man es ihr ausreden will. Es wird nur schlimmer, sie regt sich nur noch mehr auf. Sie denkt dann, dass ich ihr nichtglaube. Natürlich glaube ich nicht an diesen Blödsinn. Aber ich will nicht, dass sie das weiß. Sonst denkt sie, dass ich sie im Stich lasse. Ist das klar?«
    »Es bleibt unter uns«, sagte Jensen.
    »Haben Sie die Milch aufgesetzt? Ich habe Trees versprochen, dass ich ihr eine warme Milch bringe. Da unten sind die Kochtöpfe.« Mit zwei Fingern setzte er sich das Ginglas an die Lippen, die abrupte Bewegung seines Kopfes beim Trinken erinnerte an einen Vogel, der nach einem Wurm pickt.
    Jensen holte aus dem Kühlschrank eine Packung Milch.
    »Weiß eigentlich Ihre Tochter davon?«, fragte er.
    »Vera? Nein.« Lachaert schüttelte den Kopf. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. »Das ist eine andere Geschichte. Hat Annick es Ihnen nicht erzählt?«
    Vera.
    Die Milchpackung wurde Jensen zu schwer; er stellte sie auf den Küchentisch. »Ihre Tochter. Heißt sie Vera Lachaet?«
    »Ja. Wie denn sonst? Haben Sie das nicht gewusst? Warum fragen Sie?«
    Jensen setzte sich auf den zweiten Stuhl.
    »Moment«, sagte Jensen. Er dachte an Lulambo, den Mann, der ihm in die Buchhandlung gefolgt war. »Ihre Tochter heißt Vera. Und dieser Wahrsager? Wissen Sie zufällig, ob es ein Afrikaner ist?«
    »Kann sein. Trees spricht immer von einem Féticheur. So nennt er sich. Féticheur. Es könnte

Weitere Kostenlose Bücher